Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Die Ritterstochter von der alten Burg Schwarzach in der Pfalz, welche ähnlich der Persephone, als sie am See auf der Wiese spielte, von einer grossen, aus dem Felsen gekommenen Schlange in den See gezogen worden war, gab ihrem trauernden Vater durch Glockentöne das Zeichen ihres Lebens; einmal läutete es heller und der Ritter vernahm die Worte: "Ich lebe, mein Vater, bin aber an die Wasserwelt gebannt; lange habe ich mich gewehrt, aber der erste Trunk hat mich um die Freiheit gebracht; hüte dich vor diesem Trunk." - Kaum hatte der Vater diese Worte der Tochter vernommen und stand er traurig am Wasser, da traten zwei Knaben hinzu und reichten ihm aus einem goldenen Becher zu trinken; er kostete ihn und versank augenblicklich in den See.1) In der Bretagne wurde unter dem Klange einer Glocke oder Schelle es bekannt gemacht, wenn Jemand verstorben war.2) Den obigen Triaden mögen noch einige kymrische Sprüche (Diarhebion) angereiht werden, wovon eine grosse Sammlung dem Cattwg oder Cadog (dem Weisen) beigelegt wird, welcher im Anfang des 6ten Jahrhunderts Abt von Llangarvan war und dessen Name mit dem steigenden Ruhme der Weisheit und Tugenden jeder Art in der Ueberlieferung fortlebte.3)
Dieser Spruch ist für den Lichtglauben der Barden berücksichtigungswerth. In der Bretagne wurde der Ver- 1) Grimm, I. Nr. 305. 2) Eckermann, III. 1. S. 41. 3) Walter, S. 347 ff.
Die Ritterstochter von der alten Burg Schwarzach in der Pfalz, welche ähnlich der Persephone, als sie am See auf der Wiese spielte, von einer grossen, aus dem Felsen gekommenen Schlange in den See gezogen worden war, gab ihrem trauernden Vater durch Glockentöne das Zeichen ihres Lebens; einmal läutete es heller und der Ritter vernahm die Worte: „Ich lebe, mein Vater, bin aber an die Wasserwelt gebannt; lange habe ich mich gewehrt, aber der erste Trunk hat mich um die Freiheit gebracht; hüte dich vor diesem Trunk.“ – Kaum hatte der Vater diese Worte der Tochter vernommen und stand er traurig am Wasser, da traten zwei Knaben hinzu und reichten ihm aus einem goldenen Becher zu trinken; er kostete ihn und versank augenblicklich in den See.1) In der Bretagne wurde unter dem Klange einer Glocke oder Schelle es bekannt gemacht, wenn Jemand verstorben war.2) Den obigen Triaden mögen noch einige kymrische Sprüche (Diarhebion) angereiht werden, wovon eine grosse Sammlung dem Cattwg oder Cadog (dem Weisen) beigelegt wird, welcher im Anfang des 6ten Jahrhunderts Abt von Llangarvan war und dessen Name mit dem steigenden Ruhme der Weisheit und Tugenden jeder Art in der Ueberlieferung fortlebte.3)
Dieser Spruch ist für den Lichtglauben der Barden berücksichtigungswerth. In der Bretagne wurde der Ver- 1) Grimm, I. Nr. 305. 2) Eckermann, III. 1. S. 41. 3) Walter, S. 347 ff.
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Die Ritterstochter von der alten Burg Schwarzach in der Pfalz, welche ähnlich der Persephone, als sie am See auf der Wiese spielte, von einer grossen, aus dem Felsen gekommenen Schlange in den See gezogen worden war, gab ihrem trauernden Vater durch Glockentöne das Zeichen ihres Lebens; einmal läutete es heller und der Ritter vernahm die Worte: „Ich lebe, mein Vater, bin aber an die Wasserwelt gebannt; lange habe ich mich gewehrt, aber der erste Trunk hat mich um die Freiheit gebracht; hüte dich vor diesem Trunk.“ – Kaum hatte der Vater diese Worte der Tochter vernommen und stand er traurig am Wasser, da traten zwei Knaben hinzu und reichten ihm aus einem goldenen Becher zu trinken; er kostete ihn und versank augenblicklich in den See. 1) In der Bretagne wurde unter dem Klange einer Glocke oder Schelle es bekannt gemacht, wenn Jemand verstorben war. 2)
Den obigen Triaden mögen noch einige kymrische Sprüche (Diarhebion) angereiht werden, wovon eine grosse Sammlung dem Cattwg oder Cadog (dem Weisen) beigelegt wird, welcher im Anfang des 6ten Jahrhunderts Abt von Llangarvan war und dessen Name mit dem steigenden Ruhme der Weisheit und Tugenden jeder Art in der Ueberlieferung fortlebte. 3)
Erwarte keinen Erfolg ohne vorherige Versuche.
Suche nie einen Vortheil durch deine Mildthätigkeit.
Die beste Wahl, Gutes thun.
Das beste Studium, Selbsterkenntniss.
Die beste Empfindung, Mitleiden.
Es kann nicht sein Gutes ohne Licht;
nicht Frömmigkeit ohne Licht;
nicht Religion ohne Licht;
nicht Glauben ohne Licht;
nicht Klarheit ohne Licht;
nicht Licht ohne Gott zu schauen.
Dieser Spruch ist für den Lichtglauben der Barden berücksichtigungswerth. In der Bretagne wurde der Ver-
1) Grimm, I. Nr. 305.
2) Eckermann, III. 1. S. 41.
3) Walter, S. 347 ff.
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