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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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Spiele (mit Unrecht Mysterien genannt) sind sicherlich aus den weltlichen hervorgegangen, und wurden diesen von der Geistlichkeit entgegengesetzt, wie sie früher schon christliche Lieder den heidnischen entgegengesetzt hatte."1) Der religiöse Charakter der Zeit und der unmittelbare geistliche Ursprung auch der weltlichen Schauspiele prägte sich in Frankreich den Bühnen selbst auf, indem diese in gewaltigem Umfange aus 3 Stockwerken errichtet zu werden pflegten, um neben den irdischen Hergängen auch Himmel und Hölle zeigen zu können.2)

In den meisten schwäbischen Reichsstädten bestanden bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts eigene Corporationen von Schauspielern, die aus Bürgern und Bürgermädchen zusammengesetzt waren und jährlich bei gewissen Gelegenheiten ungefähr in der Art spielten, wie Shakspeare seinen Pyramus und Thisbe aufführen lässt. Die Sache stand unter der Aufsicht des Magistrats und hatte alle mögliche Rechtmässigkeit. So hatte auch Wieland nach seiner Zurückkunft aus der Schweiz zu Biberach als Stadtsecretär und als unterster Senator die Aufsicht über die Schauspielercorporation und die Schauspiele daselbst und da er nichts Gewöhnliches aufführen lassen wollte, gab dies Wieland die erste Idee zur Bearbeitung des Shakspeare'schen Sturms und später zur Uebersetzung des ganzen Shakspeare. Ein Büchsenspanner aus Ulm und ein Frauenzimmerschuster, der in Paris gewesen war und dort Carlin hatte spielen sehen, waren damals die Hauptacteurs des bürgerlichen Schauspiels zu Biberach.3)

1) Vergl. noch Holland, die Entwichelung des deutsch.Theaters und das Ammergauer Passionsspiel, München 1861; Mone, Schauspiele des Mittelalters, Karlsruhe I847, 2 Thle.; Bechstein, das grosse thüringische Mysterium von den zehn Jungfrauen, Halle 1855; K. Hase, das geistliche Schauspiel, Leipzig 1858; K. Bartsch, über ein geistliches Schauspiel des 15ten Jahrh., in Pfeiffer's Germania, III. S. 267 ff.; Künzelsauer Fronleichnamsspiel aus dem J. 1479, im Auszuge mitgetheilt von Werner in Pfeiffer's Germania, IV. S. 338 ff.
2) Schnaase, VI. S. 83.
3) K. A. Böttiger, literarische Zustände und Zeitgenossen, I. (Leipzig 1838) S. 198 ff.

Spiele (mit Unrecht Mysterien genannt) sind sicherlich aus den weltlichen hervorgegangen, und wurden diesen von der Geistlichkeit entgegengesetzt, wie sie früher schon christliche Lieder den heidnischen entgegengesetzt hatte.“1) Der religiöse Charakter der Zeit und der unmittelbare geistliche Ursprung auch der weltlichen Schauspiele prägte sich in Frankreich den Bühnen selbst auf, indem diese in gewaltigem Umfange aus 3 Stockwerken errichtet zu werden pflegten, um neben den irdischen Hergängen auch Himmel und Hölle zeigen zu können.2)

In den meisten schwäbischen Reichsstädten bestanden bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts eigene Corporationen von Schauspielern, die aus Bürgern und Bürgermädchen zusammengesetzt waren und jährlich bei gewissen Gelegenheiten ungefähr in der Art spielten, wie Shakspeare seinen Pyramus und Thisbe aufführen lässt. Die Sache stand unter der Aufsicht des Magistrats und hatte alle mögliche Rechtmässigkeit. So hatte auch Wieland nach seiner Zurückkunft aus der Schweiz zu Biberach als Stadtsecretär und als unterster Senator die Aufsicht über die Schauspielercorporation und die Schauspiele daselbst und da er nichts Gewöhnliches aufführen lassen wollte, gab dies Wieland die erste Idee zur Bearbeitung des Shakspeare’schen Sturms und später zur Uebersetzung des ganzen Shakspeare. Ein Büchsenspanner aus Ulm und ein Frauenzimmerschuster, der in Paris gewesen war und dort Carlin hatte spielen sehen, waren damals die Hauptacteurs des bürgerlichen Schauspiels zu Biberach.3)

1) Vergl. noch Holland, die Entwichelung des deutsch.Theaters und das Ammergauer Passionsspiel, München 1861; Mone, Schauspiele des Mittelalters, Karlsruhe I847, 2 Thle.; Bechstein, das grosse thüringische Mysterium von den zehn Jungfrauen, Halle 1855; K. Hase, das geistliche Schauspiel, Leipzig 1858; K. Bartsch, über ein geistliches Schauspiel des 15ten Jahrh., in Pfeiffer’s Germania, III. S. 267 ff.; Künzelsauer Fronleichnamsspiel aus dem J. 1479, im Auszuge mitgetheilt von Werner in Pfeiffer’s Germania, IV. S. 338 ff.
2) Schnaase, VI. S. 83.
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[332/0352] Spiele (mit Unrecht Mysterien genannt) sind sicherlich aus den weltlichen hervorgegangen, und wurden diesen von der Geistlichkeit entgegengesetzt, wie sie früher schon christliche Lieder den heidnischen entgegengesetzt hatte.“ 1) Der religiöse Charakter der Zeit und der unmittelbare geistliche Ursprung auch der weltlichen Schauspiele prägte sich in Frankreich den Bühnen selbst auf, indem diese in gewaltigem Umfange aus 3 Stockwerken errichtet zu werden pflegten, um neben den irdischen Hergängen auch Himmel und Hölle zeigen zu können. 2) In den meisten schwäbischen Reichsstädten bestanden bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts eigene Corporationen von Schauspielern, die aus Bürgern und Bürgermädchen zusammengesetzt waren und jährlich bei gewissen Gelegenheiten ungefähr in der Art spielten, wie Shakspeare seinen Pyramus und Thisbe aufführen lässt. Die Sache stand unter der Aufsicht des Magistrats und hatte alle mögliche Rechtmässigkeit. So hatte auch Wieland nach seiner Zurückkunft aus der Schweiz zu Biberach als Stadtsecretär und als unterster Senator die Aufsicht über die Schauspielercorporation und die Schauspiele daselbst und da er nichts Gewöhnliches aufführen lassen wollte, gab dies Wieland die erste Idee zur Bearbeitung des Shakspeare’schen Sturms und später zur Uebersetzung des ganzen Shakspeare. Ein Büchsenspanner aus Ulm und ein Frauenzimmerschuster, der in Paris gewesen war und dort Carlin hatte spielen sehen, waren damals die Hauptacteurs des bürgerlichen Schauspiels zu Biberach. 3) 1) Vergl. noch Holland, die Entwichelung des deutsch.Theaters und das Ammergauer Passionsspiel, München 1861; Mone, Schauspiele des Mittelalters, Karlsruhe I847, 2 Thle.; Bechstein, das grosse thüringische Mysterium von den zehn Jungfrauen, Halle 1855; K. Hase, das geistliche Schauspiel, Leipzig 1858; K. Bartsch, über ein geistliches Schauspiel des 15ten Jahrh., in Pfeiffer’s Germania, III. S. 267 ff.; Künzelsauer Fronleichnamsspiel aus dem J. 1479, im Auszuge mitgetheilt von Werner in Pfeiffer’s Germania, IV. S. 338 ff. 2) Schnaase, VI. S. 83. 3) K. A. Böttiger, literarische Zustände und Zeitgenossen, I. (Leipzig 1838) S. 198 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/352>, abgerufen am 24.11.2024.