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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.

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wöhne, an den Dingen immer das aufzusuchen,
was für das Herz das Angenehmste ist!

So spricht der edle Saladin in Nathan dem
Weisen zu dem Tempelherrn, als dieser klagt:

-- -- Daß doch in der Welt
Ein jedes Ding so manche Seiten hat --
Von denen oft sich gar nicht denken läßt
Wie sie zusammen passen -- --
Saladin.
Halte dich

Nur immer an die best' und preise Gott!
Der weiß, wie sie zusammenpassen.
--

So kann die Phantasie uns Freude geben,
und das Leiden mindern, wenn man sie gewöhnt,
an jedem Dinge die beste Seite aufzusuchen, und
sich an diese zu halten. Und wo wäre wohl ein
Uebel, welches nicht eine gute Seite hätte? --

Du bist arm? -- Denke dir nur die Ar-
muth nicht als ein Elend, sondern als einen Zu-
stand, in welchem du der Natur näher bist, und
reich an eignem Verdienst werden kannst.

Du wirst verkannt? -- Nun, dann,
mein Freund, so hat die Tugend noch eine Ge-
legenheit mehr sich zu üben, sich zu reinigen,
sich zu befestigen.

Du hast die, die dir hier auf Erden theuer
waren, durch den Tod verloren? -- Verloren? --

Nein,

woͤhne, an den Dingen immer das aufzuſuchen,
was fuͤr das Herz das Angenehmſte iſt!

So ſpricht der edle Saladin in Nathan dem
Weiſen zu dem Tempelherrn, als dieſer klagt:

— — Daß doch in der Welt
Ein jedes Ding ſo manche Seiten hat —
Von denen oft ſich gar nicht denken laͤßt
Wie ſie zuſammen paſſen — —
Saladin.
Halte dich

Nur immer an die beſt' und preiſe Gott!
Der weiß, wie ſie zuſammenpaſſen.

So kann die Phantaſie uns Freude geben,
und das Leiden mindern, wenn man ſie gewoͤhnt,
an jedem Dinge die beſte Seite aufzuſuchen, und
ſich an dieſe zu halten. Und wo waͤre wohl ein
Uebel, welches nicht eine gute Seite haͤtte? —

Du biſt arm? — Denke dir nur die Ar-
muth nicht als ein Elend, ſondern als einen Zu-
ſtand, in welchem du der Natur naͤher biſt, und
reich an eignem Verdienſt werden kannſt.

Du wirſt verkannt? — Nun, dann,
mein Freund, ſo hat die Tugend noch eine Ge-
legenheit mehr ſich zu uͤben, ſich zu reinigen,
ſich zu befeſtigen.

Du haſt die, die dir hier auf Erden theuer
waren, durch den Tod verloren? — Verloren? —

Nein,
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[276/0300] woͤhne, an den Dingen immer das aufzuſuchen, was fuͤr das Herz das Angenehmſte iſt! So ſpricht der edle Saladin in Nathan dem Weiſen zu dem Tempelherrn, als dieſer klagt: — — Daß doch in der Welt Ein jedes Ding ſo manche Seiten hat — Von denen oft ſich gar nicht denken laͤßt Wie ſie zuſammen paſſen — — Saladin. Halte dich Nur immer an die beſt' und preiſe Gott! Der weiß, wie ſie zuſammenpaſſen. — So kann die Phantaſie uns Freude geben, und das Leiden mindern, wenn man ſie gewoͤhnt, an jedem Dinge die beſte Seite aufzuſuchen, und ſich an dieſe zu halten. Und wo waͤre wohl ein Uebel, welches nicht eine gute Seite haͤtte? — Du biſt arm? — Denke dir nur die Ar- muth nicht als ein Elend, ſondern als einen Zu- ſtand, in welchem du der Natur naͤher biſt, und reich an eignem Verdienſt werden kannſt. Du wirſt verkannt? — Nun, dann, mein Freund, ſo hat die Tugend noch eine Ge- legenheit mehr ſich zu uͤben, ſich zu reinigen, ſich zu befeſtigen. Du haſt die, die dir hier auf Erden theuer waren, durch den Tod verloren? — Verloren? — Nein,

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/300>, abgerufen am 24.11.2024.