Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.In der ersten Hälfte des 15ten Jahrh. blühte zu Florenz auch die Baukunst auf durch den ausgezeichneten Baumeister Filippo di Ser Brunellesco (1377 - 1444), dessen Bildsäule von Marmor, um seine Verdienste zu ehren, nach seinem Tode in der Hauptkirche zu Florenz aufgestellt wurde.1) Brunellesco ist der Begründer der modernen Baukunst oder des Renaissance-Styles, noch bestimmter der Frührenaissance (1420 - 1500).2) Im J. 1420 war eine Versammlung von Baumeistern aller Nationen nach Florenz berufen worden, um die Vollendung des dortigen Domes und besonders die Ausführung seiner Kuppel zu berathen und zu entscheiden; diese Versammlung wurde die Geburtsstätte des neuen Styles und Florenz übertrug dem Brunellesco, nach seinem kühnen Plane die Kuppel des Domes mit einer doppelten Wölbung, mit einer inneren und äusseren (Schutzkuppel) auszuführen. Die Kuppel erhebt sich bei einem Durchmesser von 130' zu einer Scheitelhöhle von 280', und mit der nach des Meisters Tode im J. 1461 durch Giuliano da Majana ausgeführten Laterne bis zu 330'. Die Ausführung des eigentlichen Kuppelbaues des Domes zu Florenz fällt mit der Vollendung des Münsterthurmes zu Strassburg in dieselbe Zeit, so dass also, während der gothische Baustyl auf der Spitze seiner Entwickelung anlangt, schon der neue Baustyl vorbereitet wird und lebendig beginnt. Für den florentinischen Palastbau wurde Brunellesco durch den von ihm erbauten Palazzo Pitti, also genannt von dem Bauherrn und Eigenthümer Luca Pitti,3) gleichfalls zum stylbestimmenden Vorbilde. Die Gesammthöhe des 330' breiten Mittelbaues des Palastes Pitti beträgt 115'. Lübke nennt den Palast wegen seiner einfachen Grösse eines der erhabensten Profangebäude der Welt. Was Brunellesco, welcher nach Goethe (XXIX. S. 134) vielleicht auch die Gesetze der Perspective erfand, begonnen, setzten zu Florenz in rascher 1) Macchiavelli, S. S. 192. 2) Lübke, Gesch. der Archit., S. 510 ff. 3) Macchiavelli, S. 329. Gleichzeitig liess Luca Pitti noch ein zweites kleineres, aber ebenso prächtiges und königliches Gebäude zu Rucciano, einem Ort eine Miglie von Florenz, aufführen.
In der ersten Hälfte des 15ten Jahrh. blühte zu Florenz auch die Baukunst auf durch den ausgezeichneten Baumeister Filippo di Ser Brunellesco (1377 – 1444), dessen Bildsäule von Marmor, um seine Verdienste zu ehren, nach seinem Tode in der Hauptkirche zu Florenz aufgestellt wurde.1) Brunellesco ist der Begründer der modernen Baukunst oder des Renaissance-Styles, noch bestimmter der Frührenaissance (1420 – 1500).2) Im J. 1420 war eine Versammlung von Baumeistern aller Nationen nach Florenz berufen worden, um die Vollendung des dortigen Domes und besonders die Ausführung seiner Kuppel zu berathen und zu entscheiden; diese Versammlung wurde die Geburtsstätte des neuen Styles und Florenz übertrug dem Brunellesco, nach seinem kühnen Plane die Kuppel des Domes mit einer doppelten Wölbung, mit einer inneren und äusseren (Schutzkuppel) auszuführen. Die Kuppel erhebt sich bei einem Durchmesser von 130’ zu einer Scheitelhöhle von 280’, und mit der nach des Meisters Tode im J. 1461 durch Giuliano da Majana ausgeführten Laterne bis zu 330’. Die Ausführung des eigentlichen Kuppelbaues des Domes zu Florenz fällt mit der Vollendung des Münsterthurmes zu Strassburg in dieselbe Zeit, so dass also, während der gothische Baustyl auf der Spitze seiner Entwickelung anlangt, schon der neue Baustyl vorbereitet wird und lebendig beginnt. Für den florentinischen Palastbau wurde Brunellesco durch den von ihm erbauten Palazzo Pitti, also genannt von dem Bauherrn und Eigenthümer Luca Pitti,3) gleichfalls zum stylbestimmenden Vorbilde. Die Gesammthöhe des 330’ breiten Mittelbaues des Palastes Pitti beträgt 115’. Lübke nennt den Palast wegen seiner einfachen Grösse eines der erhabensten Profangebäude der Welt. Was Brunellesco, welcher nach Goethe (XXIX. S. 134) vielleicht auch die Gesetze der Perspective erfand, begonnen, setzten zu Florenz in rascher 1) Macchiavelli, S. S. 192. 2) Lübke, Gesch. der Archit., S. 510 ff. 3) Macchiavelli, S. 329. Gleichzeitig liess Luca Pitti noch ein zweites kleineres, aber ebenso prächtiges und königliches Gebäude zu Rucciano, einem Ort eine Miglie von Florenz, aufführen.
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In der ersten Hälfte des 15ten Jahrh. blühte zu Florenz auch die Baukunst auf durch den ausgezeichneten Baumeister Filippo di Ser Brunellesco (1377 – 1444), dessen Bildsäule von Marmor, um seine Verdienste zu ehren, nach seinem Tode in der Hauptkirche zu Florenz aufgestellt wurde. 1) Brunellesco ist der Begründer der modernen Baukunst oder des Renaissance-Styles, noch bestimmter der Frührenaissance (1420 – 1500). 2) Im J. 1420 war eine Versammlung von Baumeistern aller Nationen nach Florenz berufen worden, um die Vollendung des dortigen Domes und besonders die Ausführung seiner Kuppel zu berathen und zu entscheiden; diese Versammlung wurde die Geburtsstätte des neuen Styles und Florenz übertrug dem Brunellesco, nach seinem kühnen Plane die Kuppel des Domes mit einer doppelten Wölbung, mit einer inneren und äusseren (Schutzkuppel) auszuführen. Die Kuppel erhebt sich bei einem Durchmesser von 130’ zu einer Scheitelhöhle von 280’, und mit der nach des Meisters Tode im J. 1461 durch Giuliano da Majana ausgeführten Laterne bis zu 330’. Die Ausführung des eigentlichen Kuppelbaues des Domes zu Florenz fällt mit der Vollendung des Münsterthurmes zu Strassburg in dieselbe Zeit, so dass also, während der gothische Baustyl auf der Spitze seiner Entwickelung anlangt, schon der neue Baustyl vorbereitet wird und lebendig beginnt. Für den florentinischen Palastbau wurde Brunellesco durch den von ihm erbauten Palazzo Pitti, also genannt von dem Bauherrn und Eigenthümer Luca Pitti, 3) gleichfalls zum stylbestimmenden Vorbilde. Die Gesammthöhe des 330’ breiten Mittelbaues des Palastes Pitti beträgt 115’. Lübke nennt den Palast wegen seiner einfachen Grösse eines der erhabensten Profangebäude der Welt. Was Brunellesco, welcher nach Goethe (XXIX. S. 134) vielleicht auch die Gesetze der Perspective erfand, begonnen, setzten zu Florenz in rascher
1) Macchiavelli, S. S. 192.
2) Lübke, Gesch. der Archit., S. 510 ff.
3) Macchiavelli, S. 329. Gleichzeitig liess Luca Pitti noch ein zweites kleineres, aber ebenso prächtiges und königliches Gebäude zu Rucciano, einem Ort eine Miglie von Florenz, aufführen.
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