Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.lich wichtig und belehrend. Zuvörderst ergibt sich, dass auch die Manichäer den Tag begonnen und daher das erste Gebet verrichtet haben, nachdem es Hochmittag1) geworden, nachdem die Sonne in ihrem mittägigen Punkt angekommen war. Da der Betende sich gegen die Sonne zu richten und ihr Licht und Leuchten als das göttliche Symbol zu betrachten hatte, sollte er ihren vollen Aufgang und ihren Eintritt in die Mittagslinie abwarten. In der lichten Zeit von Hochmittag bis Hochmitternacht mussten 4 oder 7 Gebete gebetet werden, diese Zeit zerfiel in 4 oder 7 Gebetszeiten. 7 Zeiten hatten z. B. auch die Cistercienser. In der Reformation des Cistereienserklosters Fraubrunnen im Kanton Bern vom J. 1513 heisst es: "Es sollen ouch die Personen des Gotshusz sich mit andacht zu den siben Zitten fügenn, vnd die, mit singen vnd läsenn, vnd nach gutter Ordnung vnnsers h. Vatters S. Bernnharts, vollbringen."2) Diese Siebenzahl ist die planetarische und begreift sich bei den manichäischen Eingeweihten, die auch 7 Höchsteingeweihte gehabt haben sollen. Die 12 Niederwerfungen bei jedem Gebete im Sonnenlichte können nur auf die Bahn der Sonne durch den Thierkreis und seine 12 Theile sich beziehen, wie das viermalige Gebet auf die 4 Quadranten des Thierkreises, womit wir auch bei den Maurern die Viertheilung der 24 Stunden des Tages in Zusammenhang gebracht haben.3) Die manichäische und die christliche Zweiundsiebzahl wäre auf diesem Standpunkte nur die Zahl der 72 Halbdecane der Sonnenbahn. Bei der dritten Niederwerfung des ersten Gebetes soll nach dem Fihrist der Manichäer z. B. beten: "Ich falle nieder und preise mit reinem Herzen und aufrichtiger Zunge den grossen Gott, den Vater der Lichter und ihr Element, Hochgepriesener, Gebenedeiter, du und deine ganze Grossherrlichkeit und deine Welten die gesegneten, welche du berufen hast. Dich preist, der da preist deine Heerschaaren, deine Gerechten, dein Wort, deine Gross- 1) Vergl. oben S. 366 ff. 2) Mohr, Regesten (des Klosters Fraubrunnen), II. S. 126. 3) Symbolik, I. S. 130.
lich wichtig und belehrend. Zuvörderst ergibt sich, dass auch die Manichäer den Tag begonnen und daher das erste Gebet verrichtet haben, nachdem es Hochmittag1) geworden, nachdem die Sonne in ihrem mittägigen Punkt angekommen war. Da der Betende sich gegen die Sonne zu richten und ihr Licht und Leuchten als das göttliche Symbol zu betrachten hatte, sollte er ihren vollen Aufgang und ihren Eintritt in die Mittagslinie abwarten. In der lichten Zeit von Hochmittag bis Hochmitternacht mussten 4 oder 7 Gebete gebetet werden, diese Zeit zerfiel in 4 oder 7 Gebetszeiten. 7 Zeiten hatten z. B. auch die Cistercienser. In der Reformation des Cistereienserklosters Fraubrunnen im Kanton Bern vom J. 1513 heisst es: „Es sollen ouch die Personen des Gotshusz sich mit andacht zu den siben Zitten fügenn, vnd die, mit singen vnd läsenn, vnd nach gutter Ordnung vnnsers h. Vatters S. Bernnharts, vollbringen.“2) Diese Siebenzahl ist die planetarische und begreift sich bei den manichäischen Eingeweihten, die auch 7 Höchsteingeweihte gehabt haben sollen. Die 12 Niederwerfungen bei jedem Gebete im Sonnenlichte können nur auf die Bahn der Sonne durch den Thierkreis und seine 12 Theile sich beziehen, wie das viermalige Gebet auf die 4 Quadranten des Thierkreises, womit wir auch bei den Maurern die Viertheilung der 24 Stunden des Tages in Zusammenhang gebracht haben.3) Die manichäische und die christliche Zweiundsiebzahl wäre auf diesem Standpunkte nur die Zahl der 72 Halbdecane der Sonnenbahn. Bei der dritten Niederwerfung des ersten Gebetes soll nach dem Fihrist der Manichäer z. B. beten: „Ich falle nieder und preise mit reinem Herzen und aufrichtiger Zunge den grossen Gott, den Vater der Lichter und ihr Element, Hochgepriesener, Gebenedeiter, du und deine ganze Grossherrlichkeit und deine Welten die gesegneten, welche du berufen hast. Dich preist, der da preist deine Heerschaaren, deine Gerechten, dein Wort, deine Gross- 1) Vergl. oben S. 366 ff. 2) Mohr, Regesten (des Klosters Fraubrunnen), II. S. 126. 3) Symbolik, I. S. 130.
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lich wichtig und belehrend. Zuvörderst ergibt sich, dass auch die Manichäer den Tag begonnen und daher das erste Gebet verrichtet haben, nachdem es Hochmittag 1) geworden, nachdem die Sonne in ihrem mittägigen Punkt angekommen war. Da der Betende sich gegen die Sonne zu richten und ihr Licht und Leuchten als das göttliche Symbol zu betrachten hatte, sollte er ihren vollen Aufgang und ihren Eintritt in die Mittagslinie abwarten. In der lichten Zeit von Hochmittag bis Hochmitternacht mussten 4 oder 7 Gebete gebetet werden, diese Zeit zerfiel in 4 oder 7 Gebetszeiten. 7 Zeiten hatten z. B. auch die Cistercienser. In der Reformation des Cistereienserklosters Fraubrunnen im Kanton Bern vom J. 1513 heisst es: „Es sollen ouch die Personen des Gotshusz sich mit andacht zu den siben Zitten fügenn, vnd die, mit singen vnd läsenn, vnd nach gutter Ordnung vnnsers h. Vatters S. Bernnharts, vollbringen.“ 2) Diese Siebenzahl ist die planetarische und begreift sich bei den manichäischen Eingeweihten, die auch 7 Höchsteingeweihte gehabt haben sollen. Die 12 Niederwerfungen bei jedem Gebete im Sonnenlichte können nur auf die Bahn der Sonne durch den Thierkreis und seine 12 Theile sich beziehen, wie das viermalige Gebet auf die 4 Quadranten des Thierkreises, womit wir auch bei den Maurern die Viertheilung der 24 Stunden des Tages in Zusammenhang gebracht haben. 3) Die manichäische und die christliche Zweiundsiebzahl wäre auf diesem Standpunkte nur die Zahl der 72 Halbdecane der Sonnenbahn.
Bei der dritten Niederwerfung des ersten Gebetes soll nach dem Fihrist der Manichäer z. B. beten: „Ich falle nieder und preise mit reinem Herzen und aufrichtiger Zunge den grossen Gott, den Vater der Lichter und ihr Element, Hochgepriesener, Gebenedeiter, du und deine ganze Grossherrlichkeit und deine Welten die gesegneten, welche du berufen hast. Dich preist, der da preist deine Heerschaaren, deine Gerechten, dein Wort, deine Gross-
1) Vergl. oben S. 366 ff.
2) Mohr, Regesten (des Klosters Fraubrunnen), II. S. 126.
3) Symbolik, I. S. 130.
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