Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.Verstand durch Selbstdenken und Verdeutlichung Jst einmal die Phantasie zur Schwärmerey All impediments in fancys course "Alles, was die Phantasie in ihrem Laufe Daher ist es um so wichtiger alle Präserva- Vier- R 4
Verſtand durch Selbſtdenken und Verdeutlichung Jſt einmal die Phantaſie zur Schwaͤrmerey All impediments in fancys courſe „Alles, was die Phantaſie in ihrem Laufe Daher iſt es um ſo wichtiger alle Praͤſerva- Vier- R 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0287" n="263"/> Verſtand durch Selbſtdenken und Verdeutlichung<lb/> aller Begriffe aufklaͤrt, und vom Vorurtheil und<lb/> Aberglauben frey macht, maͤßig und tugendhaft<lb/> lebt, und ſeinem Koͤrper Geſundheit und Feſtigkeit<lb/> durch Maͤßigkeit in der Lebensart und Arbeit giebt;<lb/> der wird nicht leicht in Gefahr kommen, von ſei-<lb/> ner Phantaſie irre gefuͤhrt und zu Ausſchweifun-<lb/> gen verleitet zu werden.</p><lb/> <p>Jſt einmal die Phantaſie zur Schwaͤrmerey<lb/> entbrannt, ſo wird ihr Feuer kaum wieder aus-<lb/> geloͤſcht werden. Vernuͤnftige Vorſtellungen fin-<lb/> den keinen Eingang; ſanftes Zureden wird nicht<lb/> gehoͤret, und gewaltſame Behandlung facht das<lb/> Feuer noch mehr an, wie Shakeſpear ſehr gut<lb/> bemerkt:</p><lb/> <cit> <quote><hi rendition="#aq">All impediments in fancys courſe<lb/> Are motives of more fancy</hi>.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>„Alles, was die Phantaſie in ihrem Laufe<lb/> hemmt, reizt ſie, noch mehr zu ſchwaͤrmen.„</quote> </cit><lb/> <p>Daher iſt es um ſo wichtiger alle Praͤſerva-<lb/> tivmittel zu nutzen, weil fuͤr das Uebel ſelbſt noch<lb/> kein ſichres Heilungsmittel gefunden werden<lb/> kann.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="sig">R 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Vier-</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [263/0287]
Verſtand durch Selbſtdenken und Verdeutlichung
aller Begriffe aufklaͤrt, und vom Vorurtheil und
Aberglauben frey macht, maͤßig und tugendhaft
lebt, und ſeinem Koͤrper Geſundheit und Feſtigkeit
durch Maͤßigkeit in der Lebensart und Arbeit giebt;
der wird nicht leicht in Gefahr kommen, von ſei-
ner Phantaſie irre gefuͤhrt und zu Ausſchweifun-
gen verleitet zu werden.
Jſt einmal die Phantaſie zur Schwaͤrmerey
entbrannt, ſo wird ihr Feuer kaum wieder aus-
geloͤſcht werden. Vernuͤnftige Vorſtellungen fin-
den keinen Eingang; ſanftes Zureden wird nicht
gehoͤret, und gewaltſame Behandlung facht das
Feuer noch mehr an, wie Shakeſpear ſehr gut
bemerkt:
All impediments in fancys courſe
Are motives of more fancy.
„Alles, was die Phantaſie in ihrem Laufe
hemmt, reizt ſie, noch mehr zu ſchwaͤrmen.„
Daher iſt es um ſo wichtiger alle Praͤſerva-
tivmittel zu nutzen, weil fuͤr das Uebel ſelbſt noch
kein ſichres Heilungsmittel gefunden werden
kann.
Vier-
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