gemacht wird, so viel Artiges, daß es sehr unge- zogen ist, dagegen mit mürrischem Tadel loszu- ziehen."
So wohl es nun dem schönen Geschlechte steht, wenn es sich auf seine Schönheit etwas zu gute thut, und nur dabey guten Geschmack und richtiges Urtheil zeigt; so wenig anständig ist dies dem männlichen Geschlecht: und es kann, wie auch der eben angezogne Schriftsteller bemerkt, einem Manne kein Schimpf empfindlicher seyn, als wenn er ein Narr, das heißt, ein Mensch, der in Schönheit, Putz und dergleichen seine Würde setzt, genannt wird; so wie es ein Frauenzimmer am übelsten empfindet, wenn man sie ekelhaft heißt.
Doch ist auch nicht eine jede Art des Schön- heitsstolzes an dem weiblichen Geschlecht angenehm und beyfallswürdig. Nur derjenige gefällt, wel- cher die Schönheit als einen eigenthümlichen Vor- zug des sanftern Geschlechts an sich schätzt: nicht eben so der, welcher sie als ein Mittel, sich die Gunst der Männer zu erbuhlen, sehr werth hält. Diese Art des Stolzes, welcher von Meh- rern der Galanteriestolz genannt wird, zeugt entwe- der von Einfalt und Dummheit, oder einem kindi- schen Verstande und sehr kleinem Herzen.
So alt die Vergleichung auch ist, so weiß ich doch ein auf seine Schönheit als einem Werk-
zeug
gemacht wird, ſo viel Artiges, daß es ſehr unge- zogen iſt, dagegen mit muͤrriſchem Tadel loszu- ziehen.„
So wohl es nun dem ſchoͤnen Geſchlechte ſteht, wenn es ſich auf ſeine Schoͤnheit etwas zu gute thut, und nur dabey guten Geſchmack und richtiges Urtheil zeigt; ſo wenig anſtaͤndig iſt dies dem maͤnnlichen Geſchlecht: und es kann, wie auch der eben angezogne Schriftſteller bemerkt, einem Manne kein Schimpf empfindlicher ſeyn, als wenn er ein Narr, das heißt, ein Menſch, der in Schoͤnheit, Putz und dergleichen ſeine Wuͤrde ſetzt, genannt wird; ſo wie es ein Frauenzimmer am uͤbelſten empfindet, wenn man ſie ekelhaft heißt.
Doch iſt auch nicht eine jede Art des Schoͤn- heitsſtolzes an dem weiblichen Geſchlecht angenehm und beyfallswuͤrdig. Nur derjenige gefaͤllt, wel- cher die Schoͤnheit als einen eigenthuͤmlichen Vor- zug des ſanftern Geſchlechts an ſich ſchaͤtzt: nicht eben ſo der, welcher ſie als ein Mittel, ſich die Gunſt der Maͤnner zu erbuhlen, ſehr werth haͤlt. Dieſe Art des Stolzes, welcher von Meh- rern der Galanterieſtolz genannt wird, zeugt entwe- der von Einfalt und Dummheit, oder einem kindi- ſchen Verſtande und ſehr kleinem Herzen.
So alt die Vergleichung auch iſt, ſo weiß ich doch ein auf ſeine Schoͤnheit als einem Werk-
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gemacht wird, ſo viel Artiges, daß es ſehr unge-
zogen iſt, dagegen mit muͤrriſchem Tadel loszu-
ziehen.„
So wohl es nun dem ſchoͤnen Geſchlechte
ſteht, wenn es ſich auf ſeine Schoͤnheit etwas zu
gute thut, und nur dabey guten Geſchmack und
richtiges Urtheil zeigt; ſo wenig anſtaͤndig iſt dies
dem maͤnnlichen Geſchlecht: und es kann, wie
auch der eben angezogne Schriftſteller bemerkt,
einem Manne kein Schimpf empfindlicher ſeyn,
als wenn er ein Narr, das heißt, ein Menſch,
der in Schoͤnheit, Putz und dergleichen ſeine
Wuͤrde ſetzt, genannt wird; ſo wie es ein
Frauenzimmer am uͤbelſten empfindet, wenn man
ſie ekelhaft heißt.
Doch iſt auch nicht eine jede Art des Schoͤn-
heitsſtolzes an dem weiblichen Geſchlecht angenehm
und beyfallswuͤrdig. Nur derjenige gefaͤllt, wel-
cher die Schoͤnheit als einen eigenthuͤmlichen Vor-
zug des ſanftern Geſchlechts an ſich ſchaͤtzt: nicht
eben ſo der, welcher ſie als ein Mittel, ſich die
Gunſt der Maͤnner zu erbuhlen, ſehr werth
haͤlt. Dieſe Art des Stolzes, welcher von Meh-
rern der Galanterieſtolz genannt wird, zeugt entwe-
der von Einfalt und Dummheit, oder einem kindi-
ſchen Verſtande und ſehr kleinem Herzen.
So alt die Vergleichung auch iſt, ſo weiß ich
doch ein auf ſeine Schoͤnheit als einem Werk-
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/147>, abgerufen am 21.11.2024.
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