Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.worden. Kein anderes Volk der gesammten Weltgeschichte hat auch nur annähernd so viel, so gross und so bleibend in Stein gebauet, als die Aegypter es thun mussten, und niemals werden dieselben von einem nachfolgenden Volke darin übertroffen oder auch nur in weitem Abstande ein geholt werden. Man fühlt sich versucht, das ganze ägyptische Staats- und Volksleben als das rastlose und harte Leben einer einzigen grossen Hütte von Bauleuten, Steinmetzen und Maurern unter dem Oberpriester und König als ihren Obermeistern und Obertreibern zu betrachten. Das ägyptische Reich war eine erdrückende und kaum zu beschreibende Baudespotie, gleichsam eine grosse Steinpyramide, und selbst im Oriente weiss man kaum die ägyptischen Bauten mit den Bauten anderer Völker und Staaten zu vergleichen; die grosse chinesische Mauer, die medische Mauer der Babylonier und noch einige ähnliche Bauten bieten sich einzig zur Vergleichung dar. Eine Abbildung des Transportes eines Steinkolosses bei Wilkinson, manners and customes of the ancient Egyptiens (London 1837), III. S. 328, gibt zugleich ein Bild des ganzen ägyptischen Staats- und Volkslebens. Dem Zuge voraus schreiten 7 Reihen Krieger, denn nur mit Kriegsgewalt konnte das Volk vermocht und gezwungen werden, den Baulaunen seiner Herrscher und Bedrücker sich zu fügen. Hinter dem siebenfachen Kriegerzuge folgt auf einer grossen Schleife das kolossale Steinbild, welches an vier dicken und langen Seilen von einer grossen Menge von Männern mit schwerer Anstrengung fortgezogen wird. Vorn am Fusse des Steinkolosses steht ein Mann mit einem Gefässe, welcher wohl Wasser auf den Boden vor der Schleife giesst, um die Entzündung zu verhindern oder sonst den Transport zu erleichtern, wie auch neben dem Zuge noch andere Männer mit bereit gehaltenen weitern Wassergefässen gehen. Den Zug schliesst eine Masse noch unbeschäftigter und unthätiger Leute, damit ihnen die Last und das Joch aufgebürdet werde, wenn dieselbe die Vorangehen den nicht mehr zu tragen im Stande sind. In solcher Weise schleppten die ägyptischen Könige Steinmassen von 74 Millionen Kubikfuss zusammen, wie es die französischen Ingenieure bei einer der grossen Pyramiden von worden. Kein anderes Volk der gesammten Weltgeschichte hat auch nur annähernd so viel, so gross und so bleibend in Stein gebauet, als die Aegypter es thun mussten, und niemals werden dieselben von einem nachfolgenden Volke darin übertroffen oder auch nur in weitem Abstande ein geholt werden. Man fühlt sich versucht, das ganze ägyptische Staats- und Volksleben als das rastlose und harte Leben einer einzigen grossen Hütte von Bauleuten, Steinmetzen und Maurern unter dem Oberpriester und König als ihren Obermeistern und Obertreibern zu betrachten. Das ägyptische Reich war eine erdrückende und kaum zu beschreibende Baudespotie, gleichsam eine grosse Steinpyramide, und selbst im Oriente weiss man kaum die ägyptischen Bauten mit den Bauten anderer Völker und Staaten zu vergleichen; die grosse chinesische Mauer, die medische Mauer der Babylonier und noch einige ähnliche Bauten bieten sich einzig zur Vergleichung dar. Eine Abbildung des Transportes eines Steinkolosses bei Wilkinson, manners and customes of the ancient Egyptiens (London 1837), III. S. 328, gibt zugleich ein Bild des ganzen ägyptischen Staats- und Volkslebens. Dem Zuge voraus schreiten 7 Reihen Krieger, denn nur mit Kriegsgewalt konnte das Volk vermocht und gezwungen werden, den Baulaunen seiner Herrscher und Bedrücker sich zu fügen. Hinter dem siebenfachen Kriegerzuge folgt auf einer grossen Schleife das kolossale Steinbild, welches an vier dicken und langen Seilen von einer grossen Menge von Männern mit schwerer Anstrengung fortgezogen wird. Vorn am Fusse des Steinkolosses steht ein Mann mit einem Gefässe, welcher wohl Wasser auf den Boden vor der Schleife giesst, um die Entzündung zu verhindern oder sonst den Transport zu erleichtern, wie auch neben dem Zuge noch andere Männer mit bereit gehaltenen weitern Wassergefässen gehen. Den Zug schliesst eine Masse noch unbeschäftigter und unthätiger Leute, damit ihnen die Last und das Joch aufgebürdet werde, wenn dieselbe die Vorangehen den nicht mehr zu tragen im Stande sind. 