Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.er kann. Hernach steht er still und besinnt sich Auch unter den Sicilianern, wie der Graf Jndeß kann selbst die vollkommenste Gebehrden- sten
er kann. Hernach ſteht er ſtill und beſinnt ſich Auch unter den Sicilianern, wie der Graf Jndeß kann ſelbſt die vollkommenſte Gebehrden- ſten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0170" n="146"/> er kann. Hernach ſteht er ſtill und beſinnt ſich<lb/> wieder; das iſt der Ruͤckzug, der zuerſt ſehr ha-<lb/> ſtig und uͤbereilt, hernach bedaͤchtiger iſt. Dann<lb/> druͤckt er durch verſchiedne Toͤne die verſchiedenen<lb/> Stimmungen ſeines Herzens in dem letzten Feld-<lb/> zuge aus, und endigt mit einer Erzaͤhlung ſeiner<lb/> Thaten im Kriege.</p><lb/> <p>Auch unter den Sicilianern, wie der Graf<lb/> von Borch in ſeinen Briefen uͤber Sicilien und<lb/> Malta erzaͤhlt, bedient man ſich haͤufig der Spra-<lb/> che durch Minen und Zeichen, und viele bringen<lb/> es darinn zu einer ſehr großen Fertigkeit. Mitten<lb/> unter einer zahlreichen Geſellſchaft und in ziemli-<lb/> cher Entfernung koͤnnen ſich auf dieſe Weiſe Per-<lb/> ſonen mit einander unterhalten, ohne den Mund<lb/> zu bewegen. Schon die juͤngſten Knaben ver-<lb/> abreden mit ihren Cameraden eine ſolche blos <hi rendition="#b">ih-<lb/> nen</hi> verſtaͤndliche Sprache — und eine und die-<lb/> ſelbe Perſon verſteht oft mehrere Arten derſelben,<lb/> wie z. B. ein Frauenzimmer gewoͤhnlich drey ver-<lb/> ſchiedene Sprachen zu haben pflegt, eine fuͤr ih-<lb/> ren Mann, die andre fuͤr ihren Geliebten, und<lb/> die dritte fuͤr ihre Freundinnen.</p><lb/> <p>Jndeß kann ſelbſt die vollkommenſte Gebehrden-<lb/> ſprache niemals ſo vollkommen werden, daß der<lb/> Verſtand ſie zum Magazin ſeiner Begriffe ge-<lb/> brauchen, und man durch ſie alle ſeine Empfin-<lb/> dungen und Gedanken mit ihren mannigfaltig-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0170]
er kann. Hernach ſteht er ſtill und beſinnt ſich
wieder; das iſt der Ruͤckzug, der zuerſt ſehr ha-
ſtig und uͤbereilt, hernach bedaͤchtiger iſt. Dann
druͤckt er durch verſchiedne Toͤne die verſchiedenen
Stimmungen ſeines Herzens in dem letzten Feld-
zuge aus, und endigt mit einer Erzaͤhlung ſeiner
Thaten im Kriege.
Auch unter den Sicilianern, wie der Graf
von Borch in ſeinen Briefen uͤber Sicilien und
Malta erzaͤhlt, bedient man ſich haͤufig der Spra-
che durch Minen und Zeichen, und viele bringen
es darinn zu einer ſehr großen Fertigkeit. Mitten
unter einer zahlreichen Geſellſchaft und in ziemli-
cher Entfernung koͤnnen ſich auf dieſe Weiſe Per-
ſonen mit einander unterhalten, ohne den Mund
zu bewegen. Schon die juͤngſten Knaben ver-
abreden mit ihren Cameraden eine ſolche blos ih-
nen verſtaͤndliche Sprache — und eine und die-
ſelbe Perſon verſteht oft mehrere Arten derſelben,
wie z. B. ein Frauenzimmer gewoͤhnlich drey ver-
ſchiedene Sprachen zu haben pflegt, eine fuͤr ih-
ren Mann, die andre fuͤr ihren Geliebten, und
die dritte fuͤr ihre Freundinnen.
Jndeß kann ſelbſt die vollkommenſte Gebehrden-
ſprache niemals ſo vollkommen werden, daß der
Verſtand ſie zum Magazin ſeiner Begriffe ge-
brauchen, und man durch ſie alle ſeine Empfin-
dungen und Gedanken mit ihren mannigfaltig-
ſten
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