Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil der byzantinischen Halbinsel, einschliesslich des griechischen Königreichs, mit Maurern, und mehrere seiner östlichen Gebirgslandschaften sind fast ausschliesslich von den Familien solcher wandernder Maurer bewohnt.1) Es ist überhaupt kaum möglich und widerspricht aller Geschichte, dass in einem Lande vereinzelte, wenn auch noch so zahlreiche, Einzüglinge, die noch überdem keine öffentliche mächtige und herrschende Stellung einnehmen, einen tiefergehenden Einfluss auf die Kultur und die Zustände eines Landes und Volkes ausüben, da man ja nur zu oft ganze erobernde und herrschende Völker der Sprache, Sitte und Kultur des eroberten und beherrschten Landes und Volkes unterliegen sieht, wie vorzüglich in China und in dem frühern römischen Reiche. Ein dem Lande ursprünglich fremdes Volk gleicht einer versetzten ausländischen Pflanze, welche sich den klimatischen und localen Einflüssen vergeblich zu entziehen strebt und daher bald ihre ursprüngliche und ausländische Natur verändert, sich acclimatisirt. Auch in unsern Tagen sind die in der deutschen Schweiz in grosser Zahl lebenden Deutschen bald belehrt worden, dass es eben so unvernünftig als unerreichbar sei, wenn der Ausländer seine Sitte und Ansichten dem fremden Lande auferlegen wolle, anstatt sich diesem Lande durch thunlichste Annahme seiner Sitte und seiner Ansichten freundlich zu nähern und zu verbinden. Nur Derjenige ist im fremden Lande beliebt oder wenigstens nicht verfolgt, welcher verbergen kann, dass er ein Fremder sei, und möglichst dem Inländischen sich füget. Die an die neu gegründete Hochschule zu Zürich im Jahr 1833 berufenen deutschen Professoren unternahmen zum Theil anfänglich einen gewaltigen Sturm auf die schweizerische Sitte, wussten nicht genug zu tadeln und anders oder deutsch zu verlangen, und waren mit ihren Beschwerden und Wünschen für den guten J. C. Orelli eine wahre Pein: aber freiwillig oder gezwungen verstummten sie endlich und wurden zürcherisch. Was man kaum glauben und vermuthen sollte, waren dabei die Süddeutschen, die stammverwandten Alemannen, die Heidel-

1) Ausland für 1854, S. 339 a.

Theil der byzantinischen Halbinsel, einschliesslich des griechischen Königreichs, mit Maurern, und mehrere seiner östlichen Gebirgslandschaften sind fast ausschliesslich von den Familien solcher wandernder Maurer bewohnt.1) Es ist überhaupt kaum möglich und widerspricht aller Geschichte, dass in einem Lande vereinzelte, wenn auch noch so zahlreiche, Einzüglinge, die noch überdem keine öffentliche mächtige und herrschende Stellung einnehmen, einen tiefergehenden Einfluss auf die Kultur und die Zustände eines Landes und Volkes ausüben, da man ja nur zu oft ganze erobernde und herrschende Völker der Sprache, Sitte und Kultur des eroberten und beherrschten Landes und Volkes unterliegen sieht, wie vorzüglich in China und in dem frühern römischen Reiche. Ein dem Lande ursprünglich fremdes Volk gleicht einer versetzten ausländischen Pflanze, welche sich den klimatischen und localen Einflüssen vergeblich zu entziehen strebt und daher bald ihre ursprüngliche und ausländische Natur verändert, sich acclimatisirt. Auch in unsern Tagen sind die in der deutschen Schweiz in grosser Zahl lebenden Deutschen bald belehrt worden, dass es eben so unvernünftig als unerreichbar sei, wenn der Ausländer seine Sitte und Ansichten dem fremden Lande auferlegen wolle, anstatt sich diesem Lande durch thunlichste Annahme seiner Sitte und seiner Ansichten freundlich zu nähern und zu verbinden. Nur Derjenige ist im fremden Lande beliebt oder wenigstens nicht verfolgt, welcher verbergen kann, dass er ein Fremder sei, und möglichst dem Inländischen sich füget. Die an die neu gegründete Hochschule zu Zürich im Jahr 1833 berufenen deutschen Professoren unternahmen zum Theil anfänglich einen gewaltigen Sturm auf die schweizerische Sitte, wussten nicht genug zu tadeln und anders oder deutsch zu verlangen, und waren mit ihren Beschwerden und Wünschen für den guten J. C. Orelli eine wahre Pein: aber freiwillig oder gezwungen verstummten sie endlich und wurden zürcherisch. Was man kaum glauben und vermuthen sollte, waren dabei die Süddeutschen, die stammverwandten Alemannen, die Heidel-

