Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.ennemis*). Euh, seufzt derselbe Geizhals, als Um jede, auch die schmutzigste Kleinigkeit, Jedes *) Molieres l'Avare, Acte 1, Scene 3. Das ist un- erhört, daß meine eigenen Kinder an mir zu Fein- den und Verräthern werden. **) Ebendaselbst. Ach! Jch glaube sie winken sich ein- ander, mir meine Börse zu stehlen. ***) Man hat mir erzählt, daß ein Geiziger in * * *
alle Nacht einigemal um sein Haus herumlaufe und belle, um die, welche etwa Neigung haben sollten, seinem Gelde zuzusprechen, glauben zu machen, daß er einen Hund habe, welchen sich wirk- lich anzuschaffen, sein Geiz nicht erlaubt. ennemis*). Euh, ſeufzt derſelbe Geizhals, als Um jede, auch die ſchmutzigſte Kleinigkeit, Jedes *) Molieres l'Avare, Acte 1, Scene 3. Das iſt un- erhoͤrt, daß meine eigenen Kinder an mir zu Fein- den und Verraͤthern werden. **) Ebendaſelbſt. Ach! Jch glaube ſie winken ſich ein- ander, mir meine Boͤrſe zu ſtehlen. ***) Man hat mir erzaͤhlt, daß ein Geiziger in * * *
alle Nacht einigemal um ſein Haus herumlaufe und belle, um die, welche etwa Neigung haben ſollten, ſeinem Gelde zuzuſprechen, glauben zu machen, daß er einen Hund habe, welchen ſich wirk- lich anzuſchaffen, ſein Geiz nicht erlaubt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0198" n="482"/><hi rendition="#aq">ennemis</hi><note place="foot" n="*)">Molieres <hi rendition="#aq">l'Avare, Acte 1, Scene 3.</hi> Das iſt un-<lb/> erhoͤrt, daß meine eigenen Kinder an mir zu Fein-<lb/> den und Verraͤthern werden.</note>. <hi rendition="#aq">Euh</hi>, ſeufzt derſelbe Geizhals, als<lb/> ſein Sohn und ſeine Tochter ſich durch Zeichen<lb/> ermuntern, dem Vater ein Anliegen vorzubringen,<lb/><hi rendition="#aq">Euh! Je crois, qu'ils ſe font ſigne l'un à l'au-<lb/> tre de me voler ma bourſe</hi><note place="foot" n="**)">Ebendaſelbſt. Ach! Jch glaube ſie winken ſich ein-<lb/> ander, mir meine Boͤrſe zu ſtehlen.</note>. —</p><lb/> <p>Um jede, auch die ſchmutzigſte Kleinigkeit,<lb/> bekuͤmmert ſich der Niedriggeizige mit ſorgfaͤltiger<lb/> Genauigkeit, und fuͤgt allem, was er ſagt, ernſt-<lb/> liche Warnungen, ja nichts zu beſchaͤdigen, hin-<lb/> zu. Er achtet ſich ſelbſt viel geringer, als ſeinen<lb/> goldenen Mammon: und ſeine abgezehrte Geſtalt<lb/> iſt ein redender Beweis, daß er ſich nie ſaͤttigt,<lb/> und keine Speiſen ißt, als ſolche, die ihre Nah-<lb/> rungskraft ſchon verloren haben. Gegen jeder-<lb/> mann ſeufzt er uͤber ſeine ſchlechten Umſtaͤnde, um<lb/> jedem den Muth zu nehmen, ihn um etwas zu<lb/> bitten. Ruhe, Bequemlichkeit, Ehre und Alles,<lb/> opfert er auf, um ſeinen Schatz zu bewachen<note place="foot" n="***)">Man hat mir erzaͤhlt, daß ein Geiziger in * * *<lb/> alle Nacht einigemal um ſein Haus herumlaufe<lb/> und belle, um die, welche etwa Neigung haben<lb/> ſollten, ſeinem Gelde zuzuſprechen, glauben zu<lb/> machen, daß er einen Hund habe, welchen ſich wirk-<lb/> lich anzuſchaffen, ſein Geiz nicht erlaubt.</note>.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jedes</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [482/0198]
ennemis *). Euh, ſeufzt derſelbe Geizhals, als
ſein Sohn und ſeine Tochter ſich durch Zeichen
ermuntern, dem Vater ein Anliegen vorzubringen,
Euh! Je crois, qu'ils ſe font ſigne l'un à l'au-
tre de me voler ma bourſe **). —
Um jede, auch die ſchmutzigſte Kleinigkeit,
bekuͤmmert ſich der Niedriggeizige mit ſorgfaͤltiger
Genauigkeit, und fuͤgt allem, was er ſagt, ernſt-
liche Warnungen, ja nichts zu beſchaͤdigen, hin-
zu. Er achtet ſich ſelbſt viel geringer, als ſeinen
goldenen Mammon: und ſeine abgezehrte Geſtalt
iſt ein redender Beweis, daß er ſich nie ſaͤttigt,
und keine Speiſen ißt, als ſolche, die ihre Nah-
rungskraft ſchon verloren haben. Gegen jeder-
mann ſeufzt er uͤber ſeine ſchlechten Umſtaͤnde, um
jedem den Muth zu nehmen, ihn um etwas zu
bitten. Ruhe, Bequemlichkeit, Ehre und Alles,
opfert er auf, um ſeinen Schatz zu bewachen ***).
Jedes
*) Molieres l'Avare, Acte 1, Scene 3. Das iſt un-
erhoͤrt, daß meine eigenen Kinder an mir zu Fein-
den und Verraͤthern werden.
**) Ebendaſelbſt. Ach! Jch glaube ſie winken ſich ein-
ander, mir meine Boͤrſe zu ſtehlen.
***) Man hat mir erzaͤhlt, daß ein Geiziger in * * *
alle Nacht einigemal um ſein Haus herumlaufe
und belle, um die, welche etwa Neigung haben
ſollten, ſeinem Gelde zuzuſprechen, glauben zu
machen, daß er einen Hund habe, welchen ſich wirk-
lich anzuſchaffen, ſein Geiz nicht erlaubt.
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