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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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So freundlich bittend zog sie der Kleine hinein.

Drin im Zimmer war sie angenehm überrascht. Es war die Wohnung einer anscheinend glücklichen Mutter, die heut ihr schönstes Fest begeht und ein Geheimniß der Liebe, ein Werk der heiligen Natur, das sie verborgen durch all ihrer Kräfte Wunder gebildet, den Menschen zeigen und es einweihen will zu einem frommen Leben auf der Erde, die es für kurze Tage betritt. -- Hier hingen breite bunte Bänder über die grüne Lehne des Sessels; dort saß ein Spitzenhäubchen auf einer angegossenen Flasche Wein, daraus sie das Kleine gewaschen, und selbst in dem noch halb vollen Weinglas standen einige Blumen, die wahrscheinlich der kleine Hans darin aufbewahrt und die er zuvor dem Schwesterchen gebracht.

Sehen Sie nur den kleinen Schelm, sprach Düvecke zürnend und doch lächelnd, hat er nicht dem kleinen Windelkinde das ganze kleine Mündchen voll Zuckerbrot gesteckt aus Wohlmeinen! -- Aber das Kind wäre bald erstickt -- und ich wäre vor Schrecken und Kummer gestorben! Da sehen sie nur, wie es schläft!

Düvecke ging auf leisen Zehen zur ruhenden Wiege, hob mit den Fingerspitzen den Schleier empor, und darunter blühte im Schlaf ein liebliches Mädchen. Diese ward es nicht müde, es zu zeigen, Isabella nicht müde, es zu sehen, denn der Anblick zündete eine unersättliche Begierde, eine heilige Sehnsucht in ihr an. Dann sahen sich beide Frauen in die Augen, und beiden gingen sie über; dann schlossen sie sie beide und athmeten kaum.

So freundlich bittend zog sie der Kleine hinein.

Drin im Zimmer war sie angenehm überrascht. Es war die Wohnung einer anscheinend glücklichen Mutter, die heut ihr schönstes Fest begeht und ein Geheimniß der Liebe, ein Werk der heiligen Natur, das sie verborgen durch all ihrer Kräfte Wunder gebildet, den Menschen zeigen und es einweihen will zu einem frommen Leben auf der Erde, die es für kurze Tage betritt. — Hier hingen breite bunte Bänder über die grüne Lehne des Sessels; dort saß ein Spitzenhäubchen auf einer angegossenen Flasche Wein, daraus sie das Kleine gewaschen, und selbst in dem noch halb vollen Weinglas standen einige Blumen, die wahrscheinlich der kleine Hans darin aufbewahrt und die er zuvor dem Schwesterchen gebracht.

Sehen Sie nur den kleinen Schelm, sprach Düvecke zürnend und doch lächelnd, hat er nicht dem kleinen Windelkinde das ganze kleine Mündchen voll Zuckerbrot gesteckt aus Wohlmeinen! — Aber das Kind wäre bald erstickt — und ich wäre vor Schrecken und Kummer gestorben! Da sehen sie nur, wie es schläft!

Düvecke ging auf leisen Zehen zur ruhenden Wiege, hob mit den Fingerspitzen den Schleier empor, und darunter blühte im Schlaf ein liebliches Mädchen. Diese ward es nicht müde, es zu zeigen, Isabella nicht müde, es zu sehen, denn der Anblick zündete eine unersättliche Begierde, eine heilige Sehnsucht in ihr an. Dann sahen sich beide Frauen in die Augen, und beiden gingen sie über; dann schlossen sie sie beide und athmeten kaum.

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[0086] So freundlich bittend zog sie der Kleine hinein. Drin im Zimmer war sie angenehm überrascht. Es war die Wohnung einer anscheinend glücklichen Mutter, die heut ihr schönstes Fest begeht und ein Geheimniß der Liebe, ein Werk der heiligen Natur, das sie verborgen durch all ihrer Kräfte Wunder gebildet, den Menschen zeigen und es einweihen will zu einem frommen Leben auf der Erde, die es für kurze Tage betritt. — Hier hingen breite bunte Bänder über die grüne Lehne des Sessels; dort saß ein Spitzenhäubchen auf einer angegossenen Flasche Wein, daraus sie das Kleine gewaschen, und selbst in dem noch halb vollen Weinglas standen einige Blumen, die wahrscheinlich der kleine Hans darin aufbewahrt und die er zuvor dem Schwesterchen gebracht. Sehen Sie nur den kleinen Schelm, sprach Düvecke zürnend und doch lächelnd, hat er nicht dem kleinen Windelkinde das ganze kleine Mündchen voll Zuckerbrot gesteckt aus Wohlmeinen! — Aber das Kind wäre bald erstickt — und ich wäre vor Schrecken und Kummer gestorben! Da sehen sie nur, wie es schläft! Düvecke ging auf leisen Zehen zur ruhenden Wiege, hob mit den Fingerspitzen den Schleier empor, und darunter blühte im Schlaf ein liebliches Mädchen. Diese ward es nicht müde, es zu zeigen, Isabella nicht müde, es zu sehen, denn der Anblick zündete eine unersättliche Begierde, eine heilige Sehnsucht in ihr an. Dann sahen sich beide Frauen in die Augen, und beiden gingen sie über; dann schlossen sie sie beide und athmeten kaum.

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/86>, abgerufen am 27.11.2024.