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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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rath des Königs wieder in Anregung, welche der Vater desselben schon vorbereitet. Die Abhängigen und Gefälligen hielten dies für ein Wort von oben -- dem sogenannten oben -- herab, das von ihrem Hauch belebt werden mußte; die Freien und Widerstrebenden ergriffen die Verheirathung als eine Erlösung von der sie unterdrückenden Sigbritte und von der Schmach seiner Verbindung mit Düvecke. Aus Staatsgründen ward sie dem Herrn vorgestellt -- und wider Erwartung willigte er ein. Denn wie man eine Heirath an die linke Hand kennt, welche einem Weibe alle natürlichen Rechte des Weibes auf den Mann gönnt und ihr und ihren Kindern alle Ansprüche auf gleichen Rang und gleiches Erbe versagt, so wollte Christian im Gegentheile seine Gemahlin sich gleichsam nur an den Thron antrauen lassen, ihr alle Ansprüche einer Königin gönnen, aber alle Rechte eines Weibes versagen. Er wollte also heirathen, wie wohl Jemand, der sich durch das Band der Ehe nicht für gebunden halten will, und ein Weib haben -- als habe er kein Weib.

Frau Sigbritte war wiederum gegen seine Erwartung hocherfreut über sein leises Aushorchen, was sie dazu sagen werde; denn die Braut war die sehr junge, aber auch sehr schöne Isabella, des Erzherzogs Philipp von Oesterreich und Königs von Castilien zweite Tochter, eine mit allen Gaben der Natur und allen Vortheilen der Erziehung und dem vortrefflichsten Herzen ausgestattete Jungfrau, eine Schwester des burgundischen

rath des Königs wieder in Anregung, welche der Vater desselben schon vorbereitet. Die Abhängigen und Gefälligen hielten dies für ein Wort von oben — dem sogenannten oben — herab, das von ihrem Hauch belebt werden mußte; die Freien und Widerstrebenden ergriffen die Verheirathung als eine Erlösung von der sie unterdrückenden Sigbritte und von der Schmach seiner Verbindung mit Düvecke. Aus Staatsgründen ward sie dem Herrn vorgestellt — und wider Erwartung willigte er ein. Denn wie man eine Heirath an die linke Hand kennt, welche einem Weibe alle natürlichen Rechte des Weibes auf den Mann gönnt und ihr und ihren Kindern alle Ansprüche auf gleichen Rang und gleiches Erbe versagt, so wollte Christian im Gegentheile seine Gemahlin sich gleichsam nur an den Thron antrauen lassen, ihr alle Ansprüche einer Königin gönnen, aber alle Rechte eines Weibes versagen. Er wollte also heirathen, wie wohl Jemand, der sich durch das Band der Ehe nicht für gebunden halten will, und ein Weib haben — als habe er kein Weib.

Frau Sigbritte war wiederum gegen seine Erwartung hocherfreut über sein leises Aushorchen, was sie dazu sagen werde; denn die Braut war die sehr junge, aber auch sehr schöne Isabella, des Erzherzogs Philipp von Oesterreich und Königs von Castilien zweite Tochter, eine mit allen Gaben der Natur und allen Vortheilen der Erziehung und dem vortrefflichsten Herzen ausgestattete Jungfrau, eine Schwester des burgundischen

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[0061] rath des Königs wieder in Anregung, welche der Vater desselben schon vorbereitet. Die Abhängigen und Gefälligen hielten dies für ein Wort von oben — dem sogenannten oben — herab, das von ihrem Hauch belebt werden mußte; die Freien und Widerstrebenden ergriffen die Verheirathung als eine Erlösung von der sie unterdrückenden Sigbritte und von der Schmach seiner Verbindung mit Düvecke. Aus Staatsgründen ward sie dem Herrn vorgestellt — und wider Erwartung willigte er ein. Denn wie man eine Heirath an die linke Hand kennt, welche einem Weibe alle natürlichen Rechte des Weibes auf den Mann gönnt und ihr und ihren Kindern alle Ansprüche auf gleichen Rang und gleiches Erbe versagt, so wollte Christian im Gegentheile seine Gemahlin sich gleichsam nur an den Thron antrauen lassen, ihr alle Ansprüche einer Königin gönnen, aber alle Rechte eines Weibes versagen. Er wollte also heirathen, wie wohl Jemand, der sich durch das Band der Ehe nicht für gebunden halten will, und ein Weib haben — als habe er kein Weib. Frau Sigbritte war wiederum gegen seine Erwartung hocherfreut über sein leises Aushorchen, was sie dazu sagen werde; denn die Braut war die sehr junge, aber auch sehr schöne Isabella, des Erzherzogs Philipp von Oesterreich und Königs von Castilien zweite Tochter, eine mit allen Gaben der Natur und allen Vortheilen der Erziehung und dem vortrefflichsten Herzen ausgestattete Jungfrau, eine Schwester des burgundischen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:50:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:50:59Z)

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/61>, abgerufen am 25.11.2024.