Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.sog. Dogana oder im Palazzo Veechio geschmückt werden sollten, hatten Leonardo da Vinci und Michelangelo zwei leider verloren gegangene Cartone entworfen, welche sogleich bei ihrer Entstehung die Aufmerksamkeit und den Nacheifer der ganzen lebenden Kunstwelt erregten, vorzüglich anregend aber auf Cellini einwirkten.1) Der Vater Johannes Cellini war selbst ein sehr geschickter bildender Künstler, besonders im Orgelbauen und im Modelliren von Brücken, Mühlen und andern Maschinen, er arbeitete auch in Knochen und Elfenbein und war zugleich Rathspfeifer, wozu nur geehrte Handwerker genommen wurden. Wider den Willen des Vaters, der den Sohn durchaus zu einem Musiker bilden wollte, erlernte Cellini die Goldschmiedkunst. Die Gilde der Goldschmiede zu Florenz, als ihr eine erhabene Arbeit in Silber des jungen Cellini vorgezeigt wurde, erklärte ihn für den geschicktesten Gesellen. Doch wir können die florentinische Kunstgeschichte leider nicht weiter verfolgen und einzig noch sei bemerkt, dass nach Goethe, XXIX. S. 170, Cellini als Repräsentant seines Jahrh. und vielleicht als Repräsentant sämmtlicher Menschheit gelten dürfte. - Ausgezeichnete Wasserbaumeister hatte Florenz noch im J. 1504 aus der Lombardei kommen lassen.2) Auf den Umstand, dass eine Zunft bald nur aus einem einzigen Handwerke, bald aber aus mehreren besteht, gründete man die Eintheilung der Zünfte in einfache und zusammengesetzte.3) Eine zusammengesetzte Zunft der Art bildeten z. B. zu Treysa in Churhessen die 1) Goethe, XXIX. S. 26 ff.; Macchiavelli's sämmtl. Werke, übersetzt von Ziegler, VIII. S. 338 und 471. Vor dem Eingange jenes Palastes wurde damals die Bildsäule der Judith, als Sinnbild der Gerechtigkeit, das Werk des vor 30 Jahren gestorbenen grossen Künstlers Donatello aufgestellt und an der Ausschmückung des Grossrathsaales selbst wurde mehrere Jahre gearbeitet; Savonarola, welchen Mönch Goethe, XXIX. S. 168, ein fratzenhaftes, phantastisches Ungeheuer nannte, sagte, dass bei dem Baue die Engel selbst geholfen haben. Im Uebrigen ist über Savonarola noch zu vergleichen Theodor Wüstenfeld in den gött. gelehrt. Anzeigen für 1862, S. 924 ff. 2) Macchiavelli, sämmtl. Werke, VIII. S. 441. 3) Kulenkamp, das Recht der Handwerker und Zünfte, Marburg 1807, S. 49 ff.; Runde, Grundsätze, §. 469.
