Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.Die Griechen ahmten den Egyptiern, den Es ist dieses Nachahmen Andrer so natürlich Auch ist es nicht schwer die Gründe dieses Der erste Grund liegt in einem gewissen sym- es Nachthun heißt endlich eine Handlung nach
dem Muster eines andern einrichten. So thut es z. B. keiner Blanchard so leicht nach, daß er, wie dieser, in dem Luftschiff in die Höhe steigt. -- Was Friedrich that, sagt man, das thut ihm so leicht niemand nach. Die Griechen ahmten den Egyptiern, den Es iſt dieſes Nachahmen Andrer ſo natuͤrlich Auch iſt es nicht ſchwer die Gruͤnde dieſes Der erſte Grund liegt in einem gewiſſen ſym- es Nachthun heißt endlich eine Handlung nach
dem Muſter eines andern einrichten. So thut es z. B. keiner Blanchard ſo leicht nach, daß er, wie dieſer, in dem Luftſchiff in die Hoͤhe ſteigt. — Was Friedrich that, ſagt man, das thut ihm ſo leicht niemand nach. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0063" n="347"/> <p>Die Griechen ahmten den Egyptiern, den<lb/> Griechen die Roͤmer, dieſen die Spanier, Fran-<lb/> zoſen u. ſ. w. nach — und daß die Deutſchen der<lb/> Franzoſen Nachahmer ſind, davon ſind ja wohl<lb/> gute und boͤſe Beyſpiele und Beweiſe genug.</p><lb/> <p>Es iſt dieſes Nachahmen Andrer ſo natuͤrlich<lb/> und oft ſo unwillkuͤhrlich, daß einzelne Menſchen<lb/> oft, ohne daß ſie es bemerken, Andre kopiren,<lb/> ihre Manieren, Gewohnheiten, Eigenheiten an-<lb/> nehmen.</p><lb/> <p>Auch iſt es nicht ſchwer die Gruͤnde dieſes<lb/> Triebes, etwas Fremdes nachzubilden, ausfindig<lb/> zu machen.</p><lb/> <p>Der erſte Grund liegt in einem gewiſſen ſym-<lb/> pathetiſchen Gefuͤhle, welches, wenn nicht etwas<lb/> anders uns ſtaͤrker zuruͤckhaͤlt, uns reizt, das<lb/> nachzuahmen, was wir wahrnehmen — und uns<lb/> in ein Mißbehagen verſetzt, wenn wir es nicht<lb/> thun. So iſt es einem z. B. aͤußerſt zuwider,<lb/> wenn, waͤhrend daß er eine Arbeit verrichtet, wel-<lb/> che ihn zum Stilleſeyn noͤthigt, Andre um ihn her<lb/> laͤrmen und unruhig ſind. Er fuͤhlt einen Reiz<lb/> <fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_3_4" prev="#seg2pn_3_3" place="foot" n="*)"><hi rendition="#fr">Nachthun</hi> heißt endlich eine Handlung nach<lb/> dem Muſter eines andern einrichten. So thut es<lb/> z. B. keiner Blanchard ſo leicht nach, daß er, wie<lb/> dieſer, in dem Luftſchiff in die Hoͤhe ſteigt. — Was<lb/> Friedrich that, ſagt man, das thut ihm ſo leicht<lb/> niemand nach.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [347/0063]
Die Griechen ahmten den Egyptiern, den
Griechen die Roͤmer, dieſen die Spanier, Fran-
zoſen u. ſ. w. nach — und daß die Deutſchen der
Franzoſen Nachahmer ſind, davon ſind ja wohl
gute und boͤſe Beyſpiele und Beweiſe genug.
Es iſt dieſes Nachahmen Andrer ſo natuͤrlich
und oft ſo unwillkuͤhrlich, daß einzelne Menſchen
oft, ohne daß ſie es bemerken, Andre kopiren,
ihre Manieren, Gewohnheiten, Eigenheiten an-
nehmen.
Auch iſt es nicht ſchwer die Gruͤnde dieſes
Triebes, etwas Fremdes nachzubilden, ausfindig
zu machen.
Der erſte Grund liegt in einem gewiſſen ſym-
pathetiſchen Gefuͤhle, welches, wenn nicht etwas
anders uns ſtaͤrker zuruͤckhaͤlt, uns reizt, das
nachzuahmen, was wir wahrnehmen — und uns
in ein Mißbehagen verſetzt, wenn wir es nicht
thun. So iſt es einem z. B. aͤußerſt zuwider,
wenn, waͤhrend daß er eine Arbeit verrichtet, wel-
che ihn zum Stilleſeyn noͤthigt, Andre um ihn her
laͤrmen und unruhig ſind. Er fuͤhlt einen Reiz
es
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*) Nachthun heißt endlich eine Handlung nach
dem Muſter eines andern einrichten. So thut es
z. B. keiner Blanchard ſo leicht nach, daß er, wie
dieſer, in dem Luftſchiff in die Hoͤhe ſteigt. — Was
Friedrich that, ſagt man, das thut ihm ſo leicht
niemand nach.
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