Untergang.1) Zufolge Winckelmann, Allegorie, S. 80, soll die Rose auf Grabsteinen besonders den frühzeitigen Tod bezeichnen. Winckelmann erinnert dabei an das schöne Bild von der Aurora, die ein Kind in ihren Armen davonträgt, und an den von der Aurora entführten Cephalus; das Bild soll, aus der Gewohnheit, junge Leute vor Tag zu begraben, entlehnt sein, - ihr Grab und ihre Ruhestätte ist die Morgenröthe. Von der Rose, welche Rückert, brahmanische Erzählungen, S. 333, als Frühlingsrose mit den Worten begrüsst:
O Gärtner, Frühling, komm, und rüste deinen Flor! Die Braut, die Rose, naht; thu auf das Gartenthor!
gilt der Spruch eines deutschen Mystikers:
Aller der welte fröide nimmt ende mit swerem herzenleide.2)
Schon die Sappho (um 600 vor Chr.) nennt die schönen Mädchen Rosen (Fr. 146, 65). Mimnermos (Fr. 2) sprach, dass unsere Jugendblüthe kurz sei, wie das Wachsthum der Blätter im Frühling. Apollo bei Homer, II. XXI, 464 spricht von elenden Sterblichen, die dem Laube gleich, jetzt von der Erde genährt voll Leben wachsen, bald aber dem Geschick erliegend hinschwinden. Vielleicht war auch schon in vorchristlicher Zeit das so sehr an die Vergänglichkeit mahnende Fest der Sonnenwende eine Todtenfeier, ein Allerseelenfest, an dem die Gräber der geliebten Dahingegangenen mit Blumen und grünen Kränzen geschmückt wurden. So wird noch jetzt das Johannisfest zu Leipzig gefeiert3) und gleicht darin in aller und jeder Hinsicht der Feier des Allerseelenfestes vom 2. November in den katholischen Ländern und Städten, z. B. zu München. Berühmt ist der sog. tausendjährige Rosenbaum an der Gruftkapelle des Doms zu Hildesheim, dessen Wurzelstock nach genauen urkundlichen Nachrich-
1) Schubert, Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft, Stuttgart 1833, S. 54.
2) Pfeiffer, Germania, III. S. 226 a unten.
3) Gartenlaube für 1861, S. 460.
Untergang.1) Zufolge Winckelmann, Allegorie, S. 80, soll die Rose auf Grabsteinen besonders den frühzeitigen Tod bezeichnen. Winckelmann erinnert dabei an das schöne Bild von der Aurora, die ein Kind in ihren Armen davonträgt, und an den von der Aurora entführten Cephalus; das Bild soll, aus der Gewohnheit, junge Leute vor Tag zu begraben, entlehnt sein, – ihr Grab und ihre Ruhestätte ist die Morgenröthe. Von der Rose, welche Rückert, brahmanische Erzählungen, S. 333, als Frühlingsrose mit den Worten begrüsst:
O Gärtner, Frühling, komm, und rüste deinen Flor! Die Braut, die Rose, naht; thu auf das Gartenthor!
gilt der Spruch eines deutschen Mystikers:
Aller der welte fröide nimmt ende mit swêrem herzenleide.2)
Schon die Sappho (um 600 vor Chr.) nennt die schönen Mädchen Rosen (Fr. 146, 65). Mimnermos (Fr. 2) sprach, dass unsere Jugendblüthe kurz sei, wie das Wachsthum der Blätter im Frühling. Apollo bei Homer, II. XXI, 464 spricht von elenden Sterblichen, die dem Laube gleich, jetzt von der Erde genährt voll Leben wachsen, bald aber dem Geschick erliegend hinschwinden. Vielleicht war auch schon in vorchristlicher Zeit das so sehr an die Vergänglichkeit mahnende Fest der Sonnenwende eine Todtenfeier, ein Allerseelenfest, an dem die Gräber der geliebten Dahingegangenen mit Blumen und grünen Kränzen geschmückt wurden. So wird noch jetzt das Johannisfest zu Leipzig gefeiert3) und gleicht darin in aller und jeder Hinsicht der Feier des Allerseelenfestes vom 2. November in den katholischen Ländern und Städten, z. B. zu München. Berühmt ist der sog. tausendjährige Rosenbaum an der Gruftkapelle des Doms zu Hildesheim, dessen Wurzelstock nach genauen urkundlichen Nachrich-
1) Schubert, Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft, Stuttgart 1833, S. 54.
