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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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die Menschen zusammenrufe und brüderlich versammele, um wieder liebend, belehrend, erwärmend und erleuchtend nach allen Gegenden der Erde auszuströmen und zu verkünden durch Wort und That, dass nur Ein Gott und Eine Menschheit sei. Zugleich ist in der Beschreibung, welche die ältesten englischen maurerischen Lehrlingsfragstücke von der Loge als aus der Tiefe der Erde bis zur Höhe des Himmels reichend geben,1) offenbar die Vorstellung der Urmenschheit von dem durch die Götter auf der Erde bewohnten und in den Himmel hinüberreichenden Berge, dem Götterberge, dem parsischen Albordj, welchen Julius Braun mit Unrecht von dem Elborus des Kaukasus ableiten will,2) während auf diesen Gipfel des Kaukasus der aus dem Innern Asiens mitgebrachte Namen des Albordj übertragen worden ist, - dem indischen Meru, - dem griechischen Olympos, - der germanischen Weltesche Yggdrasil, - dem semitischen oder mosaischen Berge Ararat u. s. w. verborgen. Um diesen Götterberg herum oder am Fusse desselben liegt das Paradies, Eden mit der Geburtsstätte der Menschen, - oder von dem Götterberge herab strömen nach 4 Weltgegenden, das Wasser und die Menschheit und mit ihr und in ihr der Geist und das Wort Gottes. Dass Julius Braun, vom Paradies, im Ausland für 1861, S. 966, das Paradies oder Eden nach Armenien oder Obermedien (Aderbidschan), dem Hedinesch (Eden) des Zoroaster (zufolge Braun, S. 1040 b, erst im 6ten Jahrh. lebend) verlegt und nach Art eines Euhemeros in den 4 biblischen Paradiesesströmen den Euphrat (Phrat), Tigris (Hiddekel), Araxes (Gihon) und den Halys (Pison) erblicken will, fällt schon mit der einzigen Bemerkung dahin, dass die Schöpfungsmythe der Urmenschheit, der noch vereinigten Menschheit gar nicht in den semitischen Landen entstanden sein kann, sondern die Semiten selbst aus dem fernern Osten her nach Babylon, Assyrien und Syrien zogen und herabstiegen, indem sie den Ursitz verliessen oder

1) Krause, Urkunden, I. 1. S. 211.
2) Ausland für 1861, S. 966.

die Menschen zusammenrufe und brüderlich versammele, um wieder liebend, belehrend, erwärmend und erleuchtend nach allen Gegenden der Erde auszuströmen und zu verkünden durch Wort und That, dass nur Ein Gott und Eine Menschheit sei. Zugleich ist in der Beschreibung, welche die ältesten englischen maurerischen Lehrlingsfragstücke von der Loge als aus der Tiefe der Erde bis zur Höhe des Himmels reichend geben,1) offenbar die Vorstellung der Urmenschheit von dem durch die Götter auf der Erde bewohnten und in den Himmel hinüberreichenden Berge, dem Götterberge, dem parsischen Albordj, welchen Julius Braun mit Unrecht von dem Elborus des Kaukasus ableiten will,2) während auf diesen Gipfel des Kaukasus der aus dem Innern Asiens mitgebrachte Namen des Albordj übertragen worden ist, – dem indischen Meru, – dem griechischen Olympos, – der germanischen Weltesche Yggdrasil, – dem semitischen oder mosaischen Berge Ararat u. s. w. verborgen. Um diesen Götterberg herum oder am Fusse desselben liegt das Paradies, Eden mit der Geburtsstätte der Menschen, – oder von dem Götterberge herab strömen nach 4 Weltgegenden, das Wasser und die Menschheit und mit ihr und in ihr der Geist und das Wort Gottes. Dass Julius Braun, vom Paradies, im Ausland für 1861, S. 966, das Paradies oder Eden nach Armenien oder Obermedien (Aderbidschan), dem Hedinesch (Eden) des Zoroaster (zufolge Braun, S. 1040 b, erst im 6ten Jahrh. lebend) verlegt und nach Art eines Euhemeros in den 4 biblischen Paradiesesströmen den Euphrat (Phrat), Tigris (Hiddekel), Araxes (Gihon) und den Halys (Pison) erblicken will, fällt schon mit der einzigen Bemerkung dahin, dass die Schöpfungsmythe der Urmenschheit, der noch vereinigten Menschheit gar nicht in den semitischen Landen entstanden sein kann, sondern die Semiten selbst aus dem fernern Osten her nach Babylon, Assyrien und Syrien zogen und herabstiegen, indem sie den Ursitz verliessen oder

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[544/0564] die Menschen zusammenrufe und brüderlich versammele, um wieder liebend, belehrend, erwärmend und erleuchtend nach allen Gegenden der Erde auszuströmen und zu verkünden durch Wort und That, dass nur Ein Gott und Eine Menschheit sei. Zugleich ist in der Beschreibung, welche die ältesten englischen maurerischen Lehrlingsfragstücke von der Loge als aus der Tiefe der Erde bis zur Höhe des Himmels reichend geben, 1) offenbar die Vorstellung der Urmenschheit von dem durch die Götter auf der Erde bewohnten und in den Himmel hinüberreichenden Berge, dem Götterberge, dem parsischen Albordj, welchen Julius Braun mit Unrecht von dem Elborus des Kaukasus ableiten will, 2) während auf diesen Gipfel des Kaukasus der aus dem Innern Asiens mitgebrachte Namen des Albordj übertragen worden ist, – dem indischen Meru, – dem griechischen Olympos, – der germanischen Weltesche Yggdrasil, – dem semitischen oder mosaischen Berge Ararat u. s. w. verborgen. Um diesen Götterberg herum oder am Fusse desselben liegt das Paradies, Eden mit der Geburtsstätte der Menschen, – oder von dem Götterberge herab strömen nach 4 Weltgegenden, das Wasser und die Menschheit und mit ihr und in ihr der Geist und das Wort Gottes. Dass Julius Braun, vom Paradies, im Ausland für 1861, S. 966, das Paradies oder Eden nach Armenien oder Obermedien (Aderbidschan), dem Hedinesch (Eden) des Zoroaster (zufolge Braun, S. 1040 b, erst im 6ten Jahrh. lebend) verlegt und nach Art eines Euhemeros in den 4 biblischen Paradiesesströmen den Euphrat (Phrat), Tigris (Hiddekel), Araxes (Gihon) und den Halys (Pison) erblicken will, fällt schon mit der einzigen Bemerkung dahin, dass die Schöpfungsmythe der Urmenschheit, der noch vereinigten Menschheit gar nicht in den semitischen Landen entstanden sein kann, sondern die Semiten selbst aus dem fernern Osten her nach Babylon, Assyrien und Syrien zogen und herabstiegen, indem sie den Ursitz verliessen oder 1) Krause, Urkunden, I. 1. S. 211. 2) Ausland für 1861, S. 966.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/564>, abgerufen am 22.11.2024.