Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.gelegt.1) Die heidnischen Symbole von dem Baume des Lebens (lignum vitae), von dem Tranke der Vorgessenheit und der Unsterblichkeit, und von der Schlange des Lebens und der Ewigkeit verbinden sich in den christlichen Zeiten mit der christlichen Vorstellung von dem zur Erlösung und Errettung der Menschheit vergossenen Blute Christi und dem zu dessen Andenken getrunkenen Kelche, welchen Kelch Johannes der Evangelist mit der heidnischen Heilsschlange und dem heidnischen Lebensbaume in der Hand hält, um die dürstende Menschheit leiblich und geistig mit dem Blute und dem Worte Christi zu tränken und ihr das ewige Leben und die Befreiung von allen irdischen Fehlern und Feinden zu verleihen. Der Kelch des Evangelisten Johannes mit dem Zweige von dem Lebensbaume erscheint auch in der Gralssage des Titurel, indem der Gral eine Wünschelruthe hat und durch diese seinem Besitzer Speise und Trank, leiblich und geistlich, und damit auch das Leben schenkt.2) Mit Recht rügt es Mone, dass der Titurel die heidnische teutsche Wünschelruthe der Nibelungen hier ganz unnatürlich mit dem christlichen Blutkelche, Abendmahlkelche oder Grale zusammengefügt habe. - Uebrigens hält bei den Indern auch Ciwa, z. B. auf dem gigantischen Trimurtibilde gegenüber dem Eingange in dem Grottentempel zu Elephanta, eine ihm in das Gesicht blickende, aufgerichtete Schlange in der Hand; Ciwa blickt dabei zufolge der in allen Tempeln unverbrüchlich befolgten Regel nach Osten.3) - Erwägt man die ägyptischen Pyramidal-, Gräber-, Tempel-, Palast-, Damm- und Wegbauten u. s. w. und den ganz ungeheuren Aufwand an Material jeder Art, an Menschenzeit und Menschenkräften, welche diese Bauten erforderten, kann man die Ansicht nicht abweisen, dass Jahrhunderte lang in dem alten wie in dem neuen Reiche alle Kräfte und alle Thätigkeit des Volkes mit der gewaltsamsten und unerbittlichsten Anstrengung den Bauunternehmungen seien zugewandt und dienstbar gemacht 1) Ettmüller, Pfaffentrag und Bürgerzwist, S. 8 und 89. 2) Mone, zur teutschen Heldensage, S. 177 ff. 3) Romberg und Steger, I. S. 66 a.
gelegt.1) Die heidnischen Symbole von dem Baume des Lebens (lignum vitae), von dem Tranke der Vorgessenheit und der Unsterblichkeit, und von der Schlange des Lebens und der Ewigkeit verbinden sich in den christlichen Zeiten mit der christlichen Vorstellung von dem zur Erlösung und Errettung der Menschheit vergossenen Blute Christi und dem zu dessen Andenken getrunkenen Kelche, welchen Kelch Johannes der Evangelist mit der heidnischen Heilsschlange und dem heidnischen Lebensbaume in der Hand hält, um die dürstende Menschheit leiblich und geistig mit dem Blute und dem Worte Christi zu tränken und ihr das ewige Leben und die Befreiung von allen irdischen Fehlern und Feinden zu verleihen. Der Kelch des Evangelisten Johannes mit dem Zweige von dem Lebensbaume erscheint auch in der Gralssage des Titurel, indem der Gral eine Wünschelruthe hat und durch diese seinem Besitzer Speise und Trank, leiblich und geistlich, und damit auch das Leben schenkt.2) Mit Recht rügt es Mone, dass der Titurel die heidnische teutsche Wünschelruthe der Nibelungen hier ganz unnatürlich mit dem christlichen Blutkelche, Abendmahlkelche oder Grale zusammengefügt habe. – Uebrigens hält bei den Indern auch Çiwa, z. B. auf dem gigantischen Trimurtibilde gegenüber dem Eingange in dem Grottentempel zu Elephanta, eine ihm in das Gesicht blickende, aufgerichtete Schlange in der Hand; Çiwa blickt dabei zufolge der in allen Tempeln unverbrüchlich befolgten Regel nach Osten.3) – Erwägt man die ägyptischen Pyramidal-, Gräber-, Tempel-, Palast-, Damm- und Wegbauten u. s. w. und den ganz ungeheuren Aufwand an Material jeder Art, an Menschenzeit und Menschenkräften, welche diese Bauten erforderten, kann man die Ansicht nicht abweisen, dass Jahrhunderte lang in dem alten wie in dem neuen Reiche alle Kräfte und alle Thätigkeit des Volkes mit der gewaltsamsten und unerbittlichsten Anstrengung den Bauunternehmungen seien zugewandt und dienstbar gemacht 1) Ettmüller, Pfaffentrag und Bürgerzwist, S. 8 und 89. 2) Mone, zur teutschen Heldensage, S. 177 ff. 3) Romberg und Steger, I. S. 66 a.
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gelegt. 1) Die heidnischen Symbole von dem Baume des Lebens (lignum vitae), von dem Tranke der Vorgessenheit und der Unsterblichkeit, und von der Schlange des Lebens und der Ewigkeit verbinden sich in den christlichen Zeiten mit der christlichen Vorstellung von dem zur Erlösung und Errettung der Menschheit vergossenen Blute Christi und dem zu dessen Andenken getrunkenen Kelche, welchen Kelch Johannes der Evangelist mit der heidnischen Heilsschlange und dem heidnischen Lebensbaume in der Hand hält, um die dürstende Menschheit leiblich und geistig mit dem Blute und dem Worte Christi zu tränken und ihr das ewige Leben und die Befreiung von allen irdischen Fehlern und Feinden zu verleihen. Der Kelch des Evangelisten Johannes mit dem Zweige von dem Lebensbaume erscheint auch in der Gralssage des Titurel, indem der Gral eine Wünschelruthe hat und durch diese seinem Besitzer Speise und Trank, leiblich und geistlich, und damit auch das Leben schenkt. 2) Mit Recht rügt es Mone, dass der Titurel die heidnische teutsche Wünschelruthe der Nibelungen hier ganz unnatürlich mit dem christlichen Blutkelche, Abendmahlkelche oder Grale zusammengefügt habe. – Uebrigens hält bei den Indern auch Çiwa, z. B. auf dem gigantischen Trimurtibilde gegenüber dem Eingange in dem Grottentempel zu Elephanta, eine ihm in das Gesicht blickende, aufgerichtete Schlange in der Hand; Çiwa blickt dabei zufolge der in allen Tempeln unverbrüchlich befolgten Regel nach Osten. 3) – Erwägt man die ägyptischen Pyramidal-, Gräber-, Tempel-, Palast-, Damm- und Wegbauten u. s. w. und den ganz ungeheuren Aufwand an Material jeder Art, an Menschenzeit und Menschenkräften, welche diese Bauten erforderten, kann man die Ansicht nicht abweisen, dass Jahrhunderte lang in dem alten wie in dem neuen Reiche alle Kräfte und alle Thätigkeit des Volkes mit der gewaltsamsten und unerbittlichsten Anstrengung den Bauunternehmungen seien zugewandt und dienstbar gemacht
1) Ettmüller, Pfaffentrag und Bürgerzwist, S. 8 und 89.
2) Mone, zur teutschen Heldensage, S. 177 ff.
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