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Das ägyptische Reich war eine erdrückende und kaum zu beschreibende Baudespotie, gleichsam eine grosse Steinpyramide, und selbst im Oriente weiss man kaum die ägyptischen Bauten mit den Bauten anderer Völker und Staaten zu vergleichen; die grosse chinesische Mauer, die medische Mauer der Babylonier und noch einige ähnliche Bauten bieten sich einzig zur Vergleichung dar. Eine Abbildung des Transportes eines Steinkolosses bei Wilkinson, manners and customes of the ancient Egyptiens (London 1837), III. S. 328, gibt zugleich ein Bild des ganzen ägyptischen Staats- und Volkslebens. Dem Zuge voraus schreiten 7 Reihen <hi rendition="#g">Krieger</hi>, denn nur mit Kriegsgewalt konnte das Volk vermocht und gezwungen werden, den Baulaunen seiner Herrscher und Bedrücker sich zu fügen. Hinter dem siebenfachen Kriegerzuge folgt auf einer grossen Schleife das kolossale Steinbild, welches an vier dicken und langen Seilen von einer grossen Menge von Männern mit schwerer Anstrengung fortgezogen wird. 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worden. Kein anderes Volk der gesammten Weltgeschichte hat auch nur annähernd so viel, so gross und so bleibend in Stein gebauet, als die Aegypter es thun mussten, und niemals werden dieselben von einem nachfolgenden Volke darin übertroffen oder auch nur in weitem Abstande ein geholt werden. Man fühlt sich versucht, das ganze ägyptische Staats- und Volksleben als das rastlose und harte Leben einer einzigen grossen Hütte von Bauleuten, Steinmetzen und Maurern unter dem Oberpriester und König als ihren Obermeistern und Obertreibern zu betrachten. Das ägyptische Reich war eine erdrückende und kaum zu beschreibende Baudespotie, gleichsam eine grosse Steinpyramide, und selbst im Oriente weiss man kaum die ägyptischen Bauten mit den Bauten anderer Völker und Staaten zu vergleichen; die grosse chinesische Mauer, die medische Mauer der Babylonier und noch einige ähnliche Bauten bieten sich einzig zur Vergleichung dar. Eine Abbildung des Transportes eines Steinkolosses bei Wilkinson, manners and customes of the ancient Egyptiens (London 1837), III. S. 328, gibt zugleich ein Bild des ganzen ägyptischen Staats- und Volkslebens. Dem Zuge voraus schreiten 7 Reihen Krieger, denn nur mit Kriegsgewalt konnte das Volk vermocht und gezwungen werden, den Baulaunen seiner Herrscher und Bedrücker sich zu fügen. Hinter dem siebenfachen Kriegerzuge folgt auf einer grossen Schleife das kolossale Steinbild, welches an vier dicken und langen Seilen von einer grossen Menge von Männern mit schwerer Anstrengung fortgezogen wird. Vorn am Fusse des Steinkolosses steht ein Mann mit einem Gefässe, welcher wohl Wasser auf den Boden vor der Schleife giesst, um die Entzündung zu verhindern oder sonst den Transport zu erleichtern, wie auch neben dem Zuge noch andere Männer mit bereit gehaltenen weitern Wassergefässen gehen. Den Zug schliesst eine Masse noch unbeschäftigter und unthätiger Leute, damit ihnen die Last und das Joch aufgebürdet werde, wenn dieselbe die Vorangehen den nicht mehr zu tragen im Stande sind. In solcher Weise schleppten die ägyptischen Könige Steinmassen von 74 Millionen Kubikfuss zusammen, wie es die französischen Ingenieure bei einer der grossen Pyramiden von
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