Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.birgt. So Mancher kann sich nicht gegen die O glaube nicht, mein Freund, daß Betrug wischt. Zweytens verhüten diese Anstalten die wollü-
stigen Ausschweifungen in der Stille nicht: es ist vielmehr Drittens, wie jeder weiß, der solche Städ- te, wo sich jene Häuser finden, kennt, gewiß, daß sie die unprivilegirten Ausschweifungen noch mehr befördern, weil sie dem Laster selbst den Schein einer erlaubten Sache geben; und daß an keinem Orte mehrere Menschen von den Krankheiten der Wol- lust verzehrt werden, als an solchen, wo sich öffent- liche Wollusthäuser finden. Wer hat zur Bestäti- gung dieser Behauptung nicht Belege aus der Er- fahrung bey der Hand? Jch könnte mehrere lie- fern, halte sie aber aus Gründen zurück. Aber jeder redliche Patriot wünscht gewiß mit mir, daß das prüfende Auge der Regierer der Länder, an deren Menschlichkeit und Sorge für das öffentliche Wohl man itzt mit mehr Zuversicht als jemals glau- ben kann, sich auch hierauf richte, um solche Verfü- gungen zu machen, bey denen die Menschheit, mit- hin auch ihr Land, ihre Unterthanen und sie selbst gewinnen! -- -- birgt. So Mancher kann ſich nicht gegen die O glaube nicht, mein Freund, daß Betrug wiſcht. Zweytens verhuͤten dieſe Anſtalten die wolluͤ-
ſtigen Ausſchweifungen in der Stille nicht: es iſt vielmehr Drittens, wie jeder weiß, der ſolche Staͤd- te, wo ſich jene Haͤuſer finden, kennt, gewiß, daß ſie die unprivilegirten Ausſchweifungen noch mehr befoͤrdern, weil ſie dem Laſter ſelbſt den Schein einer erlaubten Sache geben; und daß an keinem Orte mehrere Menſchen von den Krankheiten der Wol- luſt verzehrt werden, als an ſolchen, wo ſich oͤffent- liche Wolluſthaͤuſer finden. Wer hat zur Beſtaͤti- gung dieſer Behauptung nicht Belege aus der Er- fahrung bey der Hand? Jch koͤnnte mehrere lie- fern, halte ſie aber aus Gruͤnden zuruͤck. Aber jeder redliche Patriot wuͤnſcht gewiß mit mir, daß das pruͤfende Auge der Regierer der Laͤnder, an deren Menſchlichkeit und Sorge fuͤr das oͤffentliche Wohl man itzt mit mehr Zuverſicht als jemals glau- ben kann, ſich auch hierauf richte, um ſolche Verfuͤ- gungen zu machen, bey denen die Menſchheit, mit- hin auch ihr Land, ihre Unterthanen und ſie ſelbſt gewinnen! — — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0307" n="283"/> birgt. So Mancher kann ſich nicht gegen die<lb/> Feinde der Tugend erhalten, wenn ſie ſich gleich<lb/> in ihrer wahren Geſtalt zeigen, wie wird er feſt<lb/> ſtehn koͤnnen, wenn ſie ihm in unverdaͤchtigem<lb/> Kleide erſcheinen! —</p><lb/> <p>O glaube nicht, mein Freund, daß Betrug<lb/> und Hinterliſt weniger ſchaͤndlich ſind, wenn ſie<lb/> der Betruͤger mit dem Namen der Klugheit uͤber-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wiſcht.</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_9_3" prev="#seg2pn_9_2" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#fr">Zweytens</hi> verhuͤten dieſe Anſtalten die wolluͤ-<lb/> ſtigen Ausſchweifungen in der Stille nicht: es iſt<lb/> vielmehr</p><lb/><p><hi rendition="#fr">Drittens</hi>, wie jeder weiß, der ſolche Staͤd-<lb/> te, wo ſich jene Haͤuſer finden, kennt, gewiß, daß<lb/> ſie die unprivilegirten Ausſchweifungen noch mehr<lb/> befoͤrdern, weil ſie dem Laſter ſelbſt den Schein einer<lb/> erlaubten Sache geben; und daß an keinem Orte<lb/> mehrere Menſchen von den Krankheiten der Wol-<lb/> luſt verzehrt werden, als an ſolchen, wo ſich oͤffent-<lb/> liche Wolluſthaͤuſer finden. Wer hat zur Beſtaͤti-<lb/> gung dieſer Behauptung nicht Belege aus der Er-<lb/> fahrung bey der Hand? Jch koͤnnte mehrere lie-<lb/> fern, halte ſie aber aus Gruͤnden zuruͤck. Aber<lb/> jeder redliche Patriot wuͤnſcht gewiß mit mir, daß<lb/> das pruͤfende Auge der Regierer der Laͤnder, an<lb/> deren Menſchlichkeit und Sorge fuͤr das oͤffentliche<lb/> Wohl man itzt mit mehr Zuverſicht als jemals glau-<lb/> ben kann, ſich auch hierauf richte, um ſolche Verfuͤ-<lb/> gungen zu machen, bey denen die Menſchheit, mit-<lb/> hin auch ihr Land, ihre Unterthanen und ſie ſelbſt<lb/> gewinnen! — —</p></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [283/0307]
birgt. So Mancher kann ſich nicht gegen die
Feinde der Tugend erhalten, wenn ſie ſich gleich
in ihrer wahren Geſtalt zeigen, wie wird er feſt
ſtehn koͤnnen, wenn ſie ihm in unverdaͤchtigem
Kleide erſcheinen! —
O glaube nicht, mein Freund, daß Betrug
und Hinterliſt weniger ſchaͤndlich ſind, wenn ſie
der Betruͤger mit dem Namen der Klugheit uͤber-
wiſcht.
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*) Zweytens verhuͤten dieſe Anſtalten die wolluͤ-
ſtigen Ausſchweifungen in der Stille nicht: es iſt
vielmehr
Drittens, wie jeder weiß, der ſolche Staͤd-
te, wo ſich jene Haͤuſer finden, kennt, gewiß, daß
ſie die unprivilegirten Ausſchweifungen noch mehr
befoͤrdern, weil ſie dem Laſter ſelbſt den Schein einer
erlaubten Sache geben; und daß an keinem Orte
mehrere Menſchen von den Krankheiten der Wol-
luſt verzehrt werden, als an ſolchen, wo ſich oͤffent-
liche Wolluſthaͤuſer finden. Wer hat zur Beſtaͤti-
gung dieſer Behauptung nicht Belege aus der Er-
fahrung bey der Hand? Jch koͤnnte mehrere lie-
fern, halte ſie aber aus Gruͤnden zuruͤck. Aber
jeder redliche Patriot wuͤnſcht gewiß mit mir, daß
das pruͤfende Auge der Regierer der Laͤnder, an
deren Menſchlichkeit und Sorge fuͤr das oͤffentliche
Wohl man itzt mit mehr Zuverſicht als jemals glau-
ben kann, ſich auch hierauf richte, um ſolche Verfuͤ-
gungen zu machen, bey denen die Menſchheit, mit-
hin auch ihr Land, ihre Unterthanen und ſie ſelbſt
gewinnen! — —
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