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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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Natur und des Lebens, theils eine blos symbolische und allegorische bei allen blossen Begriffen, unkörperlichen oder blos geistigen Dingen. Die ägytischen Priester sind deshalb nicht allein die Erfinder der Bilderschrift, sondern auch der Symbolik und der Allegorie, wie dieses die Griechen ausdrücklich an- und zugeben.1) Winckelmann nennt daher die Allegorie (die Symbolik) die heilige Sprache der Aegypter, wie sie auch die heilige, den Aegyptern entlehnte Sprache der Bauhütten, der Maurer zu nennen sein möchte. Ganz unbestreitbar gehört die astronomische und architektonisehe, geometrische und mathematische Symbolik den Aegyptern an, welche von den Aegyptern empfangen zu haben die Griechen gerne eingestanden und wir gerne oder ungerne werden eingestehen müssen. Die Symbolik im engsten und ursprünglichsten griechischen Sinne ist die Lehre von den Zeichen ([fremdsprachliches Material]), woran d. h. durch deren Zusammenpassen ([fremdsprachliches Material]) sich die Gastfreunde, die Brüder, die Innungs- und Zunftgenossen erkennen, - die die Gastfreundschaft, brüderliche und genossenschaftliche Aufnahme und Unterstützung zu fordern berechtigen und zu geben verpflichten. Das diesfällige griechische Hauptsymbol, Haupterkennungszeichen war ein in zwei Theile gebrochener und durch vollkommenes Zusammenpassen zu prüfender und zu bewährender Ring,2) welcher vermuthlich von den Aegyptern sich ableitet und im weitern und wahren symbolischen Sinne nur der Ring der Ewigkeit, der ewigen Liebe und Treue ist. Der Ring ist daher auch das uralte und besonders ägyptische, auch keltische Mysteriensymbol des Verschlossen- und Geheimseins, des Verbunden- und Gebundenseins, der umschliessenden Ringkette. Nach einer Sage bei Grimm, deutsche Sagen, II. S. 73, würde die in so vielen deutschen Sagen erwähnte Sitte des Ringbrechens, besonders unter Eheleuten, schon unter den Merowingern bei den Franken bekannt gewesen sein. Der gebrochene Ring ist jedoch

1) Winckelmann, Versuch einer Allegerie besonders für die Kunst, Dresden 1766, S. 4.
2) Symbolik, I. S. 348; Böttiger, K. M. II. S. 124; Wolf, Beiträge, I. S. 4 und 7.

Natur und des Lebens, theils eine blos symbolische und allegorische bei allen blossen Begriffen, unkörperlichen oder blos geistigen Dingen. Die ägytischen Priester sind deshalb nicht allein die Erfinder der Bilderschrift, sondern auch der Symbolik und der Allegorie, wie dieses die Griechen ausdrücklich an- und zugeben.1) Winckelmann nennt daher die Allegorie (die Symbolik) die heilige Sprache der Aegypter, wie sie auch die heilige, den Aegyptern entlehnte Sprache der Bauhütten, der Maurer zu nennen sein möchte. Ganz unbestreitbar gehört die astronomische und architektonisehe, geometrische und mathematische Symbolik den Aegyptern an, welche von den Aegyptern empfangen zu haben die Griechen gerne eingestanden und wir gerne oder ungerne werden eingestehen müssen. Die Symbolik im engsten und ursprünglichsten griechischen Sinne ist die Lehre von den Zeichen ([fremdsprachliches Material]), woran d. h. durch deren Zusammenpassen ([fremdsprachliches Material]) sich die Gastfreunde, die Brüder, die Innungs- und Zunftgenossen erkennen, – die die Gastfreundschaft, brüderliche und genossenschaftliche Aufnahme und Unterstützung zu fordern berechtigen und zu geben verpflichten. Das diesfällige griechische Hauptsymbol, Haupterkennungszeichen war ein in zwei Theile gebrochener und durch vollkommenes Zusammenpassen zu prüfender und zu bewährender Ring,2) welcher vermuthlich von den Aegyptern sich ableitet und im weitern und wahren symbolischen Sinne nur der Ring der Ewigkeit, der ewigen Liebe und Treue ist. Der Ring ist daher auch das uralte und besonders ägyptische, auch keltische Mysteriensymbol des Verschlossen- und Geheimseins, des Verbunden- und Gebundenseins, der umschliessenden Ringkette. Nach einer Sage bei Grimm, deutsche Sagen, II. S. 73, würde die in so vielen deutschen Sagen erwähnte Sitte des Ringbrechens, besonders unter Eheleuten, schon unter den Merowingern bei den Franken bekannt gewesen sein. Der gebrochene Ring ist jedoch

1) Winckelmann, Versuch einer Allegerie besonders für die Kunst, Dresden 1766, S. 4.
2) Symbolik, I. S. 348; Böttiger, K. M. II. S. 124; Wolf, Beiträge, I. S. 4 und 7.
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[69/0089] Natur und des Lebens, theils eine blos symbolische und allegorische bei allen blossen Begriffen, unkörperlichen oder blos geistigen Dingen. Die ägytischen Priester sind deshalb nicht allein die Erfinder der Bilderschrift, sondern auch der Symbolik und der Allegorie, wie dieses die Griechen ausdrücklich an- und zugeben. 1) Winckelmann nennt daher die Allegorie (die Symbolik) die heilige Sprache der Aegypter, wie sie auch die heilige, den Aegyptern entlehnte Sprache der Bauhütten, der Maurer zu nennen sein möchte. Ganz unbestreitbar gehört die astronomische und architektonisehe, geometrische und mathematische Symbolik den Aegyptern an, welche von den Aegyptern empfangen zu haben die Griechen gerne eingestanden und wir gerne oder ungerne werden eingestehen müssen. Die Symbolik im engsten und ursprünglichsten griechischen Sinne ist die Lehre von den Zeichen (_ ), woran d. h. durch deren Zusammenpassen (_ ) sich die Gastfreunde, die Brüder, die Innungs- und Zunftgenossen erkennen, – die die Gastfreundschaft, brüderliche und genossenschaftliche Aufnahme und Unterstützung zu fordern berechtigen und zu geben verpflichten. Das diesfällige griechische Hauptsymbol, Haupterkennungszeichen war ein in zwei Theile gebrochener und durch vollkommenes Zusammenpassen zu prüfender und zu bewährender Ring, 2) welcher vermuthlich von den Aegyptern sich ableitet und im weitern und wahren symbolischen Sinne nur der Ring der Ewigkeit, der ewigen Liebe und Treue ist. Der Ring ist daher auch das uralte und besonders ägyptische, auch keltische Mysteriensymbol des Verschlossen- und Geheimseins, des Verbunden- und Gebundenseins, der umschliessenden Ringkette. Nach einer Sage bei Grimm, deutsche Sagen, II. S. 73, würde die in so vielen deutschen Sagen erwähnte Sitte des Ringbrechens, besonders unter Eheleuten, schon unter den Merowingern bei den Franken bekannt gewesen sein. Der gebrochene Ring ist jedoch 1) Winckelmann, Versuch einer Allegerie besonders für die Kunst, Dresden 1766, S. 4. 2) Symbolik, I. S. 348; Böttiger, K. M. II. S. 124; Wolf, Beiträge, I. S. 4 und 7.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/89>, abgerufen am 24.11.2024.