Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.zerbrechen, mit den Zähnen zerbeißen, und mit Zorn aus Aergerniß und Kränkung ist Erbit- Wenn *) Robertsons Gesch. v. Amerika, 1. Th. **) Auch der verständigste Mann hebt zuweilen seinen
Fuß wider den Stein oder Klotz, an welchen er stößt, auf. Allein dies geschieht nicht sowohl in der Meynung diese leblose Dinge ihre Beleidigung fühlen zu lassen, als vielmehr aus dem durch den empfindlichen körperlichen Schmerz hervorgebrach- ten Wunsch, den Stein des Anstoßes von sich zu entfernen. zerbrechen, mit den Zaͤhnen zerbeißen, und mit Zorn aus Aergerniß und Kraͤnkung iſt Erbit- Wenn *) Robertſons Geſch. v. Amerika, 1. Th. **) Auch der verſtaͤndigſte Mann hebt zuweilen ſeinen
Fuß wider den Stein oder Klotz, an welchen er ſtoͤßt, auf. Allein dies geſchieht nicht ſowohl in der Meynung dieſe lebloſe Dinge ihre Beleidigung fuͤhlen zu laſſen, als vielmehr aus dem durch den empfindlichen koͤrperlichen Schmerz hervorgebrach- ten Wunſch, den Stein des Anſtoßes von ſich zu entfernen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0352" n="636"/> zerbrechen, mit den Zaͤhnen zerbeißen, und mit<lb/> wuͤthender Gewalt zu Boden werfen<note place="foot" n="*)">Robertſons Geſch. v. Amerika, 1. Th.</note>; weiß<lb/> ſchon ein jeder aus ſeiner eignen Erfahrung, daß<lb/> der Zorn ſich auch zuweilen gegen lebloſe Dinge<lb/> richtet. Kinder an Jahren oder am Verſtande<lb/> geben davon taͤgliche Beweiſe, und zeigen, daß<lb/> Zorn gegen lebloſe Weſen nur dann moͤglich iſt,<lb/> wenn es ganz an Verſtand und Beſonnenheit<lb/> fehlt<note place="foot" n="**)">Auch der verſtaͤndigſte Mann hebt zuweilen ſeinen<lb/> Fuß wider den Stein oder Klotz, an welchen er<lb/> ſtoͤßt, auf. Allein dies geſchieht nicht ſowohl in<lb/> der Meynung dieſe lebloſe Dinge ihre Beleidigung<lb/> fuͤhlen zu laſſen, als vielmehr aus dem durch den<lb/> empfindlichen koͤrperlichen Schmerz hervorgebrach-<lb/> ten Wunſch, den Stein des Anſtoßes von ſich zu<lb/> entfernen.</note>.</p><lb/> <p>Zorn aus Aergerniß und Kraͤnkung iſt <hi rendition="#b">Erbit-<lb/> terung</hi>. So war <hi rendition="#b">Juno</hi> wider die Troer, und<lb/> dieſe wider den vor dem belagerten Thurm uͤber-<lb/> muͤthig triumphirenden Pyrrhus (<hi rendition="#aq">Pyrrhum ex-<lb/> ſultantem</hi>) erbittert, und ſo erbittert Manchen<lb/> die Wahrheit, wenn ſie ſeine Bloͤße aufdeckt, und<lb/> er zu wenig Unpartheylichkeit gegen ſich ſelbſt hat,<lb/> um ſie zu bemerken, und durch Fleiß an ſich ſelbſt<lb/> zuzudecken, oder zu viel Stolz, um einem An-<lb/> dern ein Urtheil uͤber ſich zu erlauben.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [636/0352]
zerbrechen, mit den Zaͤhnen zerbeißen, und mit
wuͤthender Gewalt zu Boden werfen *); weiß
ſchon ein jeder aus ſeiner eignen Erfahrung, daß
der Zorn ſich auch zuweilen gegen lebloſe Dinge
richtet. Kinder an Jahren oder am Verſtande
geben davon taͤgliche Beweiſe, und zeigen, daß
Zorn gegen lebloſe Weſen nur dann moͤglich iſt,
wenn es ganz an Verſtand und Beſonnenheit
fehlt **).
Zorn aus Aergerniß und Kraͤnkung iſt Erbit-
terung. So war Juno wider die Troer, und
dieſe wider den vor dem belagerten Thurm uͤber-
muͤthig triumphirenden Pyrrhus (Pyrrhum ex-
ſultantem) erbittert, und ſo erbittert Manchen
die Wahrheit, wenn ſie ſeine Bloͤße aufdeckt, und
er zu wenig Unpartheylichkeit gegen ſich ſelbſt hat,
um ſie zu bemerken, und durch Fleiß an ſich ſelbſt
zuzudecken, oder zu viel Stolz, um einem An-
dern ein Urtheil uͤber ſich zu erlauben.
Wenn
*) Robertſons Geſch. v. Amerika, 1. Th.
**) Auch der verſtaͤndigſte Mann hebt zuweilen ſeinen
Fuß wider den Stein oder Klotz, an welchen er
ſtoͤßt, auf. Allein dies geſchieht nicht ſowohl in
der Meynung dieſe lebloſe Dinge ihre Beleidigung
fuͤhlen zu laſſen, als vielmehr aus dem durch den
empfindlichen koͤrperlichen Schmerz hervorgebrach-
ten Wunſch, den Stein des Anſtoßes von ſich zu
entfernen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |