Ein junger Schalk und Prahler, der in Rit- terschaft Kein kleiner Wicht zu seyn sich dünken ließ, Und der zur Zeit und Unzeit gar zu gern Hochmuthete und neckte männiglich, Der ihm in Wurf kam und es leiden mochte. Wie der die beyden Ritter so daher Gelassen traben sieht, in schwarzen Waffen, schwarz Die Schild' und Speer, im ganzen Aufzug schlecht Und scheinlos: sprengt er auf sie zu, und fo- dert sie Heraus, gleich auf der Stelle einen Speer Mit ihm zu brechen. Dessen wehrten sie Gar höflich sich, als solche, die auf Morgen Sich sparen wollten; aber all umsonst: Je ehrlicher sie sprachen, desto gröber ward Herr Flaunz, der Schalk; und da sie, ohne sein Zu achten, ihres Weges zogen, spottet' er Zu einem Ritter von der Tafelrunde, der Zur Seite stand, der beyden schwarzen Knechte Und sprach so laut, daß sie es hören mochten. u. s. w.
So fern der Hochmüthige alle seine Kräfte, gleich dem Frosch in der Fabel, anspannt, um sich über Andre zu erheben, und diese gleichsam
vor
Ein junger Schalk und Prahler, der in Rit- terſchaft Kein kleiner Wicht zu ſeyn ſich duͤnken ließ, Und der zur Zeit und Unzeit gar zu gern Hochmuthete und neckte maͤnniglich, Der ihm in Wurf kam und es leiden mochte. Wie der die beyden Ritter ſo daher Gelaſſen traben ſieht, in ſchwarzen Waffen, ſchwarz Die Schild' und Speer, im ganzen Aufzug ſchlecht Und ſcheinlos: ſprengt er auf ſie zu, und fo- dert ſie Heraus, gleich auf der Stelle einen Speer Mit ihm zu brechen. Deſſen wehrten ſie Gar hoͤflich ſich, als ſolche, die auf Morgen Sich ſparen wollten; aber all umſonſt: Je ehrlicher ſie ſprachen, deſto groͤber ward Herr Flaunz, der Schalk; und da ſie, ohne ſein Zu achten, ihres Weges zogen, ſpottet' er Zu einem Ritter von der Tafelrunde, der Zur Seite ſtand, der beyden ſchwarzen Knechte Und ſprach ſo laut, daß ſie es hoͤren mochten. u. ſ. w.
So fern der Hochmuͤthige alle ſeine Kraͤfte, gleich dem Froſch in der Fabel, anſpannt, um ſich uͤber Andre zu erheben, und dieſe gleichſam
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Ein junger Schalk und Prahler, der in Rit-
terſchaft
Kein kleiner Wicht zu ſeyn ſich duͤnken ließ,
Und der zur Zeit und Unzeit gar zu gern
Hochmuthete und neckte maͤnniglich,
Der ihm in Wurf kam und es leiden mochte.
Wie der die beyden Ritter ſo daher
Gelaſſen traben ſieht, in ſchwarzen Waffen,
ſchwarz
Die Schild' und Speer, im ganzen Aufzug
ſchlecht
Und ſcheinlos: ſprengt er auf ſie zu, und fo-
dert ſie
Heraus, gleich auf der Stelle einen Speer
Mit ihm zu brechen. Deſſen wehrten ſie
Gar hoͤflich ſich, als ſolche, die auf Morgen
Sich ſparen wollten; aber all umſonſt:
Je ehrlicher ſie ſprachen, deſto groͤber ward
Herr Flaunz, der Schalk; und da ſie, ohne
ſein
Zu achten, ihres Weges zogen, ſpottet' er
Zu einem Ritter von der Tafelrunde, der
Zur Seite ſtand, der beyden ſchwarzen Knechte
Und ſprach ſo laut, daß ſie es hoͤren mochten.
u. ſ. w.
So fern der Hochmuͤthige alle ſeine Kraͤfte,
gleich dem Froſch in der Fabel, anſpannt, um
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/172>, abgerufen am 21.11.2024.
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