Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.verkaufen darf, damit euer Peter in Rom endlich einmal fertig, und Alles und Jedes von dem colossalen Weltspectakel gegossen, gemalt und von Steinen erbaut wird -- aus der weisen Absicht der Vorsehung: damit Alles recht sichtbar und die Menschheit überzeugend auch einfallen kann. Doch soll er hier meiner Düvecke eilfhundert Gülden davon schenken; und gegen sie zu reden, will ich hier männiglich widerrathen haben! -- wie der König meint! -- VI. Die Kindtaufe. Die Wirkung dieser letzten athembeklemmenden Scene war nun in den verschiedenen Gemüthern verschieden. Frau Sigbritte, an ihrem liebsten Wirken erschüttert, faßte einen grimmigen Haß gegen den Erzbischof Erik und -- machte den Ablaßkram und das Pfaffenthum im Reiche verhaßt, was eine entscheidende Folge hatte, da Luther in Sachsen aufgetreten war. Torbern ergriff inniges Leid um Düvecke, die schwieg wie zuvor. Er hätte sein Leben gelassen, um sie zu erlösen aus der Hand des Königs oder der Mutter, deren Opfer sie war. Diese merkte seine Stimmung, und zu Zeiten auch manchmal gerührt durch die Freudelosigkeit ihrer Tochter, da sie frohlocken sollte, wie sie meinte, ließ sie ihr den Umgang mit ihrem einzigen Freunde, mit Torbern, nach, begünstigte diesen, wo sie nur konnte, ja, sie äußerte einst, daß sie ihm ihre Toch- verkaufen darf, damit euer Peter in Rom endlich einmal fertig, und Alles und Jedes von dem colossalen Weltspectakel gegossen, gemalt und von Steinen erbaut wird — aus der weisen Absicht der Vorsehung: damit Alles recht sichtbar und die Menschheit überzeugend auch einfallen kann. Doch soll er hier meiner Düvecke eilfhundert Gülden davon schenken; und gegen sie zu reden, will ich hier männiglich widerrathen haben! — wie der König meint! — VI. Die Kindtaufe. Die Wirkung dieser letzten athembeklemmenden Scene war nun in den verschiedenen Gemüthern verschieden. Frau Sigbritte, an ihrem liebsten Wirken erschüttert, faßte einen grimmigen Haß gegen den Erzbischof Erik und — machte den Ablaßkram und das Pfaffenthum im Reiche verhaßt, was eine entscheidende Folge hatte, da Luther in Sachsen aufgetreten war. Torbern ergriff inniges Leid um Düvecke, die schwieg wie zuvor. Er hätte sein Leben gelassen, um sie zu erlösen aus der Hand des Königs oder der Mutter, deren Opfer sie war. Diese merkte seine Stimmung, und zu Zeiten auch manchmal gerührt durch die Freudelosigkeit ihrer Tochter, da sie frohlocken sollte, wie sie meinte, ließ sie ihr den Umgang mit ihrem einzigen Freunde, mit Torbern, nach, begünstigte diesen, wo sie nur konnte, ja, sie äußerte einst, daß sie ihm ihre Toch- <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0069"/> verkaufen darf, damit euer Peter in Rom endlich einmal fertig, und Alles und Jedes von dem colossalen Weltspectakel gegossen, gemalt und von Steinen erbaut wird — aus der weisen Absicht der Vorsehung: damit Alles recht sichtbar und die Menschheit überzeugend auch einfallen kann. Doch soll er hier meiner Düvecke eilfhundert Gülden davon schenken; und gegen sie zu reden, will ich hier männiglich widerrathen haben! — wie der König meint! —</p><lb/> </div> <div type="chapter" n="6"> <head>VI. Die Kindtaufe.</head> <p>Die Wirkung dieser letzten athembeklemmenden Scene war nun in den verschiedenen Gemüthern verschieden. Frau Sigbritte, an ihrem liebsten Wirken erschüttert, faßte einen grimmigen Haß gegen den Erzbischof Erik und — machte den Ablaßkram und das Pfaffenthum im Reiche verhaßt, was eine entscheidende Folge hatte, da Luther in Sachsen aufgetreten war. Torbern ergriff inniges Leid um Düvecke, die schwieg wie zuvor. Er hätte sein Leben gelassen, um sie zu erlösen aus der Hand des Königs oder der Mutter, deren Opfer sie war. Diese merkte seine Stimmung, und zu Zeiten auch manchmal gerührt durch die Freudelosigkeit ihrer Tochter, da sie frohlocken sollte, wie sie meinte, ließ sie ihr den Umgang mit ihrem einzigen Freunde, mit Torbern, nach, begünstigte diesen, wo sie nur konnte, ja, sie äußerte einst, daß sie ihm ihre Toch-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0069]
verkaufen darf, damit euer Peter in Rom endlich einmal fertig, und Alles und Jedes von dem colossalen Weltspectakel gegossen, gemalt und von Steinen erbaut wird — aus der weisen Absicht der Vorsehung: damit Alles recht sichtbar und die Menschheit überzeugend auch einfallen kann. Doch soll er hier meiner Düvecke eilfhundert Gülden davon schenken; und gegen sie zu reden, will ich hier männiglich widerrathen haben! — wie der König meint! —
VI. Die Kindtaufe. Die Wirkung dieser letzten athembeklemmenden Scene war nun in den verschiedenen Gemüthern verschieden. Frau Sigbritte, an ihrem liebsten Wirken erschüttert, faßte einen grimmigen Haß gegen den Erzbischof Erik und — machte den Ablaßkram und das Pfaffenthum im Reiche verhaßt, was eine entscheidende Folge hatte, da Luther in Sachsen aufgetreten war. Torbern ergriff inniges Leid um Düvecke, die schwieg wie zuvor. Er hätte sein Leben gelassen, um sie zu erlösen aus der Hand des Königs oder der Mutter, deren Opfer sie war. Diese merkte seine Stimmung, und zu Zeiten auch manchmal gerührt durch die Freudelosigkeit ihrer Tochter, da sie frohlocken sollte, wie sie meinte, ließ sie ihr den Umgang mit ihrem einzigen Freunde, mit Torbern, nach, begünstigte diesen, wo sie nur konnte, ja, sie äußerte einst, daß sie ihm ihre Toch-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-16T10:50:59Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-16T10:50:59Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |