Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.sinnig bemerkt. In der Baukunst, wohin hier auch die keramische Baukunst begriffen werden darf, begegnet die Dreizahl sehr häufig: 3 Füsse, 3 tragende Thiere oder Menschen, 3 Hängeketten, 3 Stufen, 3 Eingänge oder Nischen, 3 Flügel der Gebäude, 3 Kirchenschiffe, 3 Stockwerke, 3 Thürme, 3 Fenster und Fensterrosen, der Dreipass, das Triforium, die Triglyphe, der Dreischlitz, der Dreispitz, 3 Ecke, 3 Arme, 3 Kreise und 3 Kugeln, 3 Strahlen, 3 Sterne, 3 Blumen. Otte, S. 13, zufolge dürfte es als typisch im Allgemeinen anzusehen sein, dass, wie bei dem Dome zu Merseburg, bei dem Basilikenbau das Schiff die dreifache Länge des Chorquadrates haben solle. Triptycha heissen die Altäre mit 3 Flügeln.1) Dreisitze für den Priester und 2 Ministranten waren wohl ursprünglich in allen grösseren Kirchen vorhanden.2) Nach Vitruvius soll in der Baukunst das Verhältniss der Säulen von dem Verhältnisse des menschlichen Körpers genommen werden und es würde auch dadurch die grosse Heiligkeit der Dreizahl bei den Bauleuten erklärt werden. Winckelmann widerspricht jedoch der Behauptung des Vitruvius als unbegründet. Die Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers war wohl bei den alten Griechen den Aegyptern entlehnt; der genau bestimmte Kanon trug bei den Aegyptern und den Griechen wesentlich mit zur grossen Gleichförmigkeit der alten Kunstwerke bei, so dass sie wie von einer Schule gearbeitet zu sein scheinen. Wie Sophokles für die Schauspiele das Gesetz aufgestellt haben soll, dass darin niemals mehr als 3 Personen zugleich auftreten sollen, hat man auch in der alten Kunst das Gesetz angenommen, dass eine Figurengruppe niemals durch mehr als 3 Personen gebildet werden solle,3) was jedoch nur ganz allgemein und mit grossen Einschränkungen und Ausnahmen zu verstehen ist. Dennoch erscheinen die 3 Gratien und Horen, die 3 Parcen, 3 Musen etc. in allen Kunststoffen und Formen, neben eben so zahlreichen Götterdreiheiten; 3 Figuren, der Vater mit 2 Söhnen, 1) Otte, S. 26. 2) Otte, S. 30. 3) Winckelmann's Werke, IV. S. 178.
sinnig bemerkt. In der Baukunst, wohin hier auch die keramische Baukunst begriffen werden darf, begegnet die Dreizahl sehr häufig: 3 Füsse, 3 tragende Thiere oder Menschen, 3 Hängeketten, 3 Stufen, 3 Eingänge oder Nischen, 3 Flügel der Gebäude, 3 Kirchenschiffe, 3 Stockwerke, 3 Thürme, 3 Fenster und Fensterrosen, der Dreipass, das Triforium, die Triglyphe, der Dreischlitz, der Dreispitz, 3 Ecke, 3 Arme, 3 Kreise und 3 Kugeln, 3 Strahlen, 3 Sterne, 3 Blumen. Otte, S. 13, zufolge dürfte es als typisch im Allgemeinen anzusehen sein, dass, wie bei dem Dome zu Merseburg, bei dem Basilikenbau das Schiff die dreifache Länge des Chorquadrates haben solle. Triptycha heissen die Altäre mit 3 Flügeln.1) Dreisitze für den Priester und 2 Ministranten waren wohl ursprünglich in allen grösseren Kirchen vorhanden.2) Nach Vitruvius soll in der Baukunst das Verhältniss der Säulen von dem Verhältnisse des menschlichen Körpers genommen werden und es würde auch dadurch die grosse Heiligkeit der Dreizahl bei den Bauleuten erklärt werden. Winckelmann widerspricht jedoch der Behauptung des Vitruvius als unbegründet. Die Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers war wohl bei den alten Griechen den Aegyptern entlehnt; der genau bestimmte Kanon trug bei den Aegyptern und den Griechen wesentlich mit zur grossen Gleichförmigkeit der alten Kunstwerke bei, so dass sie wie von einer Schule gearbeitet zu sein scheinen. Wie Sophokles für die Schauspiele das Gesetz aufgestellt haben soll, dass darin niemals mehr als 3 Personen zugleich auftreten sollen, hat man auch in der alten Kunst das Gesetz angenommen, dass eine Figurengruppe niemals durch mehr als 3 Personen gebildet werden solle,3) was jedoch nur ganz allgemein und mit grossen Einschränkungen und Ausnahmen zu verstehen ist. Dennoch erscheinen die 3 Gratien und Horen, die 3 Parcen, 3 Musen etc. in allen Kunststoffen und Formen, neben eben so zahlreichen Götterdreiheiten; 3 Figuren, der Vater mit 2 Söhnen, 1) Otte, S. 26. 2) Otte, S. 30. 3) Winckelmann’s Werke, IV. S. 178.
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sinnig bemerkt. In der Baukunst, wohin hier auch die keramische Baukunst begriffen werden darf, begegnet die Dreizahl sehr häufig: 3 Füsse, 3 tragende Thiere oder Menschen, 3 Hängeketten, 3 Stufen, 3 Eingänge oder Nischen, 3 Flügel der Gebäude, 3 Kirchenschiffe, 3 Stockwerke, 3 Thürme, 3 Fenster und Fensterrosen, der Dreipass, das Triforium, die Triglyphe, der Dreischlitz, der Dreispitz, 3 Ecke, 3 Arme, 3 Kreise und 3 Kugeln, 3 Strahlen, 3 Sterne, 3 Blumen. Otte, S. 13, zufolge dürfte es als typisch im Allgemeinen anzusehen sein, dass, wie bei dem Dome zu Merseburg, bei dem Basilikenbau das Schiff die dreifache Länge des Chorquadrates haben solle. Triptycha heissen die Altäre mit 3 Flügeln. 1) Dreisitze für den Priester und 2 Ministranten waren wohl ursprünglich in allen grösseren Kirchen vorhanden. 2) Nach Vitruvius soll in der Baukunst das Verhältniss der Säulen von dem Verhältnisse des menschlichen Körpers genommen werden und es würde auch dadurch die grosse Heiligkeit der Dreizahl bei den Bauleuten erklärt werden. Winckelmann widerspricht jedoch der Behauptung des Vitruvius als unbegründet. Die Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers war wohl bei den alten Griechen den Aegyptern entlehnt; der genau bestimmte Kanon trug bei den Aegyptern und den Griechen wesentlich mit zur grossen Gleichförmigkeit der alten Kunstwerke bei, so dass sie wie von einer Schule gearbeitet zu sein scheinen. Wie Sophokles für die Schauspiele das Gesetz aufgestellt haben soll, dass darin niemals mehr als 3 Personen zugleich auftreten sollen, hat man auch in der alten Kunst das Gesetz angenommen, dass eine Figurengruppe niemals durch mehr als 3 Personen gebildet werden solle, 3) was jedoch nur ganz allgemein und mit grossen Einschränkungen und Ausnahmen zu verstehen ist. Dennoch erscheinen die 3 Gratien und Horen, die 3 Parcen, 3 Musen etc. in allen Kunststoffen und Formen, neben eben so zahlreichen Götterdreiheiten; 3 Figuren, der Vater mit 2 Söhnen,
1) Otte, S. 26.
2) Otte, S. 30.
3) Winckelmann’s Werke, IV. S. 178.
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