umgetrieben, und seine Mutter bringt ihn, weil er sie kindlich darum bittet, zu dem Vater hin- unter.
Ach, mein Vater! so rufte der kleine geliebte Benoni Und entfloh den Armen der Mutter, die ängstlich ihm nachlief; Ach, mein Vater! umarme du mich! und krümmt um die Hand sich, Drückte sie an sein Herz. Der Vater umfaßt ihn und bebte. Da nun der Knabe mit kindlicher Jnbrunst ihn zärtlich umarmte, Da er mit stillem liebkosenden Lächeln ihn jugend- lich ansah, Warf ihn der Vater an einen entgegenstehenden Felsen, Daß sein zartes Gehirn an blutigen Steinen her- abrann, Und mit leisem Röcheln entfloh die Seele voll Unschuld.
Jnniges Mitleiden regt sich in jedem fühlen- den Herzen bey der treflichen Elegie des heiligen Sängers, der sein Leiden so simpel, so anschaulich schildert, wenn er singt:
Wie der Hirsch sich sehnet nach Wasser- quellen, So schmachtet meine Seele, Gott, nach dir:
Es
umgetrieben, und ſeine Mutter bringt ihn, weil er ſie kindlich darum bittet, zu dem Vater hin- unter.
Ach, mein Vater! ſo rufte der kleine geliebte Benoni Und entfloh den Armen der Mutter, die aͤngſtlich ihm nachlief; Ach, mein Vater! umarme du mich! und kruͤmmt um die Hand ſich, Druͤckte ſie an ſein Herz. Der Vater umfaßt ihn und bebte. Da nun der Knabe mit kindlicher Jnbrunſt ihn zaͤrtlich umarmte, Da er mit ſtillem liebkoſenden Laͤcheln ihn jugend- lich anſah, Warf ihn der Vater an einen entgegenſtehenden Felſen, Daß ſein zartes Gehirn an blutigen Steinen her- abrann, Und mit leiſem Roͤcheln entfloh die Seele voll Unſchuld.
Jnniges Mitleiden regt ſich in jedem fuͤhlen- den Herzen bey der treflichen Elegie des heiligen Saͤngers, der ſein Leiden ſo ſimpel, ſo anſchaulich ſchildert, wenn er ſingt:
Wie der Hirſch ſich ſehnet nach Waſſer- quellen, So ſchmachtet meine Seele, Gott, nach dir:
Es
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umgetrieben, und ſeine Mutter bringt ihn, weil
er ſie kindlich darum bittet, zu dem Vater hin-
unter.
Ach, mein Vater! ſo rufte der kleine geliebte
Benoni
Und entfloh den Armen der Mutter, die aͤngſtlich
ihm nachlief;
Ach, mein Vater! umarme du mich! und kruͤmmt
um die Hand ſich,
Druͤckte ſie an ſein Herz. Der Vater umfaßt
ihn und bebte.
Da nun der Knabe mit kindlicher Jnbrunſt ihn
zaͤrtlich umarmte,
Da er mit ſtillem liebkoſenden Laͤcheln ihn jugend-
lich anſah,
Warf ihn der Vater an einen entgegenſtehenden
Felſen,
Daß ſein zartes Gehirn an blutigen Steinen her-
abrann,
Und mit leiſem Roͤcheln entfloh die Seele voll
Unſchuld.
Jnniges Mitleiden regt ſich in jedem fuͤhlen-
den Herzen bey der treflichen Elegie des heiligen
Saͤngers, der ſein Leiden ſo ſimpel, ſo anſchaulich
ſchildert, wenn er ſingt:
Wie der Hirſch ſich ſehnet nach Waſſer-
quellen,
So ſchmachtet meine Seele, Gott, nach dir:
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/242>, abgerufen am 24.11.2024.
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