Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.kaltes Fieber blasen, wenn ich daran dächte, wel- Keine Vollkommenheit bleibt übrig, welche Wie Would scatter all the spices on the stream *) Quel, che l'uom vede, amor le fa inuisibile
E l'inuisibel fa veder amore. kaltes Fieber blaſen, wenn ich daran daͤchte, wel- Keine Vollkommenheit bleibt uͤbrig, welche Wie Would ſcatter all the ſpices on the ſtream *) Quel, che l'uom vede, amor le fa inuiſibile
E l'inuiſibel fa veder amore. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0266" n="242"/> kaltes Fieber blaſen, wenn ich daran daͤchte, wel-<lb/> chen Schaden ein zu ſtarker Wind auf der See<lb/> thun koͤnnte. Jch wuͤrde den Sand nicht durch<lb/> das Stundenglas laufen ſehn, daß ich nicht an<lb/> Sandbaͤnke daͤchte, und meinen reichen Andreas<lb/> (der Name des Schifs) ſchon ſtrandend ſaͤh, wie<lb/> er ſeinen hohen Maſt uͤber ſeine Seiten herab-<lb/> buͤckte, um ſein Grabmal zu kuͤſſen. Wuͤrde<lb/> ich zur Kirche gehn, und das heilige ſteinerne<lb/> Grabmal betrachten, und nicht ſogleich an gefaͤhr-<lb/> liche Felſen denken, welche die Seite meines ſchoͤ-<lb/> nen Schifs nur beruͤhren duͤrfen, um alle die<lb/> Specereyen auf das Meer auszuſchuͤtten, die<lb/> brauſenden Fluthen in meine Stoffe zu kleiden,<lb/> und mit einem Worte, <hi rendition="#b">itzt ſo viel werth</hi>, und<lb/><hi rendition="#b">itzt nichts</hi> werth, einander gleich zu machen?</p><lb/> <p>Keine Vollkommenheit bleibt uͤbrig, welche<lb/> dem Gegenſtand, der Herz und Phantaſie ent-<lb/> zuͤndet, nicht angedichtet; keine Unvollkommenheit,<lb/> die nicht uͤberſtrichen wuͤrde. Es geht, wie Arioſt<lb/> von der Liebe ſagt: Was Menſchen ſehen, macht<lb/> die Liebe unſichtbar; das Unſichtbare ſichtbar<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Quel, che l'uom vede, amor le fa inuiſibile<lb/> E l'inuiſibel fa veder amore.</hi></note>.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_8_2" prev="#seg2pn_8_1" place="foot" n="*)"> <cit> <quote> <hi rendition="#aq">Would ſcatter all the ſpices on the ſtream<lb/> Enrobe the roaring waters with my Silks,<lb/> And, in a word, but even now worth this,<lb/> And now worth nothing? —</hi> </quote> </cit> </note> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0266]
kaltes Fieber blaſen, wenn ich daran daͤchte, wel-
chen Schaden ein zu ſtarker Wind auf der See
thun koͤnnte. Jch wuͤrde den Sand nicht durch
das Stundenglas laufen ſehn, daß ich nicht an
Sandbaͤnke daͤchte, und meinen reichen Andreas
(der Name des Schifs) ſchon ſtrandend ſaͤh, wie
er ſeinen hohen Maſt uͤber ſeine Seiten herab-
buͤckte, um ſein Grabmal zu kuͤſſen. Wuͤrde
ich zur Kirche gehn, und das heilige ſteinerne
Grabmal betrachten, und nicht ſogleich an gefaͤhr-
liche Felſen denken, welche die Seite meines ſchoͤ-
nen Schifs nur beruͤhren duͤrfen, um alle die
Specereyen auf das Meer auszuſchuͤtten, die
brauſenden Fluthen in meine Stoffe zu kleiden,
und mit einem Worte, itzt ſo viel werth, und
itzt nichts werth, einander gleich zu machen?
Keine Vollkommenheit bleibt uͤbrig, welche
dem Gegenſtand, der Herz und Phantaſie ent-
zuͤndet, nicht angedichtet; keine Unvollkommenheit,
die nicht uͤberſtrichen wuͤrde. Es geht, wie Arioſt
von der Liebe ſagt: Was Menſchen ſehen, macht
die Liebe unſichtbar; das Unſichtbare ſichtbar *).
Wie
*)
*) Quel, che l'uom vede, amor le fa inuiſibile
E l'inuiſibel fa veder amore.
*) Would ſcatter all the ſpices on the ſtream
Enrobe the roaring waters with my Silks,
And, in a word, but even now worth this,
And now worth nothing? —
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