sich von Menschen zurück in den Umgang mit Dä- monen und Göttern.
Das Christenthum war das Palladium der Menschheit. Die erhabnen Lehren desselben von der hohen Bestimmung des Menschen und dem künftigen Leben und der menschenfreundliche Geist der Liebe, den das ächte Christenthum athmete, gewannen mehrere Menschen, die sonst vielleicht ihr Zeitalter verdorben hätte, für das allgemeine Jnteresse der Menschheit.
Achte Unterhaltung. Ueber den Trieb nach Freyheit und Unab- hängigkeit.
Es ist ein so altes, als wahres Sprüchwort, daß des Menschen Wille sein Himmelreich ist: das heißt, daß er sich sehr glücklich fühlt, wenn er nach seinen, blinden oder von der Vernunft ge- leiteten, Neigungen handeln kann.
Die hier zum Beweis dienenden Erfahrun- gen sind in der Geschichte der französischen Re- volution noch gegenwärtig. Männer und Weiber, Eltern und Kinder, Hohe und Niedere wurden durch den Trieb nach Freyheit und Jndependenz bis zur Wuth entflammt, und ähnliche Beyspiele
liefert
Aa 3
ſich von Menſchen zuruͤck in den Umgang mit Daͤ- monen und Goͤttern.
Das Chriſtenthum war das Palladium der Menſchheit. Die erhabnen Lehren deſſelben von der hohen Beſtimmung des Menſchen und dem kuͤnftigen Leben und der menſchenfreundliche Geiſt der Liebe, den das aͤchte Chriſtenthum athmete, gewannen mehrere Menſchen, die ſonſt vielleicht ihr Zeitalter verdorben haͤtte, fuͤr das allgemeine Jntereſſe der Menſchheit.
Achte Unterhaltung. Ueber den Trieb nach Freyheit und Unab- haͤngigkeit.
Es iſt ein ſo altes, als wahres Spruͤchwort, daß des Menſchen Wille ſein Himmelreich iſt: das heißt, daß er ſich ſehr gluͤcklich fuͤhlt, wenn er nach ſeinen, blinden oder von der Vernunft ge- leiteten, Neigungen handeln kann.
Die hier zum Beweis dienenden Erfahrun- gen ſind in der Geſchichte der franzoͤſiſchen Re- volution noch gegenwaͤrtig. Maͤnner und Weiber, Eltern und Kinder, Hohe und Niedere wurden durch den Trieb nach Freyheit und Jndependenz bis zur Wuth entflammt, und aͤhnliche Beyſpiele
liefert
Aa 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0089"n="373"/>ſich von Menſchen zuruͤck in den Umgang mit Daͤ-<lb/>
monen und Goͤttern.</p><lb/><p>Das Chriſtenthum war das Palladium der<lb/>
Menſchheit. Die erhabnen Lehren deſſelben von<lb/>
der hohen Beſtimmung des Menſchen und dem<lb/>
kuͤnftigen Leben und der menſchenfreundliche Geiſt<lb/>
der Liebe, den das aͤchte Chriſtenthum athmete,<lb/>
gewannen mehrere Menſchen, die ſonſt vielleicht<lb/>
ihr Zeitalter verdorben haͤtte, fuͤr das allgemeine<lb/>
Jntereſſe der Menſchheit.</p></div><lb/><divn="1"><head>Achte Unterhaltung.<lb/>
Ueber<lb/><hirendition="#b">den Trieb nach Freyheit und Unab-</hi><lb/><hirendition="#g">haͤngigkeit.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s iſt ein ſo altes, als wahres Spruͤchwort,<lb/>
daß des Menſchen Wille ſein Himmelreich iſt:<lb/>
das heißt, daß er ſich ſehr gluͤcklich fuͤhlt, wenn<lb/>
er nach ſeinen, blinden oder von der Vernunft ge-<lb/>
leiteten, Neigungen handeln kann.</p><lb/><p>Die hier zum Beweis dienenden Erfahrun-<lb/>
gen ſind in der Geſchichte der <hirendition="#b">franzoͤſiſchen Re-<lb/>
volution</hi> noch gegenwaͤrtig. Maͤnner und Weiber,<lb/>
Eltern und Kinder, Hohe und Niedere wurden<lb/>
durch den Trieb nach Freyheit und Jndependenz<lb/>
bis zur Wuth entflammt, und aͤhnliche Beyſpiele<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Aa 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">liefert</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[373/0089]
ſich von Menſchen zuruͤck in den Umgang mit Daͤ-
monen und Goͤttern.
Das Chriſtenthum war das Palladium der
Menſchheit. Die erhabnen Lehren deſſelben von
der hohen Beſtimmung des Menſchen und dem
kuͤnftigen Leben und der menſchenfreundliche Geiſt
der Liebe, den das aͤchte Chriſtenthum athmete,
gewannen mehrere Menſchen, die ſonſt vielleicht
ihr Zeitalter verdorben haͤtte, fuͤr das allgemeine
Jntereſſe der Menſchheit.
Achte Unterhaltung.
Ueber
den Trieb nach Freyheit und Unab-
haͤngigkeit.
Es iſt ein ſo altes, als wahres Spruͤchwort,
daß des Menſchen Wille ſein Himmelreich iſt:
das heißt, daß er ſich ſehr gluͤcklich fuͤhlt, wenn
er nach ſeinen, blinden oder von der Vernunft ge-
leiteten, Neigungen handeln kann.
Die hier zum Beweis dienenden Erfahrun-
gen ſind in der Geſchichte der franzoͤſiſchen Re-
volution noch gegenwaͤrtig. Maͤnner und Weiber,
Eltern und Kinder, Hohe und Niedere wurden
durch den Trieb nach Freyheit und Jndependenz
bis zur Wuth entflammt, und aͤhnliche Beyſpiele
liefert
Aa 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/89>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.