2) Pfeiffer, Germania, III. S. 226 a unten.
3) Gartenlaube für 1861, S. 460.
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Schon die Sappho (um 600 vor Chr.) nennt die schönen Mädchen Rosen (Fr. 146, 65). Mimnermos (Fr. 2) sprach, dass unsere Jugendblüthe kurz sei, wie das Wachsthum der Blätter im Frühling. Apollo bei Homer, II. XXI, 464 spricht von elenden Sterblichen, die dem Laube gleich, jetzt von der Erde genährt voll Leben wachsen, bald aber dem Geschick erliegend hinschwinden. Vielleicht war auch schon in vorchristlicher Zeit das so sehr an die Vergänglichkeit mahnende Fest der Sonnenwende eine Todtenfeier, ein Allerseelenfest, an dem die Gräber der geliebten Dahingegangenen mit Blumen und grünen Kränzen geschmückt wurden. So wird noch jetzt das Johannisfest zu Leipzig gefeiert<noteplace="foot"n="3)">Gartenlaube für 1861, S. 460.</note> und gleicht darin in aller und jeder Hinsicht der Feier des Allerseelenfestes vom 2. November in den katholischen Ländern und Städten, z. B. zu München. Berühmt ist der sog. tausendjährige Rosenbaum an der Gruftkapelle des Doms zu Hildesheim, dessen Wurzelstock nach genauen urkundlichen Nachrich-
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Untergang. 1) Zufolge Winckelmann, Allegorie, S. 80, soll die Rose auf Grabsteinen besonders den frühzeitigen Tod bezeichnen. Winckelmann erinnert dabei an das schöne Bild von der Aurora, die ein Kind in ihren Armen davonträgt, und an den von der Aurora entführten Cephalus; das Bild soll, aus der Gewohnheit, junge Leute vor Tag zu begraben, entlehnt sein, – ihr Grab und ihre Ruhestätte ist die Morgenröthe. Von der Rose, welche Rückert, brahmanische Erzählungen, S. 333, als Frühlingsrose mit den Worten begrüsst:
O Gärtner, Frühling, komm, und rüste deinen Flor!
Die Braut, die Rose, naht; thu auf das Gartenthor!
gilt der Spruch eines deutschen Mystikers:
Aller der welte fröide nimmt ende mit swêrem herzenleide. 2)
Schon die Sappho (um 600 vor Chr.) nennt die schönen Mädchen Rosen (Fr. 146, 65). Mimnermos (Fr. 2) sprach, dass unsere Jugendblüthe kurz sei, wie das Wachsthum der Blätter im Frühling. Apollo bei Homer, II. XXI, 464 spricht von elenden Sterblichen, die dem Laube gleich, jetzt von der Erde genährt voll Leben wachsen, bald aber dem Geschick erliegend hinschwinden. Vielleicht war auch schon in vorchristlicher Zeit das so sehr an die Vergänglichkeit mahnende Fest der Sonnenwende eine Todtenfeier, ein Allerseelenfest, an dem die Gräber der geliebten Dahingegangenen mit Blumen und grünen Kränzen geschmückt wurden. So wird noch jetzt das Johannisfest zu Leipzig gefeiert 3) und gleicht darin in aller und jeder Hinsicht der Feier des Allerseelenfestes vom 2. November in den katholischen Ländern und Städten, z. B. zu München. Berühmt ist der sog. tausendjährige Rosenbaum an der Gruftkapelle des Doms zu Hildesheim, dessen Wurzelstock nach genauen urkundlichen Nachrich-
1) Schubert, Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft, Stuttgart 1833, S. 54.
2) Pfeiffer, Germania, III. S. 226 a unten.
3) Gartenlaube für 1861, S. 460.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/370>, abgerufen am 16.07.2024.
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