Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.nach Carpi als Gesandter abgeordnete Macchiavelli zugleich von der Wollzunft zu Florenz den Auftrag erhalten hatte, ihr einen tüchtigen Prediger für die nächste Fastenzeit zu verschaffen, was zu einem Briefwechsel zwischen dem berühmten Geschichtschreiber Francesco Guicciardini, damals Gouverneur des Papstes zu Modena, und Macchiavelli Veranlassung gab.1) Diese Nachricht ist insofern nicht ohne Bedeutung, als sie zeigt, dass auch in Italien die Zünfte ihren eigenen Gottesdienst, beziehungsweise besondere Kapellen und Geistliche hatten. Im Auftrage derselben Wollzunft reiste im J. 1525 Macchiavelli nach Venedig, um für dieselbe ein Guthaben von 1500 Goldducaten einzutreiben. Je umfassender und allseitiger die Geschichte der Innungen und Zünfte erforscht und dargelegt werden wird, um so mehr wird es erkannt und bestätigt werden, dass die Handwerksgenossenschaften ursprünglich wesentlich religiöse Genossenschaften derselben Berufsgenossen seien und daher namentlich auch die christliche Kirche, wenn nicht auf die Entstehung, doch auf die Befestigung der Zunftverfassung grossen Einfluss geübt habe.2) Die. Zunftgenossen im vollen mittelalterlichen Sinne, wie sie namentlich zu Florenz uns entgegentreten, waren Kirchen-, Berufs-, Waffen- und Herrschafts- (Regiments-) Genossen. Mit der Kirche wuchs die Stadt und mit der Stadt der Staat heran; die Städte sind zugleich Staaten, und die Stadt und den Staat beherrschen die Handwerker und Kaufleute, die Industrie, das Gewerbe und der Erwerb. Die Staatengeschichte Italiens ist zum grössten Theile vom 12ten bis 16ten Jahrh. nur die Geschichte der italienischen Städte, besonders von Venedig, Mailand, Genua, Florenz, Pisal Lucca, Rom u. s. w.; aber das eigentliche Städteleben beschränkt sich auf Ober- und Mittelitalien und geht im Königreich Neapel gleichsam im Könige unter. Die italienische Städtegeschichte ist die vollkommenste Schule der Staats- und Kriegskunst, des Staatshaushaltes und der Staatsverwaltung u. s. w. 1) Macchiavelli's sämmtliche Werke, übersetzt von Ziegler, VIII. S. 132 ff. und 235 ff. 2) Vergl. auch K. S. Zachariae, vierzig Bücher vom Staate, V. (Heidelberg 1832) S. 19 ff., vergl. mit S. 82.
nach Carpi als Gesandter abgeordnete Macchiavelli zugleich von der Wollzunft zu Florenz den Auftrag erhalten hatte, ihr einen tüchtigen Prediger für die nächste Fastenzeit zu verschaffen, was zu einem Briefwechsel zwischen dem berühmten Geschichtschreiber Francesco Guicciardini, damals Gouverneur des Papstes zu Modena, und Macchiavelli Veranlassung gab.1) Diese Nachricht ist insofern nicht ohne Bedeutung, als sie zeigt, dass auch in Italien die Zünfte ihren eigenen Gottesdienst, beziehungsweise besondere Kapellen und Geistliche hatten. Im Auftrage derselben Wollzunft reiste im J. 1525 Macchiavelli nach Venedig, um für dieselbe ein Guthaben von 1500 Goldducaten einzutreiben. Je umfassender und allseitiger die Geschichte der Innungen und Zünfte erforscht und dargelegt werden wird, um so mehr wird es erkannt und bestätigt werden, dass die Handwerksgenossenschaften ursprünglich wesentlich religiöse Genossenschaften derselben Berufsgenossen seien und daher namentlich auch die christliche Kirche, wenn nicht auf die Entstehung, doch auf die Befestigung der Zunftverfassung grossen Einfluss geübt