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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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für Weltliche und unter geistlichen Einrichtungen gelehrt werden sollte.1) In der Regel hatte jede bischöfliche und jede Collegiatkirche einen scholasticus oder scholaster, magister scolarum, welcher Dom- oder Stifts-Scholaster hiess und in deutschen Urkunden zuweilen Schulmeister genannt wird, z. B. in einer Urkunde von 1397 des Stiftes Creuzlingen bei Constanz.2) Der Schulmeister im heutigen Sinne hiess magister oder rector puerorum. In dem königl. Stiftungsbriefe von Bern vom J. 1218 wird ausdrücklich in Art. 7 neben den übrigen städtischen Beamten auch die freie Wahl des Sacerdos, Scholasticus und Sacrista zugesichert;3) ebenso in Art. 2 der Handveste von Freiburg im Uechtlande vom J. 1249,4) welches Recht sofort mit der ganzen Verfassung König Friedrich II. nach dem Absterben des letzten Zähringers am 18. Hornung 1218, auch der Stadt Bern hatte wieder bestätigen müssen.5) Zu Basel wird in der Chronik von Knebel, I. S. 99, noch im J. 1474 unter den Domherrn Heinrich von Andlau als Scholasticus genannt; ebenso (II. S. 32) im J. 1476 Adelb. von Rotberg und im J. 1479 Jakob Pfau von Rietburg (II. S. 183). In den Urkunden des Klosters Einsiedeln wird zuerst im J. 1249 ein scholasticus unter den Zeugen erwähnt.6) In einer Urkunde Rudolfs von Habsburg, Herrn zu Rapperswil, vom J. 1314, wird geredet von Meister Rudolf von Radegg, Schulmeister zu Einsiedeln, "der uns von Eigenschaft anhöret."7) Eine Urkunde vom J. 1365 nennt Johann von Gengen den Schulherrn der Propstei zu Zürich.8) Der Scholaster lehrte gewöhnlich nicht selbst, sondern unter ihm der magister puerorum mit seinen Unterlehrern (hypodidascali, baccalaurii). Er war Würdenträger des Stifts und nahm seinen Rang nach dem Dechanten ein. Unter schola ist eine latei-

1) Raumer, VI. S. 438 ff.
2) Mohr, Regesten, II. S. 28, Nr. 265.
3) Gaupp, II. S. 46.
4) Gaupp, II. S. 83.
5) Kopp, Gesch. der eidgen. Bünde, II. 2. S. 189.
6) Mohr, die Regesten der Archive der schweiz. Eidgenossenschaft, I. (Chur 1848) S. 10, Nr. 70, vergl. mit Nr. 79 und 81, 187.
7) Mohr, I. S. 20, Nr. 189 und 806.
8) Mohr, I. S. 35, Nr. 402.

für Weltliche und unter geistlichen Einrichtungen gelehrt werden sollte.1) In der Regel hatte jede bischöfliche und jede Collegiatkirche einen scholasticus oder scholaster, magister scolarum, welcher Dom- oder Stifts-Scholaster hiess und in deutschen Urkunden zuweilen Schulmeister genannt wird, z. B. in einer Urkunde von 1397 des Stiftes Creuzlingen bei Constanz.2) Der Schulmeister im heutigen Sinne hiess magister oder rector puerorum. In dem königl. Stiftungsbriefe von Bern vom J. 1218 wird ausdrücklich in Art. 7 neben den übrigen städtischen Beamten auch die freie Wahl des Sacerdos, Scholasticus und Sacrista zugesichert;3) ebenso in Art. 2 der Handveste von Freiburg im Uechtlande vom J. 1249,4) welches Recht sofort mit der ganzen Verfassung König Friedrich II. nach dem Absterben des letzten Zähringers am 18. Hornung 1218, auch der Stadt Bern hatte wieder bestätigen müssen.5) Zu Basel wird in der Chronik von Knebel, I. S. 99, noch im J. 1474 unter den Domherrn Heinrich von Andlau als Scholasticus genannt; ebenso (II. S. 32) im J. 1476 Adelb. von Rotberg und im J. 1479 Jakob Pfau von Rietburg (II. S. 183). In den Urkunden des Klosters Einsiedeln wird zuerst im J. 1249 ein scholasticus unter den Zeugen erwähnt.6) In einer Urkunde Rudolfs von Habsburg, Herrn zu Rapperswil, vom J. 1314, wird geredet von Meister Rudolf von Radegg, Schulmeister zu Einsiedeln, „der uns von Eigenschaft anhöret.“7) Eine Urkunde vom J. 1365 nennt Johann von Gengen den Schulherrn der Propstei zu Zürich.8) Der Scholaster lehrte gewöhnlich nicht selbst, sondern unter ihm der magister puerorum mit seinen Unterlehrern (hypodidascali, baccalaurii). Er war Würdenträger des Stifts und nahm seinen Rang nach dem Dechanten ein. Unter schola ist eine latei-

