Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.len, um es auf diese Weise leichter zum Bewußt- Wenn zum Beyspiel jemand aus einer zahl- Auf der andern Seite aber kömmt auch das Bey J
len, um es auf dieſe Weiſe leichter zum Bewußt- Wenn zum Beyſpiel jemand aus einer zahl- Auf der andern Seite aber koͤmmt auch das Bey J
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len, um es auf dieſe Weiſe leichter zum Bewußt-
ſeyn zu bringen. Finden ſich in dem Gedaͤchtniſſe
Luͤcken, ſo fuͤllt die Phantaſie dieſelben aus, in-
dem ſie ſich aus ihrem Vorrath diejenigen Vor-
ſtellungen vergegenwaͤrtigt, welche mit den im
Gedaͤchtniſſe befindlichen Aehnlichkeit und Zuſam-
menhang haben, und ergaͤnzt auf dieſe Weiſe zu-
weilen zwar unrichtig, oͤfters aber auch richtig.
Wenn zum Beyſpiel jemand aus einer zahl-
reichen Geſellſchaft zuruͤckkoͤmmt, und man fraͤgt
ihn nach der Kleidung dieſer oder jener Perſon,
ſo wird ſein Gedaͤchtniß ihm dieſelbe nicht immer
wiederſagen koͤnnen; aber die Phantaſie ſtellt ihm
nun dieſelbe Perſon bey aͤhnlichen Gelegenheiten
und mehrere Kleidungsarten vor, ſo daß dadurch
ſein Gedaͤchtniß auch die ſchwachen Vorſtellungen
von derjenigen, nach welcher itzo gefragt wird,
wieder entdeckt. — Der Landſchaftsmahler er-
innert ſich ſchwerlich aller der einzelnen Zuͤge ei-
ner von ihm geſehenen und itzt darzuſtellenden
Landſchaft; ſeine Einbildungskraft muß die ihm
entfallenen erſetzen, um eine aͤhnliche Zeichnung
liefern zu koͤnnen.
Auf der andern Seite aber koͤmmt auch das
Gedaͤchtniß der Jmagination zu Huͤlfe: weil
ſich da, wo viel Materialien geſammelt ſind, auch
leichter allerley verſchiedne Zuſammenſetzungen
vornehmen laſſen.
Bey
J
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