Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.gang in die Maurerwelt gefunden haben, wenngleich etwas Sicheres niemals darüber wird erkannt und gesagt werden können, Schon während des 11. Jahrh. ist im Elsass viel gebaut und namentlich auch der Gewölbebau durch fremde Baumeister dahin gebracht worden, wie noch mehr für fremde, normannische oder italienische Einflüsse, die phantastischen und räthselhaften Sculpturen, besonders Thiersculpturen, einzelner Kirchen des Elsasses, z. B. der Kirche zu Rosheim, welche im J. 1049 durch Papst Leo IX. geweiht wurde und wovon Schnaase, IV. 2. S. 137, eine Abbildung mit dürftiger Beschreibung gegeben hat, - der Kirche zu Dorlisheim, zu Neuweiler, der Vorhalle des Klosters zu Mauresmünster, der Klosterkirche zu Andlau. Die Sculpturen verdienten durch Abbildungen noch bekannter gemacht zu werden, um aus der dabei angewandten Svmbolik das Vaterland der Baumeister zu erkennen. Der oberste Giebel zu Rosheim wird durch drei Figuren auf den 3 Ecken des Dreiecks gekrönt, oben auf der Spitze ein seitwärts (nach Osten?) gewandter und in einer Art von Storchnest sitzender Adler, zu beiden Seiten ruhende Löwen, welche mit dem Rachen einen mit den Klauen gehaltenen Menschen erfassen. Diese 2 Figuren kehren auf den beiden Seiten des untern Giebeldaches wieder. Unter dem Adler, also in der Mitte des obern Giebelfeldes, steht eine menschliche, sehr bedeutungsvoll nach derselben Seite wie der Adler gewandte Figur, in langem Gewande, mit einem Hute auf dem Kopfe und vermuthlich mit gefalteten Händen, da die kleine Abbildung bei Schnaase sehr undeutlich ist und er in seiner Beschreibung nichts darüber bemerkt. Ueber dem Portale hängt Christus, das Gesicht nach der Seite des Adlers kehrend, am Kreuze und wird von 2 Frauen angebetet. Betrachtet man die Figuren der ganzen Facade zusammen, erhält man 3 Mal 3 Figuren, in dem mittelsten Felde der Facade über dem sterbenden Christus vielleicht Johannes der Evangelist und sein Adler; zu den vier Seiten befände sich die Menschheit, welche der Böse in Löwengestalt erfasst hat und zu verschlingen droht, aber Christus durch seinen blutigen Kreuzestod errettet. Caumont wollte die Sculpturen denjenigen des Domes zu Ancona nachgebildet gang in die Maurerwelt gefunden haben, wenngleich etwas Sicheres niemals darüber wird erkannt und gesagt werden können, Schon während des 11. Jahrh. ist im Elsass viel gebaut und namentlich auch der Gewölbebau durch fremde Baumeister dahin gebracht worden, wie noch mehr für fremde, normannische oder italienische Einflüsse, die phantastischen und räthselhaften Sculpturen, besonders Thiersculpturen, einzelner Kirchen des Elsasses, z. B. der Kirche zu Rosheim, welche im J. 1049 durch Papst Leo IX. geweiht wurde und wovon Schnaase, IV. 2. S. 137, eine Abbildung mit dürftiger Beschreibung gegeben hat, – der Kirche zu Dorlisheim, zu Neuweiler, der Vorhalle des Klosters zu Mauresmünster, der Klosterkirche zu Andlau. Die Sculpturen verdienten durch Abbildungen noch bekannter gemacht zu werden, um aus der dabei angewandten Svmbolik das Vaterland der Baumeister zu erkennen. Der oberste Giebel zu Rosheim wird durch drei Figuren auf den 3 Ecken des Dreiecks gekrönt, oben auf der Spitze ein seitwärts (nach Osten?) gewandter und in einer Art von Storchnest sitzender Adler, zu beiden Seiten ruhende Löwen, welche mit dem Rachen einen mit den Klauen gehaltenen Menschen erfassen. Diese 2 Figuren kehren auf den beiden Seiten des untern Giebeldaches wieder. Unter dem Adler, also in der Mitte des obern Giebelfeldes, steht eine menschliche, sehr bedeutungsvoll nach derselben Seite wie der Adler gewandte Figur, in langem Gewande, mit einem Hute auf dem Kopfe und vermuthlich mit gefalteten Händen, da die kleine Abbildung bei Schnaase sehr undeutlich ist und er in seiner Beschreibung nichts darüber bemerkt. Ueber dem Portale hängt Christus, das Gesicht nach der Seite des Adlers kehrend, am Kreuze und wird von 2 Frauen angebetet. Betrachtet man die Figuren der ganzen Façade zusammen, erhält man 3 Mal 3 Figuren, in dem mittelsten Felde der Façade über dem sterbenden Christus vielleicht Johannes der Evangelist und sein Adler; zu den vier Seiten befände sich die Menschheit, welche der Böse in Löwengestalt erfasst hat und zu verschlingen droht, aber Christus durch seinen blutigen Kreuzestod errettet. Caumont wollte die Sculpturen denjenigen des Domes zu Ancona nachgebildet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0447" n="427"/> gang in die Maurerwelt gefunden