Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

Grabmale des h. Angilbert (+ 6801)), zu Canterbury,2) zu Gloucester, - in dem Dome zu Viborg in Jütland,3) in dem Dome zu Basel, vorkommen, sind gewiss nur eine Nachahmung und Fortsetzung derselben. Dergleichen unterirdische Räumlichkeiten, wie z. B. im Peribolos des Tempels des Poseidon auf dem Isthmus zu Corinth, wo Palaemon und Melikertes begraben sein sollte, - im Tempel zu Delphi, woselbst die Gräber des Dionysos und des Python geglaubt wurden, - in den Heiligthümern zu Lebadeia und Oropos mit den Gräbern des Trophonios und Amphiaros, - in dem Tempel der Athene zu Pallene u. s. w., hiessen Adyta oder Megara, obgleich Megaron in weiterer Bedeutung für die Cella des Tempels, besonders eine solche gebraucht wird, die nur den Priestern oder den Eingeweihten zugänglich war.4) So z. B. durfte die Grotte der Rhea bei Methydrion in Arkadien blos von den Priestern betreten werden. Dass die unterirdischen Heiligthümer mit dem Todtendienste in Verbindung stehen, ist deshalb nicht zu bezweifeln, weil in ihnen oder doch bei ihnen sich so oft das Grab eines Heroen oder eines Gottes, oder auch beider befinden soll, worüber Pyl sehr fleissige Nachweisungen gegeben hat. Da die Mysterienweihen gewöhnlich Todtenculte waren oder sich an das Leiden und Sterben eines Gottes oder Heroen anlehnten, stehen jene unterirdischen Räume zugleich in Beziehung zu den Mysterien. Pyl zufolge waren diejenigen Gebäude, welche chtonischen Culten dienten, ganz oder zum Theil unterirdisch, während es sich umgekehrt mit den Heiligthümern der obern Gottheiten verhielt. Die sog. Schatzhäuser des Atreus und seiner Söhne zu Mykene, des Minyas zu Orchomenos, - zu Amyklae und Pharsalos u. s. w., welche als sehr schwerfällige, sich nach oben durch Ueberkragung gleichsam zuwölbende Rundbauten erscheinen, sieht Pyl als uralte gemeinschaftliche Cultlocale eines Gottes und eines

1) Schnaase, IV. 2. S. 367 unten.
2) Daselbst S. 386.
3) Daselbst S. 432.
4) Schoemann, griech. Alterthümer, II, S. 183; Pyl, die griechischen Rundbauten, S. 68 ff.

Grabmale des h. Angilbert († 6801)), zu Canterbury,2) zu Gloucester, – in dem Dome zu Viborg in Jütland,3) in dem Dome zu Basel, vorkommen, sind gewiss nur eine Nachahmung und Fortsetzung derselben. Dergleichen unterirdische Räumlichkeiten, wie z. B. im Peribolos des Tempels des Poseidon auf dem Isthmus zu Corinth, wo Palaemon und Melikertes begraben sein sollte, – im Tempel zu Delphi, woselbst die Gräber des Dionysos und des Python geglaubt wurden, – in den Heiligthümern zu Lebadeia und Oropos mit den Gräbern des Trophonios und Amphiaros, – in dem Tempel der Athene zu Pallene u. s. w., hiessen Adyta oder Megara, obgleich Megaron in weiterer Bedeutung für die Cella des Tempels, besonders eine solche gebraucht wird, die nur den Priestern oder den Eingeweihten zugänglich war.4) So z. B. durfte die Grotte der Rhea bei Methydrion in Arkadien blos von den Priestern betreten werden. Dass die unterirdischen Heiligthümer mit dem Todtendienste in Verbindung stehen, ist deshalb nicht zu bezweifeln, weil in ihnen oder doch bei ihnen sich so oft das Grab eines Heroen oder eines Gottes, oder auch beider befinden soll, worüber Pyl sehr fleissige Nachweisungen gegeben hat. Da die Mysterienweihen gewöhnlich Todtenculte waren oder sich an das Leiden und Sterben eines Gottes oder Heroen anlehnten, stehen jene unterirdischen Räume zugleich in Beziehung zu den Mysterien. Pyl zufolge waren diejenigen Gebäude, welche chtonischen Culten dienten, ganz oder zum Theil unterirdisch, während es sich umgekehrt mit den Heiligthümern der obern Gottheiten verhielt. Die sog. Schatzhäuser des Atreus und seiner Söhne zu Mykene, des Minyas zu Orchomenos, – zu Amyklae und Pharsalos u. s. w., welche als sehr schwerfällige, sich nach oben durch Ueberkragung gleichsam zuwölbende Rundbauten erscheinen, sieht Pyl als uralte gemeinschaftliche Cultlocale eines Gottes und eines

1) Schnaase, IV. 2. S. 367 unten.
2) Daselbst S. 386.
3) Daselbst S. 432.
4) Schoemann, griech. Alterthümer, II, S. 183; Pyl, die griechischen Rundbauten, S. 68 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0070" n="50"/>
Grabmale des h. Angilbert (&#x2020; 680<note place="foot" n="1)">Schnaase, IV. 2. S. 367 unten.<lb/></note>), zu Canterbury,<note place="foot" n="2)">Daselbst S. 386.<lb/></note> zu Gloucester, &#x2013; in dem Dome zu Viborg in Jütland,<note place="foot" n="3)">Daselbst S. 432.<lb/></note> in dem Dome zu Basel, vorkommen, sind gewiss nur eine Nachahmung und Fortsetzung derselben. Dergleichen unterirdische Räumlichkeiten, wie z. B. im Peribolos des Tempels des Poseidon auf dem Isthmus zu Corinth, wo Palaemon und Melikertes begraben sein sollte, &#x2013; im Tempel zu Delphi, woselbst die Gräber des Dionysos und des Python geglaubt wurden, &#x2013; in den Heiligthümern zu Lebadeia und Oropos mit den Gräbern des Trophonios und Amphiaros, &#x2013; in dem Tempel der Athene zu Pallene u. s. w., hiessen Adyta oder Megara, obgleich Megaron in weiterer Bedeutung für die Cella des Tempels, besonders eine solche gebraucht wird, die nur den Priestern oder den Eingeweihten zugänglich war.<note place="foot" n="4)">Schoemann, griech. Alterthümer, II, S. 183; Pyl, die griechischen Rundbauten, S. 68 ff.</note> So z. B. durfte die Grotte der Rhea bei Methydrion in Arkadien blos von den Priestern betreten werden. Dass die unterirdischen Heiligthümer mit dem Todtendienste in Verbindung stehen, ist deshalb nicht zu bezweifeln, weil in ihnen oder doch bei ihnen sich so oft das Grab eines Heroen oder eines Gottes, oder auch beider befinden soll, worüber Pyl sehr fleissige Nachweisungen gegeben hat. Da die Mysterienweihen gewöhnlich Todtenculte waren oder sich an das Leiden und Sterben eines Gottes oder Heroen anlehnten, stehen jene unterirdischen Räume zugleich in Beziehung zu den Mysterien. Pyl zufolge waren diejenigen Gebäude, welche chtonischen Culten dienten, ganz oder zum Theil <hi rendition="#g">unterirdisch</hi>, während es sich umgekehrt mit den Heiligthümern der obern Gottheiten verhielt. Die sog. <hi rendition="#g">Schatzhäuser</hi> des Atreus und seiner Söhne zu Mykene, des Minyas zu Orchomenos, &#x2013; zu Amyklae und Pharsalos u. s. w., welche als sehr schwerfällige, sich nach oben durch Ueberkragung gleichsam zuwölbende <hi rendition="#g">Rund</hi>bauten erscheinen, sieht Pyl als uralte gemeinschaftliche Cultlocale eines Gottes und eines
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0070] Grabmale des h. Angilbert († 680 1)), zu Canterbury, 2) zu Gloucester, – in dem Dome zu Viborg in Jütland, 3) in dem Dome zu Basel, vorkommen, sind gewiss nur eine Nachahmung und Fortsetzung derselben. Dergleichen unterirdische Räumlichkeiten, wie z. B. im Peribolos des Tempels des Poseidon auf dem Isthmus zu Corinth, wo Palaemon und Melikertes begraben sein sollte, – im Tempel zu Delphi, woselbst die Gräber des Dionysos und des Python geglaubt wurden, – in den Heiligthümern zu Lebadeia und Oropos mit den Gräbern des Trophonios und Amphiaros, – in dem Tempel der Athene zu Pallene u. s. w., hiessen Adyta oder Megara, obgleich Megaron in weiterer Bedeutung für die Cella des Tempels, besonders eine solche gebraucht wird, die nur den Priestern oder den Eingeweihten zugänglich war. 4) So z. B. durfte die Grotte der Rhea bei Methydrion in Arkadien blos von den Priestern betreten werden. Dass die unterirdischen Heiligthümer mit dem Todtendienste in Verbindung stehen, ist deshalb nicht zu bezweifeln, weil in ihnen oder doch bei ihnen sich so oft das Grab eines Heroen oder eines Gottes, oder auch beider befinden soll, worüber Pyl sehr fleissige Nachweisungen gegeben hat. Da die Mysterienweihen gewöhnlich Todtenculte waren oder sich an das Leiden und Sterben eines Gottes oder Heroen anlehnten, stehen jene unterirdischen Räume zugleich in Beziehung zu den Mysterien. Pyl zufolge waren diejenigen Gebäude, welche chtonischen Culten dienten, ganz oder zum Theil unterirdisch, während es sich umgekehrt mit den Heiligthümern der obern Gottheiten verhielt. Die sog. Schatzhäuser des Atreus und seiner Söhne zu Mykene, des Minyas zu Orchomenos, – zu Amyklae und Pharsalos u. s. w., welche als sehr schwerfällige, sich nach oben durch Ueberkragung gleichsam zuwölbende Rundbauten erscheinen, sieht Pyl als uralte gemeinschaftliche Cultlocale eines Gottes und eines 1) Schnaase, IV. 2. S. 367 unten. 2) Daselbst S. 386. 3) Daselbst S. 432. 4) Schoemann, griech. Alterthümer, II, S. 183; Pyl, die griechischen Rundbauten, S. 68 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/70
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/70>, abgerufen am 24.11.2024.