Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.schaften vorbildlich eingewirkt haben, davon sind noch mancherlei Spuren vorhanden. So sagt z. B. bei den Kupferschmieden der Schenkgeselle beim Zutrinken des Willkommens gleichsam zur Entschuldigung: "Das Kloster ist arm, der Brüder sind viel, der Abt trinkt selber gern."1) Dieselbe Aeusserung kommt auch bei den Seilergesellen vor.2) Den oben berührten Maurerdiplomen stehen auch die Ritterdiplome gleich, welche in Frankreich schon frühe ausgefertigt wurden,3) und beruhen auf denselben Gründen. Nach Schnaase, Gesch. der bildenden Künste, V. S. 15 Anm., sollen die Araber die Erfinder des Passwesens sein und dasselbe von ihnen auf die abendländischen Fürsten übergegangen sein, indem namentlich in dem Vertrage zwischen Richard Löwenherz und Saladin bestimmt worden sei, dass nur solche Pilger zu Jerusalem zugelassen werden sollten, welche Briefe des Königs oder seines Stellvertreters bei sich führten. Allein deshalb dürfte den Arabern noch nicht die Erfindung und das Aufkommen des Passwesens zugeschrieben werden und dasselbe liegt mehr in älteren oder gleichzeitigen europäischen Sitten und Bedürfnissen begründet. Bei den Persern wurden von dem Könige verdiente In- oder Ausländer für geleistete Dienste mit einer goldenen Schale (tesserae hospitales) als [fremdsprachliches Material], als Erkennungs- und Beglaubigungszeichen beschenkt, wie Demos, des Pyrilampes Sohn, also beschenkt worden war.4) Diese Schale gewährte Vortheile mancherlei Art, namentlich zu Geldanleihen, weshalb Demos dieselbe an Aristophanes zum Zwecke einer Reise nach Persien vermiethete. 1) Stock, S. 46 und 48. 2) Stock, S. 70 und 96. 3) Warnkoenig, franz. St.-Gesch, S. 250, Anm. 7. 4) Rauchenstein, ausgewählte Reden des Lysias, Berlin 1859, S. 162.
schaften vorbildlich eingewirkt haben, davon sind noch mancherlei Spuren vorhanden. So sagt z. B. bei den Kupferschmieden der Schenkgeselle beim Zutrinken des Willkommens gleichsam zur Entschuldigung: „Das Kloster ist arm, der Brüder sind viel, der Abt trinkt selber gern.“1) Dieselbe Aeusserung kommt auch bei den Seilergesellen vor.2) Den oben berührten Maurerdiplomen stehen auch die Ritterdiplome gleich, welche in Frankreich schon frühe ausgefertigt wurden,3) und beruhen auf denselben Gründen. Nach Schnaase, Gesch. der bildenden Künste, V. S. 15 Anm., sollen die Araber die Erfinder des Passwesens sein und dasselbe von ihnen auf die abendländischen Fürsten übergegangen sein, indem namentlich in dem Vertrage zwischen Richard Löwenherz und Saladin bestimmt worden sei, dass nur solche Pilger zu Jerusalem zugelassen werden sollten, welche Briefe des Königs oder seines Stellvertreters bei sich führten. Allein deshalb dürfte den Arabern noch nicht die Erfindung und das Aufkommen des Passwesens zugeschrieben werden und dasselbe liegt mehr in älteren oder gleichzeitigen europäischen Sitten und Bedürfnissen begründet. Bei den Persern wurden von dem Könige verdiente In- oder Ausländer für geleistete Dienste mit einer goldenen Schale (tesserae hospitales) als [fremdsprachliches Material], als Erkennungs- und Beglaubigungszeichen beschenkt, wie Demos, des Pyrilampes Sohn, also beschenkt worden war.4) Diese Schale gewährte Vortheile mancherlei Art, namentlich zu Geldanleihen, weshalb Demos dieselbe an Aristophanes zum Zwecke einer Reise nach Persien vermiethete. 1) Stock, S. 46 und 48. 2) Stock, S. 70 und 96. 3) Warnkoenig, franz. St.-Gesch, S. 250, Anm. 7. 4) Rauchenstein, ausgewählte Reden des Lysias, Berlin 1859, S. 162.
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schaften vorbildlich eingewirkt haben, davon sind noch mancherlei Spuren vorhanden. So sagt z. B. bei den Kupferschmieden der Schenkgeselle beim Zutrinken des Willkommens gleichsam zur Entschuldigung: „Das Kloster ist arm, der Brüder sind viel, der Abt trinkt selber gern.“ 1) Dieselbe Aeusserung kommt auch bei den Seilergesellen vor. 2)
Den oben berührten Maurerdiplomen stehen auch die Ritterdiplome gleich, welche in Frankreich schon frühe ausgefertigt wurden, 3) und beruhen auf denselben Gründen. Nach Schnaase, Gesch. der bildenden Künste, V. S. 15 Anm., sollen die Araber die Erfinder des Passwesens sein und dasselbe von ihnen auf die abendländischen Fürsten übergegangen sein, indem namentlich in dem Vertrage zwischen Richard Löwenherz und Saladin bestimmt worden sei, dass nur solche Pilger zu Jerusalem zugelassen werden sollten, welche Briefe des Königs oder seines Stellvertreters bei sich führten. Allein deshalb dürfte den Arabern noch nicht die Erfindung und das Aufkommen des Passwesens zugeschrieben werden und dasselbe liegt mehr in älteren oder gleichzeitigen europäischen Sitten und Bedürfnissen begründet. Bei den Persern wurden von dem Könige verdiente In- oder Ausländer für geleistete Dienste mit einer goldenen Schale (tesserae hospitales) als _ , als Erkennungs- und Beglaubigungszeichen beschenkt, wie Demos, des Pyrilampes Sohn, also beschenkt worden war. 4) Diese Schale gewährte Vortheile mancherlei Art, namentlich zu Geldanleihen, weshalb Demos dieselbe an Aristophanes zum Zwecke einer Reise nach Persien vermiethete.
1) Stock, S. 46 und 48.
2) Stock, S. 70 und 96.
3) Warnkoenig, franz. St.-Gesch, S. 250, Anm. 7.
4) Rauchenstein, ausgewählte Reden des Lysias, Berlin 1859, S. 162.
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