Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

norddeutschen Mährehen zufolge1) von einer freundlichen Alten einem Mädchen 3 Aepfel geschenkt werden, in denen sich je in einem Eie eine goldene Spindel, ein goldener Haspel und ein goldenes Spinnrad befinden; das Mädchen hatte zuvor ein Würmchen, in das ein Prinz verwünscht worden war, 3 Jahre lang herumgetragen und endlich 3 Nächte bei ihm geschlafen, worauf der Prinz erlöst und König wurde und das treue Mädchen zu seiner Gemahlin erhob. Der im Kyffhäuser schlafende Kaiser Otto schenkt einem Musikanten, der ihm einen Marsch aufgespielt hatte, zur Belohnung 3 Knochen, welche zu Gold werden.2) Nach einer norddeutschen Sage haben 3 Leute nur ein einziges Auge, welches ihnen von einem Jünglinge geraubt wird, den sie mit 3 Wunschdingen beschenken, damit er ihnen das Auge wieder gebe; mit Hülfe dieser 3 Gaben erschlägt der Jüngling 3 Riesen und gewinnt eine Königstochter.3) - Als Lohengrin, der Sohn Parcivals und Herzog von Brabant, scheiden muss, liess er ein Schwert, ein Horn und einen Ring zurück, wie Wolfram von Eschenbach am Schlusse des Parcival erzählt;4) schlafend war er einst nach siebentägiger Fahrt durch einen Schwan auf einem Schiff vor Antwerpen gebracht worden und so fuhr er auch wieder von dannen. König Eadward der Bekenner (1042 - 1066) soll dem Herzoge Wilhelm von der Normandi Schwert und Ring übersandt haben, zum Zeichen, dass er die englische Krone erben solle.5) Auch der Papst sandte später dem Herzoge Wilhelm einen Ring mit dem Haare des h. Petrus, wie Lappenberg, I. S. 544, bemerkt, gleichsam zum Zeichen göttlicher und päpstlicher Belehnung mit dem zu erobernden englischen Lande. Im Norden erhob sich in der innern Tempelhalle neben dem aus Holz geschnitzten bemalten und mit reicher Kleidung geschmückten Götterbilde ein kunstreiches, oben mit Eisen beschlagenes Gestell

1) Kuhn und Schwartz, norddeutsche Sagen, S. 350.
2) Kuhn und Schwartz, S. 220, vergl. mit S. 259, 2.
3) Müllenhof, Sagen, S. 453 unten.
4) Vergl. Lang, die Sage vom h. Gral, S. 351 ff.
5) Lappenberg, I. S. 526 oben.

norddeutschen Mährehen zufolge1) von einer freundlichen Alten einem Mädchen 3 Aepfel geschenkt werden, in denen sich je in einem Eie eine goldene Spindel, ein goldener Haspel und ein goldenes Spinnrad befinden; das Mädchen hatte zuvor ein Würmchen, in das ein Prinz verwünscht worden war, 3 Jahre lang herumgetragen und endlich 3 Nächte bei ihm geschlafen, worauf der Prinz erlöst und König wurde und das treue Mädchen zu seiner Gemahlin erhob. Der im Kyffhäuser schlafende Kaiser Otto schenkt einem Musikanten, der ihm einen Marsch aufgespielt hatte, zur Belohnung 3 Knochen, welche zu Gold werden.2) Nach einer norddeutschen Sage haben 3 Leute nur ein einziges Auge, welches ihnen von einem Jünglinge geraubt wird, den sie mit 3 Wunschdingen beschenken, damit er ihnen das Auge wieder gebe; mit Hülfe dieser 3 Gaben erschlägt der Jüngling 3 Riesen und gewinnt eine Königstochter.3) – Als Lohengrin, der Sohn Parcivals und Herzog von Brabant, scheiden muss, liess er ein Schwert, ein Horn und einen Ring zurück, wie Wolfram von Eschenbach am Schlusse des Parcival erzählt;4) schlafend war er einst nach siebentägiger Fahrt durch einen Schwan auf einem Schiff vor Antwerpen gebracht worden und so fuhr er auch wieder von dannen. König Eadward der Bekenner (1042 – 1066) soll dem Herzoge Wilhelm von der Normandi Schwert und Ring übersandt haben, zum Zeichen, dass er die englische Krone erben solle.5) Auch der Papst sandte später dem Herzoge Wilhelm einen Ring mit dem Haare des h. Petrus, wie Lappenberg, I. S. 544, bemerkt, gleichsam zum Zeichen göttlicher und päpstlicher Belehnung mit dem zu erobernden englischen Lande. Im Norden erhob sich in der innern Tempelhalle neben dem aus Holz geschnitzten bemalten und mit reicher Kleidung geschmückten Götterbilde ein kunstreiches, oben mit Eisen beschlagenes Gestell

