siasmus erzeugen, die Jdeen und Gesetze der Ver- nunft müssen sich in ein sinnliches Gewand klei- den, wenn das Herz es wagen soll, sich für sie zu interessiren, und, was ihm sonst theuer und werth ist, für sie aufzuopfern.
Um Enthusiasmus hervorzubringen, muß die Vernunft vornemlich den starken Trieb des menschlichen Herzens, den Trieb nach Ehre für das Gute und Große gewinnen: muß durch den Verstand und die Phantasie das Herz überreden, daß die Würde, die sie ertheilt, ewiger und größer sey, als alle Ehrenbezeugungen, die nur für die Sinnlichkeit gelten: daß das Jnteresse für das Gute und Große, uns als freye Menschen, als eigne Gesetzgeber, als Herren der Schöpfung zeige.
Der Anblick der Ehre, welche man seinen großen Ahnen noch lange nach ihrem Tode bewies, feuerte den Griechen und Römer zu dem edlen Enthusiasmus an, der Thaten hervorbrachte, durch welche ihr Name, wie der ihrer Vorfahren, Unsterblichkeit gewann.
Die in den Siegen über die Perser in ihrem höchsten Glanz sich zeigende Größe der Griechen, und der Triumph der Sieger in den Olympischen Spielen zündeten in dem Herzen des Pindar die göttliche Flamme an, welche über alle Ergüsse seiner Phantasie und seines Herzens, ihren gött-
lichen
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ſiasmus erzeugen, die Jdeen und Geſetze der Ver- nunft muͤſſen ſich in ein ſinnliches Gewand klei- den, wenn das Herz es wagen ſoll, ſich fuͤr ſie zu intereſſiren, und, was ihm ſonſt theuer und werth iſt, fuͤr ſie aufzuopfern.
Um Enthuſiasmus hervorzubringen, muß die Vernunft vornemlich den ſtarken Trieb des menſchlichen Herzens, den Trieb nach Ehre fuͤr das Gute und Große gewinnen: muß durch den Verſtand und die Phantaſie das Herz uͤberreden, daß die Wuͤrde, die ſie ertheilt, ewiger und groͤßer ſey, als alle Ehrenbezeugungen, die nur fuͤr die Sinnlichkeit gelten: daß das Jntereſſe fuͤr das Gute und Große, uns als freye Menſchen, als eigne Geſetzgeber, als Herren der Schoͤpfung zeige.
Der Anblick der Ehre, welche man ſeinen großen Ahnen noch lange nach ihrem Tode bewies, feuerte den Griechen und Roͤmer zu dem edlen Enthuſiasmus an, der Thaten hervorbrachte, durch welche ihr Name, wie der ihrer Vorfahren, Unſterblichkeit gewann.
Die in den Siegen uͤber die Perſer in ihrem hoͤchſten Glanz ſich zeigende Groͤße der Griechen, und der Triumph der Sieger in den Olympiſchen Spielen zuͤndeten in dem Herzen des Pindar die goͤttliche Flamme an, welche uͤber alle Erguͤſſe ſeiner Phantaſie und ſeines Herzens, ihren goͤtt-
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ſiasmus erzeugen, die Jdeen und Geſetze der Ver-
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zu intereſſiren, und, was ihm ſonſt theuer und
werth iſt, fuͤr ſie aufzuopfern.
Um Enthuſiasmus hervorzubringen, muß die
Vernunft vornemlich den ſtarken Trieb des
menſchlichen Herzens, den Trieb nach Ehre fuͤr
das Gute und Große gewinnen: muß durch den
Verſtand und die Phantaſie das Herz uͤberreden,
daß die Wuͤrde, die ſie ertheilt, ewiger und groͤßer
ſey, als alle Ehrenbezeugungen, die nur fuͤr die
Sinnlichkeit gelten: daß das Jntereſſe fuͤr das
Gute und Große, uns als freye Menſchen, als
eigne Geſetzgeber, als Herren der Schoͤpfung
zeige.
Der Anblick der Ehre, welche man ſeinen
großen Ahnen noch lange nach ihrem Tode bewies,
feuerte den Griechen und Roͤmer zu dem edlen
Enthuſiasmus an, der Thaten hervorbrachte,
durch welche ihr Name, wie der ihrer Vorfahren,
Unſterblichkeit gewann.
Die in den Siegen uͤber die Perſer in ihrem
hoͤchſten Glanz ſich zeigende Groͤße der Griechen,
und der Triumph der Sieger in den Olympiſchen
Spielen zuͤndeten in dem Herzen des Pindar
die goͤttliche Flamme an, welche uͤber alle Erguͤſſe
ſeiner Phantaſie und ſeines Herzens, ihren goͤtt-
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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