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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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Staats- noch Städteverfassung, überhaupt gar keine Städte bestanden, - dass bei ihnen keine Handwerke, Gewerbe, Künste und Wissenschaften und am allerwenigsten die Baukunst blühten, - dass namentlich auch die christliche Kirchenverfassung bis in die spätesten Zeiten den germanisch gebliebenen Ländern fremd war, - hätte, wenn nicht zur Erkenntniss und Feststellung der geschichtlichen Thatsachen, doch wenigstens zu dem geschichtlichen Forderungssatze leiten sollen, dass alles Dieses die Germanen nur bei den Römern und in den von den Römern besessenen Ländern haben erlernen und holen können. Sogar die zwei in einander gelegten Hände haben die Germanen als ein römisches Symbol erhalten, denn sie erscheinen auf römischen Münzen mit der Beischrift "Concordia", d. h. als Symbol der Eintracht. Dieselbe Eintracht, der Einklang der Herzen wird auf römischen Kaisermünzen durch zwei Leyern angedeutet.1) Die Furcht war von Polygnot in seinem grossen Gemälde zu Delphos durch eine Hand, die eine Figur sich vor das Gesicht hielt, angedeutet worden, was die Alterthümlichkeit gewisser ähnlicher maurerischer Symbole bezeugt. In dem glossaire de l'ancien droit francais von Dupin und Laboulaye, Paris 1846, wird maistrie, maistrise von magisterium abgeleitet und zugleich die hier Platz greifende Bemerkung gemacht: "Il faut etre apprentif avant d'etre maitre." Also die Germanen waren zuerst Lehrlinge und wurden nicht als Meister geboren, und sie waren die Lehrlinge der römischen Meister, weshalb sie zum ewigen geschichtlichen Gedächtniss aus der römischen Sprache gleich den romanischen Völkern das Wort Meister (magister), Burgermeister (magister civium), Münzmeister (magister monetae) u. s. w., - Meisterschaft (magisterium), - meistern, magistrare, franz. meistrier, maistroier) und was damit zusammenhängt, entlehnten.2) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, II. S. 113, bemerkt unter Meister ahd. meistar, Nebenform meinster, dass man schwanken

1) Winckelmann, Allegorie, S. 60.
2) Vergl. Ziemann, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter Meister; Wackernagel, altdeutsches Wörterbuch, unter Meister.

Staats- noch Städteverfassung, überhaupt gar keine Städte bestanden, – dass bei ihnen keine Handwerke, Gewerbe, Künste und Wissenschaften und am allerwenigsten die Baukunst blühten, – dass namentlich auch die christliche Kirchenverfassung bis in die spätesten Zeiten den germanisch gebliebenen Ländern fremd war, – hätte, wenn nicht zur Erkenntniss und Feststellung der geschichtlichen Thatsachen, doch wenigstens zu dem geschichtlichen Forderungssatze leiten sollen, dass alles Dieses die Germanen nur bei den Römern und in den von den Römern besessenen Ländern haben erlernen und holen können. Sogar die zwei in einander gelegten Hände haben die Germanen als ein römisches Symbol erhalten, denn sie erscheinen auf römischen Münzen mit der Beischrift „Concordia“, d. h. als Symbol der Eintracht. Dieselbe Eintracht, der Einklang der Herzen wird auf römischen Kaisermünzen durch zwei Leyern angedeutet.1) Die Furcht war von Polygnot in seinem grossen Gemälde zu Delphos durch eine Hand, die eine Figur sich vor das Gesicht hielt, angedeutet worden, was die Alterthümlichkeit gewisser ähnlicher maurerischer Symbole bezeugt. In dem glossaire de l’ancien droit francais von Dupin und Laboulaye, Paris 1846, wird maistrie, maistrise von magisterium abgeleitet und zugleich die hier Platz greifende Bemerkung gemacht: „Il faut être apprentif avant d’être maitre.“ Also die Germanen waren zuerst Lehrlinge und wurden nicht als Meister geboren, und sie waren die Lehrlinge der römischen Meister, weshalb sie zum ewigen geschichtlichen Gedächtniss aus der römischen Sprache gleich den romanischen Völkern das Wort Meister (magister), Burgermeister (magister civium), Münzmeister (magister monetae) u. s. w., – Meisterschaft (magisterium), – meistern, magistrare, franz. meistrier, maistroier) und was damit zusammenhängt, entlehnten.2) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, II. S. 113, bemerkt unter Meister ahd. meistar, Nebenform meinster, dass man schwanken

1) Winckelmann, Allegorie, S. 60.
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[246/0266] Staats- noch Städteverfassung, überhaupt gar keine Städte bestanden, – dass bei ihnen keine Handwerke, Gewerbe, Künste und Wissenschaften und am allerwenigsten die Baukunst blühten, – dass namentlich auch die christliche Kirchenverfassung bis in die spätesten Zeiten den germanisch gebliebenen Ländern fremd war, – hätte, wenn nicht zur Erkenntniss und Feststellung der geschichtlichen Thatsachen, doch wenigstens zu dem geschichtlichen Forderungssatze leiten sollen, dass alles Dieses die Germanen nur bei den Römern und in den von den Römern besessenen Ländern haben erlernen und holen können. Sogar die zwei in einander gelegten Hände haben die Germanen als ein römisches Symbol erhalten, denn sie erscheinen auf römischen Münzen mit der Beischrift „Concordia“, d. h. als Symbol der Eintracht. Dieselbe Eintracht, der Einklang der Herzen wird auf römischen Kaisermünzen durch zwei Leyern angedeutet. 1) Die Furcht war von Polygnot in seinem grossen Gemälde zu Delphos durch eine Hand, die eine Figur sich vor das Gesicht hielt, angedeutet worden, was die Alterthümlichkeit gewisser ähnlicher maurerischer Symbole bezeugt. In dem glossaire de l’ancien droit francais von Dupin und Laboulaye, Paris 1846, wird maistrie, maistrise von magisterium abgeleitet und zugleich die hier Platz greifende Bemerkung gemacht: „Il faut être apprentif avant d’être maitre.“ Also die Germanen waren zuerst Lehrlinge und wurden nicht als Meister geboren, und sie waren die Lehrlinge der römischen Meister, weshalb sie zum ewigen geschichtlichen Gedächtniss aus der römischen Sprache gleich den romanischen Völkern das Wort Meister (magister), Burgermeister (magister civium), Münzmeister (magister monetae) u. s. w., – Meisterschaft (magisterium), – meistern, magistrare, franz. meistrier, maistroier) und was damit zusammenhängt, entlehnten. 2) Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch, II. S. 113, bemerkt unter Meister ahd. meistar, Nebenform meinster, dass man schwanken 1) Winckelmann, Allegorie, S. 60. 2) Vergl. Ziemann, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter Meister; Wackernagel, altdeutsches Wörterbuch, unter Meister.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/266>, abgerufen am 22.11.2024.