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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Leopold Schefer, geb. am 30. Juli 1784 zu Muskau in der Niederlausitz, besuchte nach dem Tode seines Vaters, der Arzt gewesen, das Gymnasium zu Bautzen, das er jedoch nach fünf Jahren wieder verließ. Seitdem trieb er in seiner Heimath Mathematik, Philosophie und das Studium der griechischen und morgenländischen Dichter. Sechs Jahre lang versah er das Amt eines Generalbevollmächtigten bei dem Fürsten Pückler-Muskau, konnte dann aber seinem Verlangen, fremde Länder zu sehen, nicht widerstehen und bereiste England, Deutschland -- (ein Aufenthalt von zwei Jahren fesselte ihn an Wien, wo er sich der Medicin und Musik widmete), dann Italien, Sicilien, Griechenland, die Türkei, die griechischen Inseln und Kleinasien. Von 1820 bis zu seinem am 13. Febr. 1862 erfolgten Tode beschäftigte er sich In dem heimathlichen Muskau, in edlem Freundschaftsverhältniß zu seinem fürstlichen Gönner, ausschließlich mit dichterischen Arbeiten. Seine "Gedichte mit Compositionen" gab im Jahre 1811 der Graf Pückler heraus, der lange für den Verfasser galt. Seine Novellen erschienen einzeln in Zeitschriften und Taschenbüchern, dann gesammelt 5 Bände "Novellen" (1825--29), "Neue Novellen", 4 Bände (1831--35), "Lavabecher", 2 Bände (1833) und "Kleine Romane", 5 Bände (1837--39). Ferner "Die Göttliche Komödie in Rom" (1846), "Graf Promnitz" (1846), "Generion von Toulouse" (1846) und "Die Sibylle von Mantua" (1803). Von seinen zahlreichen spruchartigen oder Lehrdichtungen sind die bekanntesten "Das Laienbrevier" (1834) und "Der Weltpriester" (1846), denen 1854 zwei Bände "Hausreden", "Hafis in Hellas" und der "Koran der Liebe" folgten.

Aus den wunderlichsten Elementen gemischt steht die Erscheinung dieses reichbegabten Mannes vor uns und läßt uns in demselben Augenblick die lebhafteste Anziehungskraft empfinden, wo wir uns mit heimlichem Grauen und Widerwillen von ihr abwenden. Tiefe und zarte Weisheit, und eine im Irrgarten alles Wahnwitzes berauscht herumtaumelnde Phantasie; eine Fülle von Kenntnissen in Länder- und Völkergeschicht'n, und dabei der Hang, in der novelli-

Leopold Schefer, geb. am 30. Juli 1784 zu Muskau in der Niederlausitz, besuchte nach dem Tode seines Vaters, der Arzt gewesen, das Gymnasium zu Bautzen, das er jedoch nach fünf Jahren wieder verließ. Seitdem trieb er in seiner Heimath Mathematik, Philosophie und das Studium der griechischen und morgenländischen Dichter. Sechs Jahre lang versah er das Amt eines Generalbevollmächtigten bei dem Fürsten Pückler-Muskau, konnte dann aber seinem Verlangen, fremde Länder zu sehen, nicht widerstehen und bereiste England, Deutschland — (ein Aufenthalt von zwei Jahren fesselte ihn an Wien, wo er sich der Medicin und Musik widmete), dann Italien, Sicilien, Griechenland, die Türkei, die griechischen Inseln und Kleinasien. Von 1820 bis zu seinem am 13. Febr. 1862 erfolgten Tode beschäftigte er sich In dem heimathlichen Muskau, in edlem Freundschaftsverhältniß zu seinem fürstlichen Gönner, ausschließlich mit dichterischen Arbeiten. Seine „Gedichte mit Compositionen“ gab im Jahre 1811 der Graf Pückler heraus, der lange für den Verfasser galt. Seine Novellen erschienen einzeln in Zeitschriften und Taschenbüchern, dann gesammelt 5 Bände „Novellen“ (1825—29), „Neue Novellen“, 4 Bände (1831—35), „Lavabecher“, 2 Bände (1833) und „Kleine Romane“, 5 Bände (1837—39). Ferner „Die Göttliche Komödie in Rom“ (1846), „Graf Promnitz“ (1846), „Generion von Toulouse“ (1846) und „Die Sibylle von Mantua“ (1803). Von seinen zahlreichen spruchartigen oder Lehrdichtungen sind die bekanntesten „Das Laienbrevier“ (1834) und „Der Weltpriester“ (1846), denen 1854 zwei Bände „Hausreden“, „Hafis in Hellas“ und der „Koran der Liebe“ folgten.

