Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.die blauen Flecke einreibe, oder wenn ich im Winter am Fenster sitze, barme und den lieben Gott bitte: wende doch den paar Bauern da draußen das Herz, daß sie hereinkommen und ihre Paar Pfennige bei uns verzehren? Mögen sie doch einen Trödel machen; denn Krieg muß sein im Ganzen oder im Einzelnen, und der Krieg ist größer im Frieden als im nur sogenannten Krieg! Thut dir das nicht leid? Sprich doch, rede etwas, meine gute Düvecke! Für dich will ich ja eben nur sorgen -- und willst du nicht, je nun, ob ich ein Paar Jahre eher sterbe oder später, aus uns wird ja so nichts! O Mutter! bat die Jungfrau. Mutter hin, Mutter her! zürnte Frau Sigbritte, was bin ich Mutter, wenn mir das Kind nicht folgt! In allem Guten und Ehrbaren gern, liebe Mutter! Ja, ich will auch die Frau des Schloßhauptmanns werden und treu sein, treu wie Sie ihrem Manne, meinem Vater gewesen -- -- Weißt du etwas von mir? frug Frau Sigbritte, die Tochter groß ansehend. Und wenn du denn auch des vornehmsten Mannes Tochter wärest, wenn mein Mann je was Albernes, Eifersüchtiges geschwatzt hat, wie schwache, alberne Väter kleinen unverständigen Kindern oft ihre Noth klagen, könntest du nicht desto eher des vornehmsten Mannes -- Frau sein -- wollen Sie nicht sagen, gute Mutter, die blauen Flecke einreibe, oder wenn ich im Winter am Fenster sitze, barme und den lieben Gott bitte: wende doch den paar Bauern da draußen das Herz, daß sie hereinkommen und ihre Paar Pfennige bei uns verzehren? Mögen sie doch einen Trödel machen; denn Krieg muß sein im Ganzen oder im Einzelnen, und der Krieg ist größer im Frieden als im nur sogenannten Krieg! Thut dir das nicht leid? Sprich doch, rede etwas, meine gute Düvecke! Für dich will ich ja eben nur sorgen — und willst du nicht, je nun, ob ich ein Paar Jahre eher sterbe oder später, aus uns wird ja so nichts! O Mutter! bat die Jungfrau. Mutter hin, Mutter her! zürnte Frau Sigbritte, was bin ich Mutter, wenn mir das Kind nicht folgt! In allem Guten und Ehrbaren gern, liebe Mutter! Ja, ich will auch die Frau des Schloßhauptmanns werden und treu sein, treu wie Sie ihrem Manne, meinem Vater gewesen — — Weißt du etwas von mir? frug Frau Sigbritte, die Tochter groß ansehend. Und wenn du denn auch des vornehmsten Mannes Tochter wärest, wenn mein Mann je was Albernes, Eifersüchtiges geschwatzt hat, wie schwache, alberne Väter kleinen unverständigen Kindern oft ihre Noth klagen, könntest du nicht desto eher des vornehmsten Mannes — Frau sein — wollen Sie nicht sagen, gute Mutter, <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0012"/> die blauen Flecke einreibe, oder wenn ich im Winter am Fenster sitze, barme und den lieben Gott bitte: wende doch den paar Bauern da draußen das Herz, daß sie hereinkommen und ihre Paar Pfennige bei uns verzehren? Mögen sie doch einen Trödel machen; denn Krieg muß sein im Ganzen oder im Einzelnen, und der Krieg ist größer im Frieden als im nur sogenannten Krieg! Thut dir das nicht leid? Sprich doch, rede etwas, meine gute Düvecke! Für dich will ich ja eben nur sorgen — und willst du nicht, je nun, ob ich ein Paar Jahre eher sterbe oder später, aus uns wird ja so nichts!</p><lb/> <p>O Mutter! bat die Jungfrau.</p><lb/> <p>Mutter hin, Mutter her! zürnte Frau Sigbritte, was bin ich Mutter, wenn mir das Kind nicht folgt!</p><lb/> <p>In allem Guten und Ehrbaren gern, liebe Mutter! Ja, ich will auch die Frau des Schloßhauptmanns werden und treu sein, treu wie Sie ihrem Manne, meinem Vater gewesen — —</p><lb/> <p>Weißt du etwas von mir? frug Frau Sigbritte, die Tochter groß ansehend. Und wenn du denn auch des vornehmsten Mannes Tochter wärest, wenn mein Mann je was Albernes, Eifersüchtiges geschwatzt hat, wie schwache, alberne Väter kleinen unverständigen Kindern oft ihre Noth klagen, könntest du nicht desto eher des vornehmsten Mannes —</p><lb/> <p>Frau sein — wollen Sie nicht sagen, gute Mutter,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0012]
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O Mutter! bat die Jungfrau.
Mutter hin, Mutter her! zürnte Frau Sigbritte, was bin ich Mutter, wenn mir das Kind nicht folgt!
In allem Guten und Ehrbaren gern, liebe Mutter! Ja, ich will auch die Frau des Schloßhauptmanns werden und treu sein, treu wie Sie ihrem Manne, meinem Vater gewesen — —
Weißt du etwas von mir? frug Frau Sigbritte, die Tochter groß ansehend. Und wenn du denn auch des vornehmsten Mannes Tochter wärest, wenn mein Mann je was Albernes, Eifersüchtiges geschwatzt hat, wie schwache, alberne Väter kleinen unverständigen Kindern oft ihre Noth klagen, könntest du nicht desto eher des vornehmsten Mannes —
Frau sein — wollen Sie nicht sagen, gute Mutter,
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(2017-03-16T10:50:59Z)
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
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