1) Raumer, VI. S. 438 ff.
2) Mohr, Regesten, II. S. 28, Nr. 265.
3) Gaupp, II. S. 46.
4) Gaupp, II. S. 83.
5) Kopp, Gesch. der eidgen. Bünde, II. 2. S. 189.
6) Mohr, die Regesten der Archive der schweiz. Eidgenossenschaft, I. (Chur 1848) S. 10, Nr. 70, vergl. mit Nr. 79 und 81, 187.
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[403/0423] für Weltliche und unter geistlichen Einrichtungen gelehrt werden sollte. 1) In der Regel hatte jede bischöfliche und jede Collegiatkirche einen scholasticus oder scholaster, magister scolarum, welcher Dom- oder Stifts-Scholaster hiess und in deutschen Urkunden zuweilen Schulmeister genannt wird, z. B. in einer Urkunde von 1397 des Stiftes Creuzlingen bei Constanz. 2) Der Schulmeister im heutigen Sinne hiess magister oder rector puerorum. In dem königl. Stiftungsbriefe von Bern vom J. 1218 wird ausdrücklich in Art. 7 neben den übrigen städtischen Beamten auch die freie Wahl des Sacerdos, Scholasticus und Sacrista zugesichert; 3) ebenso in Art. 2 der Handveste von Freiburg im Uechtlande vom J. 1249, 4) welches Recht sofort mit der ganzen Verfassung König Friedrich II. nach dem Absterben des letzten Zähringers am 18. Hornung 1218, auch der Stadt Bern hatte wieder bestätigen müssen. 5) Zu Basel wird in der Chronik von Knebel, I. S. 99, noch im J. 1474 unter den Domherrn Heinrich von Andlau als Scholasticus genannt; ebenso (II. S. 32) im J. 1476 Adelb. von Rotberg und im J. 1479 Jakob Pfau von Rietburg (II. S. 183). In den Urkunden des Klosters Einsiedeln wird zuerst im J. 1249 ein scholasticus unter den Zeugen erwähnt. 6) In einer Urkunde Rudolfs von Habsburg, Herrn zu Rapperswil, vom J. 1314, wird geredet von Meister Rudolf von Radegg, Schulmeister zu Einsiedeln, „der uns von Eigenschaft anhöret.“ 7) Eine Urkunde vom J. 1365 nennt Johann von Gengen den Schulherrn der Propstei zu Zürich. 8) Der Scholaster lehrte gewöhnlich nicht selbst, sondern unter ihm der magister puerorum mit seinen Unterlehrern (hypodidascali, baccalaurii). Er war Würdenträger des Stifts und nahm seinen Rang nach dem Dechanten ein. Unter schola ist eine latei- 1) Raumer, VI. S. 438 ff. 2) Mohr, Regesten, II. S. 28, Nr. 265. 3) Gaupp, II. S. 46. 4) Gaupp, II. S. 83. 5) Kopp, Gesch. der eidgen. Bünde, II. 2. S. 189. 6) Mohr, die Regesten der Archive der schweiz. Eidgenossenschaft, I. (Chur 1848) S. 10, Nr. 70, vergl. mit Nr. 79 und 81, 187. 7) Mohr, I. S. 20, Nr. 189 und 806. 8) Mohr, I. S. 35, Nr. 402.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/423>, abgerufen am 16.06.2024.