Aergste leckt des Mummolin rauhe Zunge hinweg. Komm her, braver Mumolin, der mich noch nicht verrathen hat ..
Er schwieg athemschöpfend und streichelte den Hund.
Meine Botschaft ... hub Ekkehard an.
Der Greis aber winkte ihm: Geduldet Euch, nüchtern ist nicht gut reden. Ihr werdet hungrig sein. Nichts ist niederträchtiger und hei- liger als der Hunger!143) hat jener Decan gesagt, da sein Gastfreund von sechs Forellen fünf aß und ihm die kleinste zurückließ. Wer mit der Welt draußen zu thun gehabt, vergißt den Spruch nicht. Rauching, richt' unser Mahl.
Der ging hinüber in ein anstoßend Felsengemach, das war zur Küche hergerichtet; in etlichen Nischen stunden seine Vorräthe: bald wirbelte aus dem Höhlenschornstein eine weiße Rauchwolke dem blauen Himmel entgegen, und das Werk des Kochens war beendet. Eine Steinplatte mußte als Tisch gelten. Als des Mahles Krone prangte ein Hecht, aber der Hecht war alt und trug Moos auf dem Haupt, sein Fleisch schmeckte zäh wie Leder. Auch einen Krug röthlichen Weines brachte Rauching herbei, aber der wuchs auf den Sipplinger Hügeln und die erfreuen sich noch heute des Leumunds, daß ihr Wein der sauern sauerster am ganzen See.144) Rauching wartete auf und saß nicht zu ihnen nieder.
Was bringt Ihr mir? frug der Alte, wie die schmale Mahlzeit beendet.
Schlimme Botschaft; die Hunnen sind in's Land gebrochen, bald treten ihre Hufen die schwäbische Erde.
Recht! sprach der Greis, das gehört euch. Sind die Nordmänner auch wieder auf der Fahrt?
Ihr sprechet sonderbar, sagte Ekkehard.
Des Alten Aug' ward glänzender. Und wenn euch die Feinde wie Schwämme aus der Erde wachsen, ihr habt's verdient, ihr und eure Herren. Rauching, füll' dein Glas, die Hunnen kommen .. neque enim! Nun soll euch die Suppe schmecken, die eure Herren gesalzen haben. Ein großes stolzes Reich ist aufgerichtet gestanden, vom Ebro bis an die Raab und bis hinauf an die dänische Mark, keine Rattmaus hät' einschleichen dürfen, ohne daß treue Wächter sie gefangen, so hat's der große Kaiser Karl ..
Aergſte leckt des Mummolin rauhe Zunge hinweg. Komm her, braver Mumolin, der mich noch nicht verrathen hat ..
Er ſchwieg athemſchöpfend und ſtreichelte den Hund.
Meine Botſchaft ... hub Ekkehard an.
Der Greis aber winkte ihm: Geduldet Euch, nüchtern iſt nicht gut reden. Ihr werdet hungrig ſein. Nichts iſt niederträchtiger und hei- liger als der Hunger!143) hat jener Decan geſagt, da ſein Gaſtfreund von ſechs Forellen fünf aß und ihm die kleinſte zurückließ. Wer mit der Welt draußen zu thun gehabt, vergißt den Spruch nicht. Rauching, richt' unſer Mahl.
Der ging hinüber in ein anſtoßend Felſengemach, das war zur Küche hergerichtet; in etlichen Niſchen ſtunden ſeine Vorräthe: bald wirbelte aus dem Höhlenſchornſtein eine weiße Rauchwolke dem blauen Himmel entgegen, und das Werk des Kochens war beendet. Eine Steinplatte mußte als Tiſch gelten. Als des Mahles Krone prangte ein Hecht, aber der Hecht war alt und trug Moos auf dem Haupt, ſein Fleiſch ſchmeckte zäh wie Leder. Auch einen Krug röthlichen Weines brachte Rauching herbei, aber der wuchs auf den Sipplinger Hügeln und die erfreuen ſich noch heute des Leumunds, daß ihr Wein der ſauern ſauerſter am ganzen See.144) Rauching wartete auf und ſaß nicht zu ihnen nieder.