1) Kuhn und Schwartz, norddeutsche Sagen, S. 350.
2) Kuhn und Schwartz, S. 220, vergl. mit S. 259, 2.
3) Müllenhof, Sagen, S. 453 unten.
4) Vergl. Lang, die Sage vom h. Gral, S. 351 ff.
5) Lappenberg, I. S. 526 oben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0575" n="555"/>
norddeutschen Mährehen zufolge<note place="foot" n="1)">Kuhn und Schwartz, norddeutsche Sagen, S. 350.<lb/></note> von einer freundlichen Alten einem Mädchen 3 Aepfel geschenkt werden, in denen sich je in einem Eie eine <hi rendition="#g">goldene Spindel</hi>, ein <hi rendition="#g">goldener Haspel</hi> und ein <hi rendition="#g">goldenes Spinnrad</hi> befinden; das Mädchen hatte zuvor ein Würmchen, in das ein Prinz verwünscht worden war, 3 Jahre lang herumgetragen und endlich 3 Nächte bei ihm geschlafen, worauf der Prinz erlöst und König wurde und das treue Mädchen zu seiner Gemahlin erhob. Der im Kyffhäuser schlafende Kaiser Otto schenkt einem Musikanten, der ihm einen Marsch aufgespielt hatte, zur Belohnung 3 Knochen, welche zu Gold werden.<note place="foot" n="2)">Kuhn und Schwartz, S. 220, vergl. mit S. 259, 2.<lb/></note> Nach einer norddeutschen Sage haben 3 Leute nur ein einziges Auge, welches ihnen von einem Jünglinge geraubt wird, den sie mit 3 Wunschdingen beschenken, damit er ihnen das Auge wieder gebe; mit Hülfe dieser 3 Gaben erschlägt der Jüngling 3 Riesen und gewinnt eine Königstochter.<note place="foot" n="3)">Müllenhof, Sagen, S. 453 unten.<lb/></note> &#x2013; Als Lohengrin, der Sohn Parcivals und Herzog von Brabant, scheiden muss, liess er ein Schwert, ein Horn und <hi rendition="#g">einen</hi> Ring zurück, wie Wolfram von Eschenbach am Schlusse des Parcival erzählt;<note place="foot" n="4)">Vergl. Lang, die Sage vom h. Gral, S. 351 ff.<lb/></note> schlafend war er einst nach <hi rendition="#g">siebentägiger</hi> Fahrt durch einen Schwan auf einem Schiff vor Antwerpen gebracht worden und so fuhr er auch wieder von dannen. König Eadward der Bekenner (1042 &#x2013; 1066) soll dem Herzoge Wilhelm von der Normandi Schwert und Ring übersandt haben, zum Zeichen, dass er die englische Krone erben solle.<note place="foot" n="5)">Lappenberg, I. S. 526 oben.</note> Auch der Papst sandte später dem Herzoge Wilhelm einen Ring mit dem Haare des h. Petrus, wie Lappenberg, I. S. 544, bemerkt, gleichsam zum Zeichen göttlicher und päpstlicher Belehnung mit dem zu erobernden englischen Lande. Im Norden erhob sich in der innern Tempelhalle neben dem aus Holz geschnitzten bemalten und mit reicher Kleidung geschmückten Götterbilde ein kunstreiches, oben mit Eisen beschlagenes Gestell
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[555/0575] norddeutschen Mährehen zufolge 1) von einer freundlichen Alten einem Mädchen 3 Aepfel geschenkt werden, in denen sich je in einem Eie eine goldene Spindel, ein goldener Haspel und ein goldenes Spinnrad befinden; das Mädchen hatte zuvor ein Würmchen, in das ein Prinz verwünscht worden war, 3 Jahre lang herumgetragen und endlich 3 Nächte bei ihm geschlafen, worauf der Prinz erlöst und König wurde und das treue Mädchen zu seiner Gemahlin erhob. Der im Kyffhäuser schlafende Kaiser Otto schenkt einem Musikanten, der ihm einen Marsch aufgespielt hatte, zur Belohnung 3 Knochen, welche zu Gold werden. 2) Nach einer norddeutschen Sage haben 3 Leute nur ein einziges Auge, welches ihnen von einem Jünglinge geraubt wird, den sie mit 3 Wunschdingen beschenken, damit er ihnen das Auge wieder gebe; mit Hülfe dieser 3 Gaben erschlägt der Jüngling 3 Riesen und gewinnt eine Königstochter. 3) – Als Lohengrin, der Sohn Parcivals und Herzog von Brabant, scheiden muss, liess er ein Schwert, ein Horn und einen Ring zurück, wie Wolfram von Eschenbach am Schlusse des Parcival erzählt; 4) schlafend war er einst nach siebentägiger Fahrt durch einen Schwan auf einem Schiff vor Antwerpen gebracht worden und so fuhr er auch wieder von dannen. König Eadward der Bekenner (1042 – 1066) soll dem Herzoge Wilhelm von der Normandi Schwert und Ring übersandt haben, zum Zeichen, dass er die englische Krone erben solle. 5) Auch der Papst sandte später dem Herzoge Wilhelm einen Ring mit dem Haare des h. Petrus, wie Lappenberg, I. S. 544, bemerkt, gleichsam zum Zeichen göttlicher und päpstlicher Belehnung mit dem zu erobernden englischen Lande. Im Norden erhob sich in der innern Tempelhalle neben dem aus Holz geschnitzten bemalten und mit reicher Kleidung geschmückten Götterbilde ein kunstreiches, oben mit Eisen beschlagenes Gestell 1) Kuhn und Schwartz, norddeutsche Sagen, S. 350. 2) Kuhn und Schwartz, S. 220, vergl. mit S. 259, 2. 3) Müllenhof, Sagen, S. 453 unten. 4) Vergl. Lang, die Sage vom h. Gral, S. 351 ff. 5) Lappenberg, I. S. 526 oben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/575
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/575>, abgerufen am 18.07.2024.