habe.2) Die. Zunftgenossen im vollen mittelalterlichen Sinne, wie sie namentlich zu Florenz uns entgegentreten, waren Kirchen-, Berufs-, Waffen- und Herrschafts- (Regiments-) Genossen. Mit der Kirche wuchs die Stadt und mit der Stadt der Staat heran; die Städte sind zugleich Staaten, und die Stadt und den Staat beherrschen die Handwerker und Kaufleute, die Industrie, das Gewerbe und der Erwerb. Die Staatengeschichte Italiens ist zum grössten Theile vom 12ten bis 16ten Jahrh. nur die Geschichte der italienischen Städte, besonders von Venedig, Mailand, Genua, Florenz, Pisal Lucca, Rom u. s. w.; aber das eigentliche Städteleben beschränkt sich auf Ober- und Mittelitalien und geht im Königreich Neapel gleichsam im Könige unter. Die italienische Städtegeschichte ist die vollkommenste Schule der Staats- und Kriegskunst, des Staatshaushaltes und der Staatsverwaltung u. s. w. 1) Macchiavelli’s sämmtliche Werke, übersetzt von Ziegler, VIII. S. 132 ff. und 235 ff. 2) Vergl. auch K. S. Zachariae, vierzig Bücher vom Staate, V. (Heidelberg 1832) S. 19 ff., vergl. mit S. 82.
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nach Carpi als Gesandter abgeordnete Macchiavelli zugleich von der Wollzunft zu Florenz den Auftrag erhalten hatte, ihr einen tüchtigen Prediger für die nächste Fastenzeit zu verschaffen, was zu einem Briefwechsel zwischen dem berühmten Geschichtschreiber Francesco Guicciardini, damals Gouverneur des Papstes zu Modena, und Macchiavelli Veranlassung gab. 1) Diese Nachricht ist insofern nicht ohne Bedeutung, als sie zeigt, dass auch in Italien die Zünfte ihren eigenen Gottesdienst, beziehungsweise besondere Kapellen und Geistliche hatten. Im Auftrage derselben Wollzunft reiste im J. 1525 Macchiavelli nach Venedig, um für dieselbe ein Guthaben von 1500 Goldducaten einzutreiben. Je umfassender und allseitiger die Geschichte der Innungen und Zünfte erforscht und dargelegt werden wird, um so mehr wird es erkannt und bestätigt werden, dass die Handwerksgenossenschaften ursprünglich wesentlich religiöse Genossenschaften derselben Berufsgenossen seien und daher namentlich auch die christliche Kirche, wenn nicht auf die Entstehung, doch auf die Befestigung der Zunftverfassung grossen Einfluss geübt habe. 2) Die. Zunftgenossen im vollen mittelalterlichen Sinne, wie sie namentlich zu Florenz uns entgegentreten, waren Kirchen-, Berufs-, Waffen- und Herrschafts- (Regiments-) Genossen. Mit der Kirche wuchs die Stadt und mit der Stadt der Staat heran; die Städte sind zugleich Staaten, und die Stadt und den Staat beherrschen die Handwerker und Kaufleute, die Industrie, das Gewerbe und der Erwerb. Die Staatengeschichte Italiens ist zum grössten Theile vom 12ten bis 16ten Jahrh. nur die Geschichte der italienischen Städte, besonders von Venedig, Mailand, Genua, Florenz, Pisal Lucca, Rom u. s. w.; aber das eigentliche Städteleben beschränkt sich auf Ober- und Mittelitalien und geht im Königreich Neapel gleichsam im Könige unter. Die italienische Städtegeschichte ist die vollkommenste Schule der Staats- und Kriegskunst, des Staatshaushaltes und der Staatsverwaltung u. s. w.
1) Macchiavelli’s sämmtliche Werke, übersetzt von Ziegler, VIII. S. 132 ff. und 235 ff.
2) Vergl. auch K. S. Zachariae, vierzig Bücher vom Staate, V. (Heidelberg 1832) S. 19 ff., vergl. mit S. 82.
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