Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.meinsamen starken weltlichen und kirchlichen Oberhaupte, - das römisch-deutsche Reich mit dem deutschen Kaiser und dem römischen Papst. Wie die Grundbestandtheile dieses Volks- und Staatslebens römisch-deutsch sind, so bestehen auch die einzelnen Theile und Einrichtungen, die einzelnen Glieder des Ganzen aus den gleichen Bestandtheilen, - sind aus und auf demselben Boden und Stamme emporgewaehsen, d. h. auch die Städte, die Zünfte die Bauhütten, die Handwerke, die Künste und Wissenschaften sind römisch-germanische, römisch-deutsche. Das germanische Element ist aber das beherrschende und fortgestaltende, weitertragende, welches das dahingegangene römische in sich aufgenommen und organisch, volksmässig, national, germanisch umgeschmolzen hat. Die Zeit ist recht eigentlich das gründende und bauende Zeitalter der Germanen, der Deutschen; man gründete und bauete die Staaten und die Städte, die Zünfte, die Schulen und Universitäten, - die Kirchen und Dome, - die Rath- und Zunfthäuser, - den Handel und die Kaufhäuser, - die Armen- und Krankenhäuser, - die Paläste und Schlösser, - die Thore, Brücken und Canäle u. s. w. Man vergleiche z. B. nur das Verzeichniss der zu Bologna von 1195 - 1269 ausgeführten Bauten bei Raumer, Gesch. der Hohenstaufen, V. S. 268, Anm. 4, um eine Einsicht von der Schöpfungs- und Thatenlust und Kraft jener freiern bürgerlichen Zeiten zu gewinnen. Die italienischen Städte, welche zuerst hervortreten, sind als durchaus germanische zu betrachten und kommen selbst äusserlich durch Vermittelung des Handels und der zunächst gelegenen schweizerischen Städte in unmittelbare Berührung mit den deutschen und oberrbeinischen Städten, einen grösseren oder geringeren Einfluss auf dieselben ausübend.1) Die neuen städtischen Volks- und Gelehrtenschulen waren entsprechend dem allgemeinen Charakter der Zeit zunächst christliche und priesterliche Schulen, indem daselbst eigentlich nur Christliches und von Geistlichen auch 1) Mone, IV. S. 3 ff.: "Zur Handelsgeschichte der Städte am Bodensee vom 13ten bis 16ten Jahrh." ; derselbe, V. S. 1 ff.: "Der süddeutsche Handel mit Venedig vom 13ten bis 15ten Jahrh."
meinsamen starken weltlichen und kirchlichen Oberhaupte, – das römisch-deutsche Reich mit dem deutschen Kaiser und dem römischen Papst. Wie die Grundbestandtheile dieses Volks- und Staatslebens römisch-deutsch sind, so bestehen auch die einzelnen Theile und Einrichtungen, die einzelnen Glieder des Ganzen aus den gleichen Bestandtheilen, – sind aus und auf demselben Boden und Stamme emporgewaehsen, d. h. auch die Städte, die Zünfte die Bauhütten, die Handwerke, die Künste und Wissenschaften sind römisch-germanische, römisch-deutsche. Das germanische Element ist aber das beherrschende und fortgestaltende, weitertragende, welches das dahingegangene römische in sich aufgenommen und organisch, volksmässig, national, germanisch umgeschmolzen hat. Die Zeit ist recht eigentlich das gründende und bauende Zeitalter der Germanen, der Deutschen; man gründete und bauete die Staaten und die Städte, die Zünfte, die Schulen und Universitäten, – die Kirchen und Dome, – die Rath- und Zunfthäuser, – den Handel und die Kaufhäuser, – die Armen- und Krankenhäuser, – die Paläste und Schlösser, – die Thore, Brücken und Canäle u. s. w. Man vergleiche z. B. nur das Verzeichniss der zu Bologna von 1195 – 1269 ausgeführten Bauten bei Raumer, Gesch. der Hohenstaufen, V. S. 268, Anm. 4, um eine Einsicht von der Schöpfungs- und Thatenlust und Kraft jener freiern bürgerlichen Zeiten zu gewinnen. Die italienischen Städte, welche zuerst hervortreten, sind als durchaus germanische zu betrachten und kommen selbst äusserlich durch Vermittelung des Handels und der zunächst gelegenen schweizerischen Städte in unmittelbare Berührung mit den deutschen und oberrbeinischen Städten, einen grösseren oder geringeren Einfluss auf dieselben ausübend.1) Die neuen städtischen Volks- und Gelehrtenschulen waren entsprechend dem allgemeinen Charakter der Zeit zunächst christliche und priesterliche Schulen, indem daselbst eigentlich nur Christliches und von Geistlichen auch 1) Mone, IV. S. 3 ff.: „Zur Handelsgeschichte der Städte am Bodensee vom 13ten bis 16ten Jahrh.“ ; derselbe, V. S. 1 ff.: „Der süddeutsche Handel mit Venedig vom 13ten bis 15ten Jahrh.“
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meinsamen starken weltlichen und kirchlichen Oberhaupte, – das römisch-deutsche Reich mit dem deutschen Kaiser und dem römischen Papst. Wie die Grundbestandtheile dieses Volks- und Staatslebens römisch-deutsch sind, so bestehen auch die einzelnen Theile und Einrichtungen, die einzelnen Glieder des Ganzen aus den gleichen Bestandtheilen, – sind aus und auf demselben Boden und Stamme emporgewaehsen, d. h. auch die Städte, die Zünfte die Bauhütten, die Handwerke, die Künste und Wissenschaften sind römisch-germanische, römisch-deutsche. Das germanische Element ist aber das beherrschende und fortgestaltende, weitertragende, welches das dahingegangene römische in sich aufgenommen und organisch, volksmässig, national, germanisch umgeschmolzen hat. Die Zeit ist recht eigentlich das gründende und bauende Zeitalter der Germanen, der Deutschen; man gründete und bauete die Staaten und die Städte, die Zünfte, die Schulen und Universitäten, – die Kirchen und Dome, – die Rath- und Zunfthäuser, – den Handel und die Kaufhäuser, – die Armen- und Krankenhäuser, – die Paläste und Schlösser, – die Thore, Brücken und Canäle u. s. w. Man vergleiche z. B. nur das Verzeichniss der zu Bologna von 1195 – 1269 ausgeführten Bauten bei Raumer, Gesch. der Hohenstaufen, V. S. 268, Anm. 4, um eine Einsicht von der Schöpfungs- und Thatenlust und Kraft jener freiern bürgerlichen Zeiten zu gewinnen. Die italienischen Städte, welche zuerst hervortreten, sind als durchaus germanische zu betrachten und kommen selbst äusserlich durch Vermittelung des Handels und der zunächst gelegenen schweizerischen Städte in unmittelbare Berührung mit den deutschen und oberrbeinischen Städten, einen grösseren oder geringeren Einfluss auf dieselben ausübend. 1)
Die neuen städtischen Volks- und Gelehrtenschulen waren entsprechend dem allgemeinen Charakter der Zeit zunächst christliche und priesterliche Schulen, indem daselbst eigentlich nur Christliches und von Geistlichen auch
1) Mone, IV. S. 3 ff.: „Zur Handelsgeschichte der Städte am Bodensee vom 13ten bis 16ten Jahrh.“ ; derselbe, V. S. 1 ff.: „Der süddeutsche Handel mit Venedig vom 13ten bis 15ten Jahrh.“
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