haben, wenngleich etwas Sicheres niemals darüber wird erkannt und gesagt werden können, Schon während des 11. Jahrh. ist im Elsass viel gebaut und namentlich auch der Gewölbebau durch fremde Baumeister dahin gebracht worden, wie noch mehr für fremde, normannische oder italienische Einflüsse, die phantastischen und räthselhaften Sculpturen, besonders Thiersculpturen, einzelner Kirchen des Elsasses, z. B. der Kirche zu Rosheim, welche im J. 1049 durch Papst Leo IX. geweiht wurde und wovon Schnaase, IV. 2. S. 137, eine Abbildung mit dürftiger Beschreibung gegeben hat, – der Kirche zu Dorlisheim, zu Neuweiler, der Vorhalle des Klosters zu Mauresmünster, der Klosterkirche zu Andlau. Die Sculpturen verdienten durch Abbildungen noch bekannter gemacht zu werden, um aus der dabei angewandten Svmbolik das Vaterland der Baumeister zu erkennen. Der oberste Giebel zu Rosheim wird durch drei Figuren auf den 3 Ecken des Dreiecks gekrönt, oben auf der Spitze ein <hi rendition="#g">seitwärts</hi> (nach Osten?) gewandter und in einer Art von Storchnest sitzender <hi rendition="#g">Adler</hi>, zu beiden Seiten ruhende Löwen, welche mit dem Rachen einen mit den Klauen gehaltenen Menschen erfassen. Diese 2 Figuren kehren auf den beiden Seiten des untern Giebeldaches wieder. Unter dem Adler, also in der Mitte des obern Giebelfeldes, steht eine menschliche, sehr bedeutungsvoll nach derselben Seite wie der Adler gewandte Figur, in langem Gewande, mit einem Hute auf dem Kopfe und vermuthlich mit gefalteten Händen, da die kleine Abbildung bei Schnaase sehr undeutlich ist und er in seiner Beschreibung nichts darüber bemerkt. Ueber dem Portale hängt Christus, das Gesicht nach der Seite des Adlers kehrend, am Kreuze und wird von 2 Frauen angebetet. Betrachtet man die Figuren der ganzen Façade zusammen, erhält man 3 Mal 3 Figuren, in dem mittelsten Felde der Façade über dem sterbenden Christus vielleicht Johannes der Evangelist und sein Adler; zu den <hi rendition="#g">vier</hi> Seiten befände sich die Menschheit, welche der Böse in Löwengestalt erfasst hat und zu verschlingen droht, aber Christus durch seinen blutigen Kreuzestod errettet. Caumont wollte die Sculpturen denjenigen des Domes zu Ancona nachgebildet </p> </div> </body> </text> </TEI> [427/0447]
gang in die Maurerwelt gefunden haben, wenngleich etwas Sicheres niemals darüber wird erkannt und gesagt werden können, Schon während des 11. Jahrh. ist im Elsass viel gebaut und namentlich auch der Gewölbebau durch fremde Baumeister dahin gebracht worden, wie noch mehr für fremde, normannische oder italienische Einflüsse, die phantastischen und räthselhaften Sculpturen, besonders Thiersculpturen, einzelner Kirchen des Elsasses, z. B. der Kirche zu Rosheim, welche im J. 1049 durch Papst Leo IX. geweiht wurde und wovon Schnaase, IV. 2. S. 137, eine Abbildung mit dürftiger Beschreibung gegeben hat, – der Kirche zu Dorlisheim, zu Neuweiler, der Vorhalle des Klosters zu Mauresmünster, der Klosterkirche zu Andlau. Die Sculpturen verdienten durch Abbildungen noch bekannter gemacht zu werden, um aus der dabei angewandten Svmbolik das Vaterland der Baumeister zu erkennen. Der oberste Giebel zu Rosheim wird durch drei Figuren auf den 3 Ecken des Dreiecks gekrönt, oben auf der Spitze ein seitwärts (nach Osten?) gewandter und in einer Art von Storchnest sitzender Adler, zu beiden Seiten ruhende Löwen, welche mit dem Rachen einen mit den Klauen gehaltenen Menschen erfassen. Diese 2 Figuren kehren auf den beiden Seiten des untern Giebeldaches wieder. Unter dem Adler, also in der Mitte des obern Giebelfeldes, steht eine menschliche, sehr bedeutungsvoll nach derselben Seite wie der Adler gewandte Figur, in langem Gewande, mit einem Hute auf dem Kopfe und vermuthlich mit gefalteten Händen, da die kleine Abbildung bei Schnaase sehr undeutlich ist und er in seiner Beschreibung nichts darüber bemerkt. Ueber dem Portale hängt Christus, das Gesicht nach der Seite des Adlers kehrend, am Kreuze und wird von 2 Frauen angebetet. Betrachtet man die Figuren der ganzen Façade zusammen, erhält man 3 Mal 3 Figuren, in dem mittelsten Felde der Façade über dem sterbenden Christus vielleicht Johannes der Evangelist und sein Adler; zu den vier Seiten befände sich die Menschheit, welche der Böse in Löwengestalt erfasst hat und zu verschlingen droht, aber Christus durch seinen blutigen Kreuzestod errettet. Caumont wollte die Sculpturen denjenigen des Domes zu Ancona nachgebildet
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/447>, abgerufen am 23.06.2024. |