Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.Prätor für einen chinesischen Sergeanten genom- So konnte also die Einbildungskraft aus gu- Siebente
Praͤtor fuͤr einen chineſiſchen Sergeanten genom- So konnte alſo die Einbildungskraft aus gu- Siebente
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0122" n="98"/> Praͤtor fuͤr einen chineſiſchen Sergeanten genom-<lb/> men; indeß konnte ich ihr auch dies verzeihen, da<lb/> ich in meinen fruͤhern Jahren ſehr oft den Praͤtor<lb/> mit einem Corporal oder Sergeanten hatte verglei-<lb/> chen hoͤren. Die andern Traͤumereyen vom Nach-<lb/> hauſefahren u. ſ. w. konnten ſich an das Vorher-<lb/> gehende leicht anhaͤngen; daß ich aber gerade von<lb/> dem Pferde traͤumte, kam daher, weil ich mich<lb/> zu der Zeit deſſelben gewoͤhnlich zum Reiten be-<lb/> diente.</p><lb/> <p>So konnte alſo die Einbildungskraft aus gu-<lb/> ten Gruͤnden etwas im Traume zum Bewußtſeyn<lb/> bringen, welches nachher zum Theil auch geſchah:<lb/> da ſie alle Materialien zu den noͤthigen Saͤtzen<lb/> und alle Praͤmiſſen zu den gemachten Schluͤſſen<lb/> in der Seele vorfand. Daß mein Traum mit-<lb/> hin uͤberhaupt eintraf, war ſehr natuͤrlich; daß<lb/> er ſogleich nachher realiſirt wurde, hoͤchſt zufaͤllig.<lb/> Hundertmal kann man aͤhnliche Traumerſcheinun-<lb/> gen haben, und ſie werden bleiben, was ſie ſind<lb/> — Schattenſpiele der Einbildungskraft.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Siebente</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [98/0122]
Praͤtor fuͤr einen chineſiſchen Sergeanten genom-
men; indeß konnte ich ihr auch dies verzeihen, da
ich in meinen fruͤhern Jahren ſehr oft den Praͤtor
mit einem Corporal oder Sergeanten hatte verglei-
chen hoͤren. Die andern Traͤumereyen vom Nach-
hauſefahren u. ſ. w. konnten ſich an das Vorher-
gehende leicht anhaͤngen; daß ich aber gerade von
dem Pferde traͤumte, kam daher, weil ich mich
zu der Zeit deſſelben gewoͤhnlich zum Reiten be-
diente.
So konnte alſo die Einbildungskraft aus gu-
ten Gruͤnden etwas im Traume zum Bewußtſeyn
bringen, welches nachher zum Theil auch geſchah:
da ſie alle Materialien zu den noͤthigen Saͤtzen
und alle Praͤmiſſen zu den gemachten Schluͤſſen
in der Seele vorfand. Daß mein Traum mit-
hin uͤberhaupt eintraf, war ſehr natuͤrlich; daß
er ſogleich nachher realiſirt wurde, hoͤchſt zufaͤllig.
Hundertmal kann man aͤhnliche Traumerſcheinun-
gen haben, und ſie werden bleiben, was ſie ſind
— Schattenſpiele der Einbildungskraft.
Siebente
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |