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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.

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Neunte Unterhaltung.
Ueber den
Trieb nach Ehre.
"Trahimur omnes laudis studio, et optimus quis-
que maxime gloria ducitur. Ipsi illi philoso-
phi, etiam in illis libellis, quos de contemnen-
da gloria scribunt, nomen suum inscribunt:
in eo ipso, in quo praedicationem nobilitatem-
que despiciunt, praedicari de se et nominari
volunt."
Cicero.

Es ist der Selbstliebe des Menschen nicht ge-
nug, Vollkommenheiten zu haben; sie bedarf zu
ihrer Befriedigung, daß auch andre Menschen
dieselben erkennen, und sie in dieser Anerkennung
wie in einem Spiegel den Glanz derselben sehe,
und sich freue. Der Mensch will Ehre -- will
in den Augen Andrer etwas werth, von ihnen
bemerkt, von ihnen geachtet seyn.

Die Grade der Stärke und die Natur dieses
Ehrtriebs sind verschieden. Dem einen ist sie
werth -- dem andern ist sie Zweck -- diesem das
non plus ultra seiner Glückseligkeit, und daher
sein einziger Gedanke -- jenem ein ängstlich zu
behütender Schatz.

Wer
Neunte Unterhaltung.
Ueber den
Trieb nach Ehre.
„Trahimur omnes laudis ſtudio, et optimus quis-
que maxime gloria ducitur. Ipſi illi philoſo-
phi, etiam in illis libellis, quos de contemnen-
da gloria ſcribunt, nomen ſuum inſcribunt:
in eo ipſo, in quo praedicationem nobilitatem-
que deſpiciunt, praedicari de ſe et nominari
volunt.„
Cicero.

Es iſt der Selbſtliebe des Menſchen nicht ge-
nug, Vollkommenheiten zu haben; ſie bedarf zu
ihrer Befriedigung, daß auch andre Menſchen
dieſelben erkennen, und ſie in dieſer Anerkennung
wie in einem Spiegel den Glanz derſelben ſehe,
und ſich freue. Der Menſch will Ehre — will
in den Augen Andrer etwas werth, von ihnen
bemerkt, von ihnen geachtet ſeyn.

Die Grade der Staͤrke und die Natur dieſes
Ehrtriebs ſind verſchieden. Dem einen iſt ſie
werth — dem andern iſt ſie Zweck — dieſem das
non plus ultra ſeiner Gluͤckſeligkeit, und daher
ſein einziger Gedanke — jenem ein aͤngſtlich zu
behuͤtender Schatz.

Wer
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[383/0099] Neunte Unterhaltung. Ueber den Trieb nach Ehre. „Trahimur omnes laudis ſtudio, et optimus quis- que maxime gloria ducitur. Ipſi illi philoſo- phi, etiam in illis libellis, quos de contemnen- da gloria ſcribunt, nomen ſuum inſcribunt: in eo ipſo, in quo praedicationem nobilitatem- que deſpiciunt, praedicari de ſe et nominari volunt.„ Cicero. Es iſt der Selbſtliebe des Menſchen nicht ge- nug, Vollkommenheiten zu haben; ſie bedarf zu ihrer Befriedigung, daß auch andre Menſchen dieſelben erkennen, und ſie in dieſer Anerkennung wie in einem Spiegel den Glanz derſelben ſehe, und ſich freue. Der Menſch will Ehre — will in den Augen Andrer etwas werth, von ihnen bemerkt, von ihnen geachtet ſeyn. Die Grade der Staͤrke und die Natur dieſes Ehrtriebs ſind verſchieden. Dem einen iſt ſie werth — dem andern iſt ſie Zweck — dieſem das non plus ultra ſeiner Gluͤckſeligkeit, und daher ſein einziger Gedanke — jenem ein aͤngſtlich zu behuͤtender Schatz. Wer

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/99>, abgerufen am 21.11.2024.