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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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daß sie ein Weib sei. Sie war erröthet und saß jetzt ganz still und sann einem unergründlichen Geheimnisse nach, das ihr anbrach wie Morgenröthe eines Festtages -- der Liebe. Sie war siebzehn Jahr auf der Erde; die Gestalt aber, die sie gesehen, schien sie ewig, ewig, wie einen aus dem unendlichen Himmel herwandelnden Stern erwartet zu haben, und nun war er da, aufgegangen, und das sonst nicht genug bedachte und empfundene Wunder, daß zwei Menschen sich treffen, war ihr ein Wunder!

Sie schwieg aber weislich, obgleich die Mutter darüber sie mit forschenden Augen ansah.

Am folgenden Abend kam der Fremde wie vor. Heute aber schien er sehr entrüstet auf das Leben am Hofe, die Langeweile, das Warten und die erbärmlichen Geschäfte, die alle Ein Fleißiger gut verrichten könnte, und die des Anstandes wegen von zehn Faulenzern schlecht verrichtet werden, weil Keiner was thun mag, und Jeder sich auf den Andern verläßt. Er setzte sich in Gedanken an den Tisch und richtete seine Worte bloß an die Mutter. Da jedoch der schönen Tochter vor Allem seine Gesinnung innig gefiel, weil sie, wie ihr Gemüth, feindlich gegen den Herzog war, so schien er das desto lieber zu sagen, was ihn zu drücken schien; und so fuhr er fort: Unser einziger, allerbester König, Christian I., hat uns das liebe Söhnlein bloß hergeschickt in das Land, weil er zu Hause nicht mehr gewußt, wie er ihn bändigen sollte! Zu den Wissenschaften

daß sie ein Weib sei. Sie war erröthet und saß jetzt ganz still und sann einem unergründlichen Geheimnisse nach, das ihr anbrach wie Morgenröthe eines Festtages — der Liebe. Sie war siebzehn Jahr auf der Erde; die Gestalt aber, die sie gesehen, schien sie ewig, ewig, wie einen aus dem unendlichen Himmel herwandelnden Stern erwartet zu haben, und nun war er da, aufgegangen, und das sonst nicht genug bedachte und empfundene Wunder, daß zwei Menschen sich treffen, war ihr ein Wunder!

Sie schwieg aber weislich, obgleich die Mutter darüber sie mit forschenden Augen ansah.

Am folgenden Abend kam der Fremde wie vor. Heute aber schien er sehr entrüstet auf das Leben am Hofe, die Langeweile, das Warten und die erbärmlichen Geschäfte, die alle Ein Fleißiger gut verrichten könnte, und die des Anstandes wegen von zehn Faulenzern schlecht verrichtet werden, weil Keiner was thun mag, und Jeder sich auf den Andern verläßt. Er setzte sich in Gedanken an den Tisch und richtete seine Worte bloß an die Mutter. Da jedoch der schönen Tochter vor Allem seine Gesinnung innig gefiel, weil sie, wie ihr Gemüth, feindlich gegen den Herzog war, so schien er das desto lieber zu sagen, was ihn zu drücken schien; und so fuhr er fort: Unser einziger, allerbester König, Christian I., hat uns das liebe Söhnlein bloß hergeschickt in das Land, weil er zu Hause nicht mehr gewußt, wie er ihn bändigen sollte! Zu den Wissenschaften

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Thomas Weitin: Herausgeber
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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/23>, abgerufen am 21.11.2024.