Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

len, welche das Gesetz und ihre Lehrbücher
an sie thun? --

Die Antwort auf diese Frage ist sehr lang
und sehr vielfach! -- ich kann und mag sie
Ihnen hier nicht vollständig geben, auch
haben Sie viele Bemerkungen zur Erklä-
rung dessen, worauf ihre Frage sich bezieht,
selbst schon gemacht. Hier deswegen nur
soviel:

Eine der allgemeinsten Ursachen der Sel-
tenheit ihrem Amt gewachsener und ihre
Pflicht erfüllender Richter, liegt darin, dass
man diejenigen, welche sich zu Richtern bil-
den wollen, auf die Pflichten und Erforder-
nisse ihres Amts, nicht aufmerksam genug
macht, und ihnen dieselben nicht nachdrücklich
genug ans Herz legt. Das bin ich überzeugt,
mein Freund, dass es bey vielen nur einer
Hinweisung auf das, was sie sich zu eigen
machen müssen, bedürfe, um brauchbare und
gute Richter zu werden. Aber nicht alle,

wel-

len, welche das Geſetz und ihre Lehrbücher
an ſie thun? —

Die Antwort auf dieſe Frage iſt ſehr lang
und ſehr vielfach! — ich kann und mag ſie
Ihnen hier nicht vollſtändig geben, auch
haben Sie viele Bemerkungen zur Erklä-
rung deſſen, worauf ihre Frage ſich bezieht,
ſelbſt ſchon gemacht. Hier deswegen nur
ſoviel:

Eine der allgemeinſten Urſachen der Sel-
tenheit ihrem Amt gewachſener und ihre
Pflicht erfüllender Richter, liegt darin, daſs
man diejenigen, welche ſich zu Richtern bil-
den wollen, auf die Pflichten und Erforder-
niſſe ihres Amts, nicht aufmerkſam genug
macht, und ihnen dieſelben nicht nachdrücklich
genug ans Herz legt. Das bin ich überzeugt,
mein Freund, daſs es bey vielen nur einer
Hinweiſung auf das, was ſie ſich zu eigen
machen müſſen, bedürfe, um brauchbare und
gute Richter zu werden. Aber nicht alle,

wel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0058" n="56"/>
len, welche das Ge&#x017F;etz und ihre Lehrbücher<lb/>
an &#x017F;ie thun? &#x2014;</p><lb/>
          <p>Die Antwort auf die&#x017F;e Frage i&#x017F;t &#x017F;ehr lang<lb/>
und &#x017F;ehr vielfach! &#x2014; ich kann und mag &#x017F;ie<lb/>
Ihnen hier nicht voll&#x017F;tändig geben, auch<lb/>
haben Sie viele Bemerkungen zur Erklä-<lb/>
rung de&#x017F;&#x017F;en, worauf ihre Frage &#x017F;ich bezieht,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon gemacht. Hier deswegen nur<lb/>
&#x017F;oviel:</p><lb/>
          <p>Eine der allgemein&#x017F;ten Ur&#x017F;achen der Sel-<lb/>
tenheit ihrem Amt gewach&#x017F;ener und ihre<lb/>
Pflicht erfüllender Richter, liegt darin, da&#x017F;s<lb/>
man diejenigen, welche &#x017F;ich zu Richtern bil-<lb/>
den wollen, auf die Pflichten und Erforder-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e ihres Amts, <hi rendition="#i">nicht aufmerk&#x017F;am genug<lb/>
macht, und ihnen die&#x017F;elben nicht nachdrücklich<lb/>
genug ans Herz legt.</hi> Das bin ich überzeugt,<lb/>
mein Freund, da&#x017F;s es bey vielen nur einer<lb/>
Hinwei&#x017F;ung auf das, was &#x017F;ie &#x017F;ich zu eigen<lb/>
machen mü&#x017F;&#x017F;en, bedürfe, um brauchbare und<lb/>
gute Richter zu werden. Aber nicht alle,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0058] len, welche das Geſetz und ihre Lehrbücher an ſie thun? — Die Antwort auf dieſe Frage iſt ſehr lang und ſehr vielfach! — ich kann und mag ſie Ihnen hier nicht vollſtändig geben, auch haben Sie viele Bemerkungen zur Erklä- rung deſſen, worauf ihre Frage ſich bezieht, ſelbſt ſchon gemacht. Hier deswegen nur ſoviel: Eine der allgemeinſten Urſachen der Sel- tenheit ihrem Amt gewachſener und ihre Pflicht erfüllender Richter, liegt darin, daſs man diejenigen, welche ſich zu Richtern bil- den wollen, auf die Pflichten und Erforder- niſſe ihres Amts, nicht aufmerkſam genug macht, und ihnen dieſelben nicht nachdrücklich genug ans Herz legt. Das bin ich überzeugt, mein Freund, daſs es bey vielen nur einer Hinweiſung auf das, was ſie ſich zu eigen machen müſſen, bedürfe, um brauchbare und gute Richter zu werden. Aber nicht alle, wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/58
Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/58>, abgerufen am 24.11.2024.