Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.
Wer so die Tugend sieht, wer so sie reden "O Göttin, führe, führe mich Er *) Die Tugend hatte in ihrer Rede der edlen Män-
ner Erwähnung gethan, welche durch Tugend und Tapferkeit, sich den Weg zum Himmel gebahnt hatten. Darauf beziehn sich diese Worte des Her- kules.
Wer ſo die Tugend ſieht, wer ſo ſie reden „O Goͤttin, fuͤhre, fuͤhre mich Er *) Die Tugend hatte in ihrer Rede der edlen Maͤn-
ner Erwaͤhnung gethan, welche durch Tugend und Tapferkeit, ſich den Weg zum Himmel gebahnt hatten. Darauf beziehn ſich dieſe Worte des Her- kules. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <cit> <quote> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0312" n="288"/> Auf ſeinem Wege pfluͤckt.<lb/> Allein des wahren Gluͤckes Quelle<lb/> Liegt in deiner eignen Bruſt.<lb/> Vergebens wuͤrdeſt du ſie auswaͤrts ſuchen.<lb/> Wiſſe, Herkules,<lb/> Was an dir ſterblich iſt,<lb/> Jſt nur die Huͤtte des Unvergaͤnglichen,<lb/> Und Goͤtterfreuden nur ſind eines Gottes werth!<lb/> Ja ein Gott, ein Gott<lb/> Jſt dieſe Flamme, die in deinem Buſen lodert!<lb/> Verwandt dem Himmel, und zum Wohlthun blos<lb/> Auf dieſe Unterwelt geſandt<lb/> Kehrſt du, wenn einſt dein goͤttliches Geſchaͤfte<lb/> Vollendet iſt, zuruͤck,<lb/> Jn hoͤhern Kreiſen zu leuchten.</hi> </quote> </cit> </p><lb/> <p>Wer ſo die Tugend ſieht, wer ſo ſie reden<lb/> hoͤrt, der wird auch, wie Herkules, von ihr zu<lb/> edlem Enthuſiasmus erhoͤht, ausrufen:</p><lb/> <cit> <quote>„O Goͤttin, fuͤhre, fuͤhre mich<lb/> Den Weg, den dieſe Helden<note place="foot" n="*)">Die Tugend hatte in ihrer Rede der edlen Maͤn-<lb/> ner Erwaͤhnung gethan, welche durch Tugend und<lb/> Tapferkeit, ſich den Weg zum Himmel gebahnt<lb/> hatten. Darauf beziehn ſich dieſe Worte des Her-<lb/> kules.</note> gingen!<lb/> Was ſaͤumen wir,<lb/> Er mag dem Weichling furchtbar ſeyn,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/></quote> </cit> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [288/0312]
Auf ſeinem Wege pfluͤckt.
Allein des wahren Gluͤckes Quelle
Liegt in deiner eignen Bruſt.
Vergebens wuͤrdeſt du ſie auswaͤrts ſuchen.
Wiſſe, Herkules,
Was an dir ſterblich iſt,
Jſt nur die Huͤtte des Unvergaͤnglichen,
Und Goͤtterfreuden nur ſind eines Gottes werth!
Ja ein Gott, ein Gott
Jſt dieſe Flamme, die in deinem Buſen lodert!
Verwandt dem Himmel, und zum Wohlthun blos
Auf dieſe Unterwelt geſandt
Kehrſt du, wenn einſt dein goͤttliches Geſchaͤfte
Vollendet iſt, zuruͤck,
Jn hoͤhern Kreiſen zu leuchten.
Wer ſo die Tugend ſieht, wer ſo ſie reden
hoͤrt, der wird auch, wie Herkules, von ihr zu
edlem Enthuſiasmus erhoͤht, ausrufen:
„O Goͤttin, fuͤhre, fuͤhre mich
Den Weg, den dieſe Helden *) gingen!
Was ſaͤumen wir,
Er mag dem Weichling furchtbar ſeyn,
Er
*) Die Tugend hatte in ihrer Rede der edlen Maͤn-
ner Erwaͤhnung gethan, welche durch Tugend und
Tapferkeit, ſich den Weg zum Himmel gebahnt
hatten. Darauf beziehn ſich dieſe Worte des Her-
kules.
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