Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

welche diese wichtigen Männer der Mensch-
heit zu erziehen bestellt sind, sind Hommel! --
Zwar kenne ich manchen würdigen Lehrer,
in meiner Nähe und in der Entfernung, der
durch warme Empfehlung der Philosophie des
Menschen und der Menschlichkeit ihm ähnli-
che Schüler zu bilden sucht; aber immer ist
die Anzahl dieser Wohlthäter der Menschheit
noch gering gegen die Menge derer, die ge-
nug zu thun glauben, wenn sie den todten
Buchstaben, trockne Definitionen und will-
kührliche Sätze lehren -- denen das Gesetz
bekannter und wichtiger ist, als die Men-
schen, und Gewohnheit mehr gilt, als Wahr-
heit. --

Selbst die vorzüglichsten Lehrer des Kri-
minalrechts scheinen zuweilen der Lehren,
die sie gaben, über dem Gerichtsgebrauch,
an den sie sich gewöhnten, zu vergessen, und
dadurch zu verrathen, dass doch die Verord-
nungen des Herkommens inniger in ihre Den-

kungs-
D 5

welche dieſe wichtigen Männer der Menſch-
heit zu erziehen beſtellt ſind, ſind Hommel!
Zwar kenne ich manchen würdigen Lehrer,
in meiner Nähe und in der Entfernung, der
durch warme Empfehlung der Philoſophie des
Menſchen und der Menſchlichkeit ihm ähnli-
che Schüler zu bilden ſucht; aber immer iſt
die Anzahl dieſer Wohlthäter der Menſchheit
noch gering gegen die Menge derer, die ge-
nug zu thun glauben, wenn ſie den todten
Buchſtaben, trockne Definitionen und will-
kührliche Sätze lehren — denen das Geſetz
bekannter und wichtiger iſt, als die Men-
ſchen, und Gewohnheit mehr gilt, als Wahr-
heit. —

Selbſt die vorzüglichſten Lehrer des Kri-
minalrechts ſcheinen zuweilen der Lehren,
die ſie gaben, über dem Gerichtsgebrauch,
an den ſie ſich gewöhnten, zu vergeſſen, und
dadurch zu verrathen, daſs doch die Verord-
nungen des Herkommens inniger in ihre Den-

kungs-
D 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0059" n="57"/>
welche die&#x017F;e wichtigen Männer der Men&#x017F;ch-<lb/>
heit zu erziehen be&#x017F;tellt &#x017F;ind, &#x017F;ind <hi rendition="#i">Hommel!</hi> &#x2014;<lb/>
Zwar kenne ich manchen würdigen Lehrer,<lb/>
in meiner Nähe und in der Entfernung, der<lb/>
durch warme Empfehlung der Philo&#x017F;ophie des<lb/>
Men&#x017F;chen und der Men&#x017F;chlichkeit ihm ähnli-<lb/>
che Schüler zu bilden &#x017F;ucht; aber immer i&#x017F;t<lb/>
die Anzahl die&#x017F;er Wohlthäter der Men&#x017F;chheit<lb/>
noch gering gegen die Menge derer, die ge-<lb/>
nug zu thun glauben, wenn &#x017F;ie den todten<lb/>
Buch&#x017F;taben, trockne Definitionen und will-<lb/>
kührliche Sätze lehren &#x2014; denen das Ge&#x017F;etz<lb/>
bekannter und wichtiger i&#x017F;t, als die Men-<lb/>
&#x017F;chen, und Gewohnheit mehr gilt, als Wahr-<lb/>
heit. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Selb&#x017F;t die vorzüglich&#x017F;ten Lehrer des Kri-<lb/>
minalrechts &#x017F;cheinen zuweilen der Lehren,<lb/>
die &#x017F;ie gaben, über dem Gerichtsgebrauch,<lb/>
an den &#x017F;ie &#x017F;ich gewöhnten, zu verge&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
dadurch zu verrathen, da&#x017F;s doch die Verord-<lb/>
nungen des Herkommens inniger in ihre Den-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 5</fw><fw place="bottom" type="catch">kungs-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0059] welche dieſe wichtigen Männer der Menſch- heit zu erziehen beſtellt ſind, ſind Hommel! — Zwar kenne ich manchen würdigen Lehrer, in meiner Nähe und in der Entfernung, der durch warme Empfehlung der Philoſophie des Menſchen und der Menſchlichkeit ihm ähnli- che Schüler zu bilden ſucht; aber immer iſt die Anzahl dieſer Wohlthäter der Menſchheit noch gering gegen die Menge derer, die ge- nug zu thun glauben, wenn ſie den todten Buchſtaben, trockne Definitionen und will- kührliche Sätze lehren — denen das Geſetz bekannter und wichtiger iſt, als die Men- ſchen, und Gewohnheit mehr gilt, als Wahr- heit. — Selbſt die vorzüglichſten Lehrer des Kri- minalrechts ſcheinen zuweilen der Lehren, die ſie gaben, über dem Gerichtsgebrauch, an den ſie ſich gewöhnten, zu vergeſſen, und dadurch zu verrathen, daſs doch die Verord- nungen des Herkommens inniger in ihre Den- kungs- D 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/59
Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/59>, abgerufen am 24.11.2024.