1) Ausland für 1854, S. 339 a.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0480" n="460"/>
Theil der byzantinischen Halbinsel, einschliesslich des griechischen Königreichs, mit Maurern, und mehrere seiner östlichen Gebirgslandschaften sind fast ausschliesslich von den Familien solcher wandernder Maurer bewohnt.<note place="foot" n="1)">Ausland für 1854, S. 339 a.</note> Es ist überhaupt kaum möglich und widerspricht aller Geschichte, dass in einem Lande vereinzelte, wenn auch noch so zahlreiche, Einzüglinge, die noch überdem keine öffentliche mächtige und herrschende Stellung einnehmen, einen tiefergehenden Einfluss auf die Kultur und die Zustände eines Landes und Volkes ausüben, da man ja nur zu oft ganze erobernde und herrschende Völker der Sprache, Sitte und Kultur des eroberten und beherrschten Landes und Volkes unterliegen sieht, wie vorzüglich in China und in dem frühern römischen Reiche. Ein dem Lande ursprünglich fremdes Volk gleicht einer versetzten ausländischen Pflanze, welche sich den klimatischen und localen Einflüssen vergeblich zu entziehen strebt und daher bald ihre ursprüngliche und ausländische Natur verändert, sich acclimatisirt. Auch in unsern Tagen sind die in der deutschen Schweiz in grosser Zahl lebenden Deutschen bald belehrt worden, dass es eben so unvernünftig als unerreichbar sei, wenn der Ausländer seine Sitte und Ansichten dem fremden Lande auferlegen wolle, anstatt sich diesem Lande durch thunlichste Annahme seiner Sitte und seiner Ansichten freundlich zu nähern und zu verbinden. Nur Derjenige ist im fremden Lande beliebt oder wenigstens nicht verfolgt, welcher verbergen kann, dass er ein Fremder sei, und möglichst dem Inländischen sich füget. Die an die neu gegründete Hochschule zu Zürich im Jahr 1833 berufenen deutschen Professoren unternahmen zum Theil anfänglich einen gewaltigen Sturm auf die schweizerische Sitte, wussten nicht genug zu tadeln und anders oder deutsch zu verlangen, und waren mit ihren Beschwerden und Wünschen für den guten J. C. Orelli eine wahre Pein: aber freiwillig oder gezwungen verstummten sie endlich und wurden zürcherisch. Was man kaum glauben und vermuthen sollte, waren dabei die Süddeutschen, die stammverwandten Alemannen, die Heidel-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[460/0480] Theil der byzantinischen Halbinsel, einschliesslich des griechischen Königreichs, mit Maurern, und mehrere seiner östlichen Gebirgslandschaften sind fast ausschliesslich von den Familien solcher wandernder Maurer bewohnt. 1) Es ist überhaupt kaum möglich und widerspricht aller Geschichte, dass in einem Lande vereinzelte, wenn auch noch so zahlreiche, Einzüglinge, die noch überdem keine öffentliche mächtige und herrschende Stellung einnehmen, einen tiefergehenden Einfluss auf die Kultur und die Zustände eines Landes und Volkes ausüben, da man ja nur zu oft ganze erobernde und herrschende Völker der Sprache, Sitte und Kultur des eroberten und beherrschten Landes und Volkes unterliegen sieht, wie vorzüglich in China und in dem frühern römischen Reiche. Ein dem Lande ursprünglich fremdes Volk gleicht einer versetzten ausländischen Pflanze, welche sich den klimatischen und localen Einflüssen vergeblich zu entziehen strebt und daher bald ihre ursprüngliche und ausländische Natur verändert, sich acclimatisirt. Auch in unsern Tagen sind die in der deutschen Schweiz in grosser Zahl lebenden Deutschen bald belehrt worden, dass es eben so unvernünftig als unerreichbar sei, wenn der Ausländer seine Sitte und Ansichten dem fremden Lande auferlegen wolle, anstatt sich diesem Lande durch thunlichste Annahme seiner Sitte und seiner Ansichten freundlich zu nähern und zu verbinden. Nur Derjenige ist im fremden Lande beliebt oder wenigstens nicht verfolgt, welcher verbergen kann, dass er ein Fremder sei, und möglichst dem Inländischen sich füget. Die an die neu gegründete Hochschule zu Zürich im Jahr 1833 berufenen deutschen Professoren unternahmen zum Theil anfänglich einen gewaltigen Sturm auf die schweizerische Sitte, wussten nicht genug zu tadeln und anders oder deutsch zu verlangen, und waren mit ihren Beschwerden und Wünschen für den guten J. C. Orelli eine wahre Pein: aber freiwillig oder gezwungen verstummten sie endlich und wurden zürcherisch. Was man kaum glauben und vermuthen sollte, waren dabei die Süddeutschen, die stammverwandten Alemannen, die Heidel- 1) Ausland für 1854, S. 339 a.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/480
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/480>, abgerufen am 22.11.2024.