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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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die Bekleidungskunst die königliche Kunst, da bei den Assyriern die Könige die schönsten, längsten, reichsten und würdigsten Kleider tragen.1) Die Säume und Besetzungen, die Troddeln und Quasten der Kleider, die Ornamente in der Kleidung und in der Baukunst (der Pferde und Wagen), sind wesentlich babylonisch-assyrisch, orientalisch. Daran reiht sich die Liebe zur Pracht in den Farben, in den Stoffen (Metallen) und in den Massen (kolossalen) und Zahlen; die einfache Quaste wird zur schwersten roth- und goldgeflochtenen Quaste, und mühsam schleppt der Priester sich unter der Last seines Prunkgewandes zum Altare. Das (künstliche,2) auch bei den Aegyptern und Carthaginensern übliche) Haupt- und Barthaar der Menschen, die Mähnen der Pferde und Löwen, die Blätter und Stämme der Bäume,3) die Kleider der Menschen und die Flügel der geflügelten Menschen und Thiere, sind in Assyrien gleichmässig draperirt, gestickt, geziert, wie es das Kameel oder Dromedar, welches die stolze Araberin trägt, sogar noch heute ist.4) Die leichte und lichte, farbige Stick- und Webkunst, der Teppich- und Holzbau, das Zelt, die Hütte sind babylonisch-assyrisch, für das Mittelmeer und seine Inseln und Küsten phönicisch; dagegen der schwere, starre und dunkele Steinbau, der Tempel-, Kirchen- und Klösterbau aus Aegypten stammt. Neben der Thiergestalt, welche durch die ägyptische, die babylonisch-assyrische, die phönicische und indische Kunst gleichmässig hindurchgeht und die ägyptische5) vorwiegend bestimmt, herrschen in der indischen Kunst die menschlichen, mit Perlen überladenen Vielgestalten durch die vielen Arme und Köpfe, und in der babylonisch-assyrischen die Gewänder, die Ornamente, die Teppiche, der Troddeln-, Fransen- und Quastenschmuck, welcher Fransenschmuck sich nach Winckelmann, Gesch.

1) Meissner, Fig. 1, 5 und 14.
2) Braun, I. S. 186, Nr. 16 und S. 199, 209 unten; Winckelmann's Werke, III. S. 339, Anm. 369.
3) Meissner, Fig. 19.
4) Meissner, Fig. 4 und 7.
5) Von der Kunst unter den Aegyptern s. auch Winckelmann, Gesch. der Kunst, I. Buch Il. Kap. 1 ff.

die Bekleidungskunst die königliche Kunst, da bei den Assyriern die Könige die schönsten, längsten, reichsten und würdigsten Kleider tragen.1) Die Säume und Besetzungen, die Troddeln und Quasten der Kleider, die Ornamente in der Kleidung und in der Baukunst (der Pferde und Wagen), sind wesentlich babylonisch-assyrisch, orientalisch. Daran reiht sich die Liebe zur Pracht in den Farben, in den Stoffen (Metallen) und in den Massen (kolossalen) und Zahlen; die einfache Quaste wird zur schwersten roth- und goldgeflochtenen Quaste, und mühsam schleppt der Priester sich unter der Last seines Prunkgewandes zum Altare. Das (künstliche,2) auch bei den Aegyptern und Carthaginensern übliche) Haupt- und Barthaar der Menschen, die Mähnen der Pferde und Löwen, die Blätter und Stämme der Bäume,3) die Kleider der Menschen und die Flügel der geflügelten Menschen und Thiere, sind in Assyrien gleichmässig draperirt, gestickt, geziert, wie es das Kameel oder Dromedar, welches die stolze Araberin trägt, sogar noch heute ist.4) Die leichte und lichte, farbige Stick- und Webkunst, der Teppich- und Holzbau, das Zelt, die Hütte sind babylonisch-assyrisch, für das Mittelmeer und seine Inseln und Küsten phönicisch; dagegen der schwere, starre und dunkele Steinbau, der Tempel-, Kirchen- und Klösterbau aus Aegypten stammt. Neben der Thiergestalt, welche durch die ägyptische, die babylonisch-assyrische, die phönicische und indische Kunst gleichmässig hindurchgeht und die ägyptische5) vorwiegend bestimmt, herrschen in der indischen Kunst die menschlichen, mit Perlen überladenen Vielgestalten durch die vielen Arme und Köpfe, und in der babylonisch-assyrischen die Gewänder, die Ornamente, die Teppiche, der Troddeln-, Fransen- und Quastenschmuck, welcher Fransenschmuck sich nach Winckelmann, Gesch.

1) Meissner, Fig. 1, 5 und 14.
2) Braun, I. S. 186, Nr. 16 und S. 199, 209 unten; Winckelmann’s Werke, III. S. 339, Anm. 369.
3) Meissner, Fig. 19.
4) Meissner, Fig. 4 und 7.
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[310/0330] die Bekleidungskunst die königliche Kunst, da bei den Assyriern die Könige die schönsten, längsten, reichsten und würdigsten Kleider tragen. 1) Die Säume und Besetzungen, die Troddeln und Quasten der Kleider, die Ornamente in der Kleidung und in der Baukunst (der Pferde und Wagen), sind wesentlich babylonisch-assyrisch, orientalisch. Daran reiht sich die Liebe zur Pracht in den Farben, in den Stoffen (Metallen) und in den Massen (kolossalen) und Zahlen; die einfache Quaste wird zur schwersten roth- und goldgeflochtenen Quaste, und mühsam schleppt der Priester sich unter der Last seines Prunkgewandes zum Altare. Das (künstliche, 2) auch bei den Aegyptern und Carthaginensern übliche) Haupt- und Barthaar der Menschen, die Mähnen der Pferde und Löwen, die Blätter und Stämme der Bäume, 3) die Kleider der Menschen und die Flügel der geflügelten Menschen und Thiere, sind in Assyrien gleichmässig draperirt, gestickt, geziert, wie es das Kameel oder Dromedar, welches die stolze Araberin trägt, sogar noch heute ist. 4) Die leichte und lichte, farbige Stick- und Webkunst, der Teppich- und Holzbau, das Zelt, die Hütte sind babylonisch-assyrisch, für das Mittelmeer und seine Inseln und Küsten phönicisch; dagegen der schwere, starre und dunkele Steinbau, der Tempel-, Kirchen- und Klösterbau aus Aegypten stammt. Neben der Thiergestalt, welche durch die ägyptische, die babylonisch-assyrische, die phönicische und indische Kunst gleichmässig hindurchgeht und die ägyptische 5) vorwiegend bestimmt, herrschen in der indischen Kunst die menschlichen, mit Perlen überladenen Vielgestalten durch die vielen Arme und Köpfe, und in der babylonisch-assyrischen die Gewänder, die Ornamente, die Teppiche, der Troddeln-, Fransen- und Quastenschmuck, welcher Fransenschmuck sich nach Winckelmann, Gesch. 1) Meissner, Fig. 1, 5 und 14. 2) Braun, I. S. 186, Nr. 16 und S. 199, 209 unten; Winckelmann’s Werke, III. S. 339, Anm. 369. 3) Meissner, Fig. 19. 4) Meissner, Fig. 4 und 7. 5) Von der Kunst unter den Aegyptern s. auch Winckelmann, Gesch. der Kunst, I. Buch Il. Kap. 1 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/330>, abgerufen am 24.11.2024.