Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.Der Ehrliebende hält die Ehre werth, als Wo sich Gelegenheit findet, sich zu zeigen ter, Stelle an, wegen der auffallenden Aehnlichkeit mit den Shakespearischen Worten. Jch setze sie hier her, weil mancher Leser, der diese vortrefliche Ue- bersetzung, welche in jedes Gebildeten Hand seyn sollte, nicht besitzt, vielleicht gern sieht, wie ver- schiedne Schriftsteller so genau zusammentreffen: Chi ruba un corno, un cavallo, un anello, *) Der Ehrliebende sagt mit Persius, Sat. 1. v. 47 ff.
Laudari haud metuam, neque enim mihi cornes Jch fliehe nicht vor dem Lob -- denn ich habe kein steinernes Herz -- aber dein "Herrlich, vor- treflich", ist nicht der Zweck der Tugend und das höchste Gut, zu nennen. -- Der Ehrliebende haͤlt die Ehre werth, als Wo ſich Gelegenheit findet, ſich zu zeigen ter, Stelle an, wegen der auffallenden Aehnlichkeit mit den Shakeſpeariſchen Worten. Jch ſetze ſie hier her, weil mancher Leſer, der dieſe vortrefliche Ue- berſetzung, welche in jedes Gebildeten Hand ſeyn ſollte, nicht beſitzt, vielleicht gern ſieht, wie ver- ſchiedne Schriftſteller ſo genau zuſammentreffen: Chi ruba un corno, un cavallo, un anello, *) Der Ehrliebende ſagt mit Perſius, Sat. 1. v. 47 ff.
Laudari haud metuam, neque enim mihi cornes Jch fliehe nicht vor dem Lob — denn ich habe kein ſteinernes Herz — aber dein „Herrlich, vor- treflich„, iſt nicht der Zweck der Tugend und das hoͤchſte Gut, zu nennen. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0104" n="388"/> <p>Der <hi rendition="#b">Ehrliebende</hi> haͤlt die Ehre werth, als<lb/> ein ſchaͤtzbares Gut, welches ihm viel Freude<lb/> gewaͤhren und zu vielen guten Abſichten foͤrderlich<lb/> ſeyn kann. Dem <hi rendition="#b">Ehrbegierigen</hi> iſt ſie <hi rendition="#b">Zweck</hi>.<note place="foot" n="*)"><p>Der Ehrliebende ſagt mit Perſius, Sat. 1. v. 47 ff.</p><lb/><cit><quote><hi rendition="#aq">Laudari haud metuam, neque enim mihi cornes<lb/><hi rendition="#et">fibra eſt,</hi><lb/> Sed recti finemque extremumque eſſe recuſo<lb/> Euge tuum et belle.</hi></quote></cit><lb/><p>Jch fliehe nicht vor dem Lob — denn ich habe<lb/> kein ſteinernes Herz — aber dein „Herrlich, vor-<lb/> treflich„, iſt nicht der Zweck der Tugend und das<lb/> hoͤchſte Gut, zu nennen. —</p></note></p><lb/> <p>Wo ſich Gelegenheit findet, ſich zu zeigen<lb/> und Ehre zu erndten, da iſt er gewiß auf dem<lb/> Schauplatz geſchaͤftig und eifrig. Er kann leich-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ter,</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_8_2" prev="#seg2pn_8_1" place="foot" n="**)">Stelle an, wegen der auffallenden Aehnlichkeit mit<lb/> den Shakeſpeariſchen Worten. Jch ſetze ſie hier<lb/> her, weil mancher Leſer, der dieſe vortrefliche Ue-<lb/> berſetzung, welche in jedes Gebildeten Hand ſeyn<lb/> ſollte, nicht beſitzt, vielleicht gern ſieht, wie ver-<lb/> ſchiedne Schriftſteller ſo genau zuſammentreffen:<lb/><cit><quote><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Chi ruba un corno, un cavallo, un anello,<lb/> E ſimil coſe, ha qualche diſcrezione,<lb/> E potrebbe chiamarſi ladroncello,<lb/> Ma quel che ruba la riputazione,<lb/> E dell' altrui fatiche ſi fa bello<lb/> Li puo chiamare aſſaſſino e ladrone,<lb/> E di più odio e pena è degno,<lb/> Quanto più de dover trapaſſo il ſegno.</hi></hi></quote></cit></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [388/0104]
Der Ehrliebende haͤlt die Ehre werth, als
ein ſchaͤtzbares Gut, welches ihm viel Freude
gewaͤhren und zu vielen guten Abſichten foͤrderlich
ſeyn kann. Dem Ehrbegierigen iſt ſie Zweck. *)
Wo ſich Gelegenheit findet, ſich zu zeigen
und Ehre zu erndten, da iſt er gewiß auf dem
Schauplatz geſchaͤftig und eifrig. Er kann leich-
ter,
**)
*) Der Ehrliebende ſagt mit Perſius, Sat. 1. v. 47 ff.
Laudari haud metuam, neque enim mihi cornes
fibra eſt,
Sed recti finemque extremumque eſſe recuſo
Euge tuum et belle.
Jch fliehe nicht vor dem Lob — denn ich habe
kein ſteinernes Herz — aber dein „Herrlich, vor-
treflich„, iſt nicht der Zweck der Tugend und das
hoͤchſte Gut, zu nennen. —
**) Stelle an, wegen der auffallenden Aehnlichkeit mit
den Shakeſpeariſchen Worten. Jch ſetze ſie hier
her, weil mancher Leſer, der dieſe vortrefliche Ue-
berſetzung, welche in jedes Gebildeten Hand ſeyn
ſollte, nicht beſitzt, vielleicht gern ſieht, wie ver-
ſchiedne Schriftſteller ſo genau zuſammentreffen:
Chi ruba un corno, un cavallo, un anello,
E ſimil coſe, ha qualche diſcrezione,
E potrebbe chiamarſi ladroncello,
Ma quel che ruba la riputazione,
E dell' altrui fatiche ſi fa bello
Li puo chiamare aſſaſſino e ladrone,
E di più odio e pena è degno,
Quanto più de dover trapaſſo il ſegno.
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