Was bringt Ihr mir? frug der Alte, wie die ſchmale Mahlzeit beendet.
Schlimme Botſchaft; die Hunnen ſind in's Land gebrochen, bald treten ihre Hufen die ſchwäbiſche Erde.
Recht! ſprach der Greis, das gehört euch. Sind die Nordmänner auch wieder auf der Fahrt?
Ihr ſprechet ſonderbar, ſagte Ekkehard.
Des Alten Aug' ward glänzender. Und wenn euch die Feinde wie Schwämme aus der Erde wachſen, ihr habt's verdient, ihr und eure Herren. Rauching, füll' dein Glas, die Hunnen kommen .. neque enim! Nun ſoll euch die Suppe ſchmecken, die eure Herren geſalzen haben. Ein großes ſtolzes Reich iſt aufgerichtet geſtanden, vom Ebro bis an die Raab und bis hinauf an die däniſche Mark, keine Rattmaus hät' einſchleichen dürfen, ohne daß treue Wächter ſie gefangen, ſo hat's der große Kaiſer Karl ..
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Aergſte leckt des Mummolin rauhe Zunge hinweg. Komm her, braver
Mumolin, der mich noch nicht verrathen hat ..
Er ſchwieg athemſchöpfend und ſtreichelte den Hund.
Meine Botſchaft ... hub Ekkehard an.
Der Greis aber winkte ihm: Geduldet Euch, nüchtern iſt nicht gut
reden. Ihr werdet hungrig ſein. Nichts iſt niederträchtiger und hei-
liger als der Hunger!
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hat jener Decan geſagt, da ſein Gaſtfreund
von ſechs Forellen fünf aß und ihm die kleinſte zurückließ. Wer mit
der Welt draußen zu thun gehabt, vergißt den Spruch nicht. Rauching,
richt' unſer Mahl.
Der ging hinüber in ein anſtoßend Felſengemach, das war zur
Küche hergerichtet; in etlichen Niſchen ſtunden ſeine Vorräthe: bald
wirbelte aus dem Höhlenſchornſtein eine weiße Rauchwolke dem blauen
Himmel entgegen, und das Werk des Kochens war beendet. Eine
Steinplatte mußte als Tiſch gelten. Als des Mahles Krone prangte
ein Hecht, aber der Hecht war alt und trug Moos auf dem Haupt,
ſein Fleiſch ſchmeckte zäh wie Leder. Auch einen Krug röthlichen
Weines brachte Rauching herbei, aber der wuchs auf den Sipplinger
Hügeln und die erfreuen ſich noch heute des Leumunds, daß ihr Wein
der ſauern ſauerſter am ganzen See.
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Rauching wartete auf und
ſaß nicht zu ihnen nieder.
Was bringt Ihr mir? frug der Alte, wie die ſchmale Mahlzeit
beendet.
Schlimme Botſchaft; die Hunnen ſind in's Land gebrochen, bald
treten ihre Hufen die ſchwäbiſche Erde.
Recht! ſprach der Greis, das gehört euch. Sind die Nordmänner
auch wieder auf der Fahrt?
Ihr ſprechet ſonderbar, ſagte Ekkehard.
Des Alten Aug' ward glänzender. Und wenn euch die Feinde
wie Schwämme aus der Erde wachſen, ihr habt's verdient, ihr und
eure Herren. Rauching, füll' dein Glas, die Hunnen kommen ..
neque enim! Nun ſoll euch die Suppe ſchmecken, die eure Herren
geſalzen haben. Ein großes ſtolzes Reich iſt aufgerichtet geſtanden,
vom Ebro bis an die Raab und bis hinauf an die däniſche Mark,
keine Rattmaus hät' einſchleichen dürfen, ohne daß treue Wächter ſie
gefangen, ſo hat's der große Kaiſer Karl ..
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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/161>, abgerufen am 21.11.2024.
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