Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.fabrik, oder auch mit dem römischen Quartier Figlinae. Die von atheniensischen Töpfern, Thonbrennern gefeierten gottesdienstlichen Feste trugen einen diesem Feuerhandwerke angemessenen Charakter oder Beisatz, insofern sie aus einem Fackelwettlaufe bestanden, welche an den Panathenäen, den Hephästien und Prometheen der Athene, dem Hephästos und dem Prometheus von den Keramikern dargebracht wurden.1) Auch wurde den Keramikern der Beiname des Prometheus, des Thon- und Menschenbildners, des Menschentöpfers und Schöpfers ertheilt. An den zu Plateäa bei Athen zu Ehren des Daedalos gefeierten Festen wettkämpften die Künstler durch Ausstellung der später üblich gewordenen Thonmodelle ihrer Kunstwerke.2) Ebenso pflegten nach Dicaearchus die Töpfer zu Athen ihre Arbeiten in Thon an Festtagen auszustellen. Ein uraltes orientalisches Bild ist es zugleich, die Menschen mit Töpfen zu vergleichen, welche Gott als der Töpfer nach seinem Belieben schafft und zerbricht. So trösten noch heute die Araber bei Todesfällen die Trauernden mit den Worten: "Wir sind nur Töpferwaare und der Töpfer thut was er will."3) Damit hängt auch die altattische Sitte des Bestattens zwischen Dachziegeln und Stücken von Dachrinnen aus gebrannter Erde zusammen, welche Semper, II. S. 14 oben, auf den Quellen- und Wassercult beziehen will. Zufolge Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 184, soll in Aegypten und Babylonien das Ziegelbrennen ein königliches Monopol gewesen sein und deshalb sollen die Backsteine den Namen oderStempel des regierenden Königs getragen haben. In dem illustrirten Wörterbuche der römischen Alterthümer von Anthony Rich, aus dem Englischen Übersetzt unter der Leitung von Dr. C. Müller, Paris und Leipzig 1862, ist unter Lateria (Ziegelhütte) nach einem Gemälde aus Theben die theilweise Abbildung einer ägyptischen Ziegelhütte ge- 1) Weiske, §. 204; Brunn, Gesch. der griech. Künstler, im Register unter Kerameikos. 2) Winckelmanns Werke, III. S. 24. 3) Ausland für 1859, S. 1088 b. Vergl. auch Semper, II. S. 2 ff.
fabrik, oder auch mit dem römischen Quartier Figlinae. Die von atheniensischen Töpfern, Thonbrennern gefeierten gottesdienstlichen Feste trugen einen diesem Feuerhandwerke angemessenen Charakter oder Beisatz, insofern sie aus einem Fackelwettlaufe bestanden, welche an den Panathenäen, den Hephästien und Prometheen der Athene, dem Hephästos und dem Prometheus von den Keramikern dargebracht wurden.1) Auch wurde den Keramikern der Beiname des Prometheus, des Thon- und Menschenbildners, des Menschentöpfers und Schöpfers ertheilt. An den zu Plateäa bei Athen zu Ehren des Daedalos gefeierten Festen wettkämpften die Künstler durch Ausstellung der später üblich gewordenen Thonmodelle ihrer Kunstwerke.2) Ebenso pflegten nach Dicaearchus die Töpfer zu Athen ihre Arbeiten in Thon an Festtagen auszustellen. Ein uraltes orientalisches Bild ist es zugleich, die Menschen mit Töpfen zu vergleichen, welche Gott als der Töpfer nach seinem Belieben schafft und zerbricht. So trösten noch heute die Araber bei Todesfällen die Trauernden mit den Worten: „Wir sind nur Töpferwaare und der Töpfer thut was er will.“3) Damit hängt auch die altattische Sitte des Bestattens zwischen Dachziegeln und Stücken von Dachrinnen aus gebrannter Erde zusammen, welche Semper, II. S. 14 oben, auf den Quellen- und Wassercult beziehen will. Zufolge Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 184, soll in Aegypten und Babylonien das Ziegelbrennen ein königliches Monopol gewesen sein und deshalb sollen die Backsteine den Namen oderStempel des regierenden Königs getragen haben. In dem illustrirten Wörterbuche der römischen Alterthümer von Anthony Rich, aus dem Englischen Übersetzt unter der Leitung von Dr. C. Müller, Paris und Leipzig 1862, ist unter Lateria (Ziegelhütte) nach einem Gemälde aus Theben die theilweise Abbildung einer ägyptischen Ziegelhütte ge- 1) Weiske, §. 204; Brunn, Gesch. der griech. Künstler, im Register unter Kerameikos. 2) Winckelmanns Werke, III. S. 24. 3) Ausland für 1859, S. 1088 b. Vergl. auch Semper, II. S. 2 ff.
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fabrik, oder auch mit dem römischen Quartier Figlinae. Die von atheniensischen Töpfern, Thonbrennern gefeierten gottesdienstlichen Feste trugen einen diesem Feuerhandwerke angemessenen Charakter oder Beisatz, insofern sie aus einem Fackelwettlaufe bestanden, welche an den Panathenäen, den Hephästien und Prometheen der Athene, dem Hephästos und dem Prometheus von den Keramikern dargebracht wurden. 1) Auch wurde den Keramikern der Beiname des Prometheus, des Thon- und Menschenbildners, des Menschentöpfers und Schöpfers ertheilt. An den zu Plateäa bei Athen zu Ehren des Daedalos gefeierten Festen wettkämpften die Künstler durch Ausstellung der später üblich gewordenen Thonmodelle ihrer Kunstwerke. 2) Ebenso pflegten nach Dicaearchus die Töpfer zu Athen ihre Arbeiten in Thon an Festtagen auszustellen. Ein uraltes orientalisches Bild ist es zugleich, die Menschen mit Töpfen zu vergleichen, welche Gott als der Töpfer nach seinem Belieben schafft und zerbricht. So trösten noch heute die Araber bei Todesfällen die Trauernden mit den Worten: „Wir sind nur Töpferwaare und der Töpfer thut was er will.“ 3) Damit hängt auch die altattische Sitte des Bestattens zwischen Dachziegeln und Stücken von Dachrinnen aus gebrannter Erde zusammen, welche Semper, II. S. 14 oben, auf den Quellen- und Wassercult beziehen will. Zufolge Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 184, soll in Aegypten und Babylonien das Ziegelbrennen ein königliches Monopol gewesen sein und deshalb sollen die Backsteine den Namen oderStempel des regierenden Königs getragen haben. In dem illustrirten Wörterbuche der römischen Alterthümer von Anthony Rich, aus dem Englischen Übersetzt unter der Leitung von Dr. C. Müller, Paris und Leipzig 1862, ist unter Lateria (Ziegelhütte) nach einem Gemälde aus Theben die theilweise Abbildung einer ägyptischen Ziegelhütte ge-
1) Weiske, §. 204; Brunn, Gesch. der griech. Künstler, im Register unter Kerameikos.
2) Winckelmanns Werke, III. S. 24.
3) Ausland für 1859, S. 1088 b. Vergl. auch Semper, II. S. 2 ff.
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