Aus den wunderlichsten Elementen gemischt steht die Erscheinung dieses reichbegabten Mannes vor uns und läßt uns in demselben Augenblick die lebhafteste Anziehungskraft empfinden, wo wir uns mit heimlichem Grauen und Widerwillen von ihr abwenden. Tiefe und zarte Weisheit, und eine im Irrgarten alles Wahnwitzes berauscht herumtaumelnde Phantasie; eine Fülle von Kenntnissen in Länder- und Völkergeschicht'n, und dabei der Hang, in der novelli-

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[0005] Leopold Schefer, geb. am 30. Juli 1784 zu Muskau in der Niederlausitz, besuchte nach dem Tode seines Vaters, der Arzt gewesen, das Gymnasium zu Bautzen, das er jedoch nach fünf Jahren wieder verließ. Seitdem trieb er in seiner Heimath Mathematik, Philosophie und das Studium der griechischen und morgenländischen Dichter. Sechs Jahre lang versah er das Amt eines Generalbevollmächtigten bei dem Fürsten Pückler-Muskau, konnte dann aber seinem Verlangen, fremde Länder zu sehen, nicht widerstehen und bereiste England, Deutschland — (ein Aufenthalt von zwei Jahren fesselte ihn an Wien, wo er sich der Medicin und Musik widmete), dann Italien, Sicilien, Griechenland, die Türkei, die griechischen Inseln und Kleinasien. Von 1820 bis zu seinem am 13. Febr. 1862 erfolgten Tode beschäftigte er sich In dem heimathlichen Muskau, in edlem Freundschaftsverhältniß zu seinem fürstlichen Gönner, ausschließlich mit dichterischen Arbeiten. Seine „Gedichte mit Compositionen“ gab im Jahre 1811 der Graf Pückler heraus, der lange für den Verfasser galt. Seine Novellen erschienen einzeln in Zeitschriften und Taschenbüchern, dann gesammelt 5 Bände „Novellen“ (1825—29), „Neue Novellen“, 4 Bände (1831—35), „Lavabecher“, 2 Bände (1833) und „Kleine Romane“, 5 Bände (1837—39). Ferner „Die Göttliche Komödie in Rom“ (1846), „Graf Promnitz“ (1846), „Generion von Toulouse“ (1846) und „Die Sibylle von Mantua“ (1803). Von seinen zahlreichen spruchartigen oder Lehrdichtungen sind die bekanntesten „Das Laienbrevier“ (1834) und „Der Weltpriester“ (1846), denen 1854 zwei Bände „Hausreden“, „Hafis in Hellas“ und der „Koran der Liebe“ folgten. Aus den wunderlichsten Elementen gemischt steht die Erscheinung dieses reichbegabten Mannes vor uns und läßt uns in demselben Augenblick die lebhafteste Anziehungskraft empfinden, wo wir uns mit heimlichem Grauen und Widerwillen von ihr abwenden. Tiefe und zarte Weisheit, und eine im Irrgarten alles Wahnwitzes berauscht herumtaumelnde Phantasie; eine Fülle von Kenntnissen in Länder- und Völkergeschicht'n, und dabei der Hang, in der novelli-

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/5>, abgerufen am 20.04.2024.