Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.wissen. An den Capitälen der Säulen der Kirche zu Rosheim und in der Vorhalle von Mauresmünster findet sich auch die Vierundzwanzigzahl in 24 um das Capitäl wie eine Perlenschnur gereihten Menschenlarven. Vielleicht sind die Reliefsculpturen, menschliche und thierische, im Kloster Hirschau aus der Zeit von 1082 - 10911) mit den elsässischen Sculpturen verwandt. Schnaase, IV. 2. S. 144 unten, betrachtet diese phantastischen Thier- und Menschensculpturen , welche sich ähnlich auch an den Würfelknäufen und Bogenfriesen der schwäbischen Kirchen zu Brenz, Belsen, Faurndau, Denkendorf und Ellwangen, ebenso in der romanischen und deutschen Schweiz,2) in Baiern,3) in Belgien,4) in der Lombardei,5) in Oesterreich6) und in Schlesien finden, als eine mögliche Eigenthümlichkeit des alemannischen Stammes, - als eine frühzeitige und ungeregelte Aeusserung des poetischen Sinnes, der sich in diesem deutschen Stamme niemals ganz verleugnet habe. Am obern Rheine gehören dahin besonders das Portal der Klosterkirche zu Petershausen bei Constanz, welches im J. 1173 von einem Baumeister Wezilo errichtet sein soll, - die Galluspforte am Münster zu Basel und der Kreuzgang des Grossmünsters zu Zürich.7) Im Norden, d. h. in Dänemark, Schweden und Norwegen erscheinen schon im heidnischen Eisenalter oder in dem der Einführung des Christenthums unmittelbar vorangehenden Zeitalter die eigenthümlichen und so weit verbreiteten Schlangen- und Drachenzierrathen. Viele Runensteine sind mit solchen verziert, und in den Schlangenfiguren selbst ist die Inschrift angebracht; aber nicht seltener findet man sie auf Geschmeiden und andern Sachen dieser Zeit, sowohl von Bronce als andern Stoffen.8) Diese phantasti- 1) Schnaase, IV. 2. S. 142 unten. 2) Schnaase, IV, 2. S. 266 ff. 3) Schnaase, V. S. 333. 4) Schnaase, IV. 2. S. 162. 5) Schnaase, IV. 2. S. 221 ff. 6) Schnaase, V. S. 324 ff. 7) Vergl. S. Vögelin, der Kreuzgang beim Grossmünster, in Bd. 1. der Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich. 8) Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, Kopenhagen 1837, S. 63 und 78.
wissen. An den Capitälen der Säulen der Kirche zu Rosheim und in der Vorhalle von Mauresmünster findet sich auch die Vierundzwanzigzahl in 24 um das Capitäl wie eine Perlenschnur gereihten Menschenlarven. Vielleicht sind die Reliefsculpturen, menschliche und thierische, im Kloster Hirschau aus der Zeit von 1082 – 10911) mit den elsässischen Sculpturen verwandt. Schnaase, IV. 2. S. 144 unten, betrachtet diese phantastischen Thier- und Menschensculpturen , welche sich ähnlich auch an den Würfelknäufen und Bogenfriesen der schwäbischen Kirchen zu Brenz, Belsen, Faurndau, Denkendorf und Ellwangen, ebenso in der romanischen und deutschen Schweiz,2) in Baiern,3) in Belgien,4) in der Lombardei,5) in Oesterreich6) und in Schlesien finden, als eine mögliche Eigenthümlichkeit des alemannischen Stammes, – als eine frühzeitige und ungeregelte Aeusserung des poetischen Sinnes, der sich in diesem deutschen Stamme niemals ganz verleugnet habe. Am obern Rheine gehören dahin besonders das Portal der Klosterkirche zu Petershausen bei Constanz, welches im J. 1173 von einem Baumeister Wezilo errichtet sein soll, – die Galluspforte am Münster zu Basel und der Kreuzgang des Grossmünsters zu Zürich.7) Im Norden, d. h. in Dänemark, Schweden und Norwegen erscheinen schon im heidnischen Eisenalter oder in dem der Einführung des Christenthums unmittelbar vorangehenden Zeitalter die eigenthümlichen und so weit verbreiteten Schlangen- und Drachenzierrathen. Viele Runensteine sind mit solchen verziert, und in den Schlangenfiguren selbst ist die Inschrift angebracht; aber nicht seltener findet man sie auf Geschmeiden und andern Sachen dieser Zeit, sowohl von Bronce als andern Stoffen.8) Diese phantasti- 1) Schnaase, IV. 2. S. 142 unten. 2) Schnaase, IV, 2. S. 266 ff. 3) Schnaase, V. S. 333. 4) Schnaase, IV. 2. S. 162. 5) Schnaase, IV. 2. S. 221 ff. 6) Schnaase, V. S. 324 ff. 7) Vergl. S. Vögelin, der Kreuzgang beim Grossmünster, in Bd. 1. der Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich. 8) Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, Kopenhagen 1837, S. 63 und 78.
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wissen. An den Capitälen der Säulen der Kirche zu Rosheim und in der Vorhalle von Mauresmünster findet sich auch die Vierundzwanzigzahl in 24 um das Capitäl wie eine Perlenschnur gereihten Menschenlarven. Vielleicht sind die Reliefsculpturen, menschliche und thierische, im Kloster Hirschau aus der Zeit von 1082 – 1091 1) mit den elsässischen Sculpturen verwandt. Schnaase, IV. 2. S. 144 unten, betrachtet diese phantastischen Thier- und Menschensculpturen , welche sich ähnlich auch an den Würfelknäufen und Bogenfriesen der schwäbischen Kirchen zu Brenz, Belsen, Faurndau, Denkendorf und Ellwangen, ebenso in der romanischen und deutschen Schweiz, 2) in Baiern, 3) in Belgien, 4) in der Lombardei, 5) in Oesterreich 6) und in Schlesien finden, als eine mögliche Eigenthümlichkeit des alemannischen Stammes, – als eine frühzeitige und ungeregelte Aeusserung des poetischen Sinnes, der sich in diesem deutschen Stamme niemals ganz verleugnet habe. Am obern Rheine gehören dahin besonders das Portal der Klosterkirche zu Petershausen bei Constanz, welches im J. 1173 von einem Baumeister Wezilo errichtet sein soll, – die Galluspforte am Münster zu Basel und der Kreuzgang des Grossmünsters zu Zürich. 7) Im Norden, d. h. in Dänemark, Schweden und Norwegen erscheinen schon im heidnischen Eisenalter oder in dem der Einführung des Christenthums unmittelbar vorangehenden Zeitalter die eigenthümlichen und so weit verbreiteten Schlangen- und Drachenzierrathen. Viele Runensteine sind mit solchen verziert, und in den Schlangenfiguren selbst ist die Inschrift angebracht; aber nicht seltener findet man sie auf Geschmeiden und andern Sachen dieser Zeit, sowohl von Bronce als andern Stoffen. 8) Diese phantasti-
1) Schnaase, IV. 2. S. 142 unten.
2) Schnaase, IV, 2. S. 266 ff.
3) Schnaase, V. S. 333.
4) Schnaase, IV. 2. S. 162.
5) Schnaase, IV. 2. S. 221 ff.
6) Schnaase, V. S. 324 ff.
7) Vergl. S. Vögelin, der Kreuzgang beim Grossmünster, in Bd. 1. der Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich.
8) Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde, Kopenhagen 1837, S. 63 und 78.
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