sog. Dogana oder im Palazzo Veechio geschmückt werden sollten, hatten Leonardo da Vinci und Michelangelo zwei leider verloren gegangene Cartone entworfen, welche sogleich bei ihrer Entstehung die Aufmerksamkeit und den Nacheifer der ganzen lebenden Kunstwelt erregten, vorzüglich anregend aber auf Cellini einwirkten.1) Der Vater Johannes Cellini war selbst ein sehr geschickter bildender Künstler, besonders im Orgelbauen und im Modelliren von Brücken, Mühlen und andern Maschinen, er arbeitete auch in Knochen und Elfenbein und war zugleich Rathspfeifer, wozu nur geehrte Handwerker genommen wurden. Wider den Willen des Vaters, der den Sohn durchaus zu einem Musiker bilden wollte, erlernte Cellini die Goldschmiedkunst. Die Gilde der Goldschmiede zu Florenz, als ihr eine erhabene Arbeit in Silber des jungen Cellini vorgezeigt wurde, erklärte ihn für den geschicktesten Gesellen. Doch wir können die florentinische Kunstgeschichte leider nicht weiter verfolgen und einzig noch sei bemerkt, dass nach Goethe, XXIX. S. 170, Cellini als Repräsentant seines Jahrh. und vielleicht als Repräsentant sämmtlicher Menschheit gelten dürfte. – Ausgezeichnete Wasserbaumeister hatte Florenz noch im J. 1504 aus der Lombardei kommen lassen.2) Auf den Umstand, dass eine Zunft bald nur aus einem einzigen Handwerke, bald aber aus mehreren besteht, gründete man die Eintheilung der Zünfte in einfache und zusammengesetzte.3) Eine zusammengesetzte Zunft der Art bildeten z. B. zu Treysa in Churhessen die 1) Goethe, XXIX. S. 26 ff.; Macchiavelli’s sämmtl. Werke, übersetzt von Ziegler, VIII. S. 338 und 471. Vor dem Eingange jenes Palastes wurde damals die Bildsäule der Judith, als Sinnbild der Gerechtigkeit, das Werk des vor 30 Jahren gestorbenen grossen Künstlers Donatello aufgestellt und an der Ausschmückung des Grossrathsaales selbst wurde mehrere Jahre gearbeitet; Savonarola, welchen Mönch Goethe, XXIX. S. 168, ein fratzenhaftes, phantastisches Ungeheuer nannte, sagte, dass bei dem Baue die Engel selbst geholfen haben. Im Uebrigen ist über Savonarola noch zu vergleichen Theodor Wüstenfeld in den gött. gelehrt. Anzeigen für 1862, S. 924 ff. 2) Macchiavelli, sämmtl. Werke, VIII. S. 441. 3) Kulenkamp, das Recht der Handwerker und Zünfte, Marburg 1807, S. 49 ff.; Runde, Grundsätze, §. 469.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0496" n="476"/> sog. Dogana oder im Palazzo Veechio geschmückt werden sollten, hatten Leonardo da Vinci und Michelangelo zwei leider verloren gegangene Cartone entworfen, welche sogleich bei ihrer Entstehung die Aufmerksamkeit und den Nacheifer der ganzen lebenden Kunstwelt erregten, vorzüglich anregend aber auf Cellini einwirkten.<note place="foot" n="1)">Goethe, XXIX. S. 26 ff.; Macchiavelli’s sämmtl. Werke, übersetzt von Ziegler, VIII. S. 338 und 471. Vor dem Eingange jenes Palastes wurde damals die Bildsäule der Judith, als Sinnbild der Gerechtigkeit, das Werk des vor 30 Jahren gestorbenen grossen Künstlers Donatello aufgestellt und an der Ausschmückung des Grossrathsaales selbst wurde mehrere Jahre gearbeitet; Savonarola, welchen Mönch Goethe, XXIX. S. 168, ein fratzenhaftes, phantastisches Ungeheuer nannte, sagte, dass bei dem Baue die Engel selbst geholfen haben. Im Uebrigen ist über Savonarola noch zu vergleichen Theodor Wüstenfeld in den gött. gelehrt. Anzeigen für 1862, S. 924 ff.<lb/></note> Der Vater Johannes Cellini war selbst ein sehr geschickter bildender Künstler, besonders im Orgelbauen und im Modelliren von Brücken, Mühlen und andern Maschinen, er arbeitete auch in Knochen und Elfenbein und war zugleich Rathspfeifer, wozu nur geehrte Handwerker genommen wurden. Wider den Willen des Vaters, der den Sohn durchaus zu einem Musiker bilden wollte, erlernte Cellini die Goldschmiedkunst. Die Gilde der Goldschmiede zu Florenz, als ihr eine erhabene Arbeit in Silber des jungen Cellini vorgezeigt wurde, erklärte ihn für den geschicktesten Gesellen. Doch wir können die florentinische Kunstgeschichte leider nicht weiter verfolgen und einzig noch sei bemerkt, dass nach Goethe, XXIX. S. 170, Cellini als Repräsentant seines Jahrh. und vielleicht als Repräsentant sämmtlicher Menschheit gelten dürfte. – Ausgezeichnete Wasserbaumeister hatte Florenz noch im J. 1504 aus der Lombardei kommen lassen.<note place="foot" n="2)">Macchiavelli, sämmtl. Werke, VIII. S. 441.<lb/></note></p> <p> Auf den Umstand, dass eine Zunft bald nur aus einem einzigen Handwerke, bald aber aus mehreren besteht, gründete man die Eintheilung der Zünfte in <hi rendition="#g">einfache</hi> und <hi rendition="#g">zusammengesetzte</hi>.<note place="foot" n="3)">Kulenkamp, das Recht der Handwerker und Zünfte, Marburg 1807, S. 49 ff.; Runde, Grundsätze, §. 469.</note> Eine zusammengesetzte Zunft der Art bildeten z. B. zu Treysa in Churhessen die </p> </div> </body> </text> </TEI> [476/0496]
sog. Dogana oder im Palazzo Veechio geschmückt werden sollten, hatten Leonardo da Vinci und Michelangelo zwei leider verloren gegangene Cartone entworfen, welche sogleich bei ihrer Entstehung die Aufmerksamkeit und den Nacheifer der ganzen lebenden Kunstwelt erregten, vorzüglich anregend aber auf Cellini einwirkten. 1) Der Vater Johannes Cellini war selbst ein sehr geschickter bildender Künstler, besonders im Orgelbauen und im Modelliren von Brücken, Mühlen und andern Maschinen, er arbeitete auch in Knochen und Elfenbein und war zugleich Rathspfeifer, wozu nur geehrte Handwerker genommen wurden. Wider den Willen des Vaters, der den Sohn durchaus zu einem Musiker bilden wollte, erlernte Cellini die Goldschmiedkunst. Die Gilde der Goldschmiede zu Florenz, als ihr eine erhabene Arbeit in Silber des jungen Cellini vorgezeigt wurde, erklärte ihn für den geschicktesten Gesellen. Doch wir können die florentinische Kunstgeschichte leider nicht weiter verfolgen und einzig noch sei bemerkt, dass nach Goethe, XXIX. S. 170, Cellini als Repräsentant seines Jahrh. und vielleicht als Repräsentant sämmtlicher Menschheit gelten dürfte. – Ausgezeichnete Wasserbaumeister hatte Florenz noch im J. 1504 aus der Lombardei kommen lassen. 2)
Auf den Umstand, dass eine Zunft bald nur aus einem einzigen Handwerke, bald aber aus mehreren besteht, gründete man die Eintheilung der Zünfte in einfache und zusammengesetzte. 3) Eine zusammengesetzte Zunft der Art bildeten z. B. zu Treysa in Churhessen die
1) Goethe, XXIX. S. 26 ff.; Macchiavelli’s sämmtl. Werke, übersetzt von Ziegler, VIII. S. 338 und 471. Vor dem Eingange jenes Palastes wurde damals die Bildsäule der Judith, als Sinnbild der Gerechtigkeit, das Werk des vor 30 Jahren gestorbenen grossen Künstlers Donatello aufgestellt und an der Ausschmückung des Grossrathsaales selbst wurde mehrere Jahre gearbeitet; Savonarola, welchen Mönch Goethe, XXIX. S. 168, ein fratzenhaftes, phantastisches Ungeheuer nannte, sagte, dass bei dem Baue die Engel selbst geholfen haben. Im Uebrigen ist über Savonarola noch zu vergleichen Theodor Wüstenfeld in den gött. gelehrt. Anzeigen für 1862, S. 924 ff.
2) Macchiavelli, sämmtl. Werke, VIII. S. 441.
3) Kulenkamp, das Recht der Handwerker und Zünfte, Marburg 1807, S. 49 ff.; Runde, Grundsätze, §. 469.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |